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Jedes siebte Kind in Deutschland lebt in Armut – Einwandererfamilien besonders gefährdet

beasternchen (CC0), Pixabay
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Deutschland ist eines der reichsten Länder Europas – und doch wächst eine große Zahl von Kindern in finanzieller Unsicherheit auf. Neue Daten des Statistischen Bundesamts zeigen, dass 2024 rund 2,2 Millionen Minderjährige als armutsgefährdet gelten. Das entspricht 15,2 Prozent aller unter 18-Jährigen und damit einem deutlichen Anstieg gegenüber dem Vorjahr.

Armutsgefährdet ist statistisch, wer in einem Haushalt lebt, der weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen verfügbaren Einkommens zur Verfügung hat. Für eine alleinlebende Person lag diese Grenze bei 1381 Euro netto im Monat. Für ein Paar mit zwei Kindern unter 14 Jahren markiert ein Einkommen unter 2900 Euro die Gefährdungsschwelle. Besonders Alleinerziehende geraten schnell unter diese Marke, wenn etwa ein Jobverlust oder steigende Lebenshaltungskosten hinzukommen.

Die Zahlen zeigen zudem, wie stark die soziale Herkunft über Chancen entscheidet. Hat keine oder nur eine sehr geringe Bildung stattgefunden, liegt das Risiko für Kinder, in Armut zu leben, bei rund 42 Prozent. Bei Eltern mit Abitur oder abgeschlossener Berufsausbildung sinkt die Quote drastisch, bei Hochschulabsolventen gar auf etwas über sieben Prozent.

Einer der auffälligsten Befunde betrifft Familien mit Einwanderungsgeschichte. In diesen Haushalten ist etwa jedes dritte Kind von Armut bedroht – viermal so häufig wie bei Gleichaltrigen ohne Migrationsbezug. Sprachbarrieren, Hürden auf dem Arbeitsmarkt oder fehlende Netzwerke können die wirtschaftliche Lage zusätzlich erschweren.

Die Auswirkungen lassen sich im Alltag der Betroffenen ablesen. Bei über elf Prozent der unter 16-Jährigen in Deutschland fehlen mindestens drei grundlegende Dinge, die für andere selbstverständlich sind: etwa funktionierende Möbel, neue Kleidung oder eine einwöchige Auszeit vom Alltag. Manche Kinder haben nicht einmal ein zweites Paar Schuhe. Auch Klassenfahrten oder Sportvereine werden für viele zur unüberwindbaren Hürde – und damit zu einem sozialen Ausschluss, der weit über das Materielle hinausgeht.

Die Statistik offenbart damit mehr als nur Zahlen. Sie zeigt eine Realität, in der Millionen junge Menschen mit einem Handicap in ihre Zukunft starten. Eine Realität, die mahnt, soziale und bildungspolitische Strategien zu stärken, bevor aus Chancenungleichheit dauerhafte Abgehängtheit wird.

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