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„Jagd auf Menschen?“ – Anzeige gegen Serbiens Präsident Vucic wegen mutmaßlicher Sniper-Touristen während der Belagerung Sarajevos

MIH83 (CC0), Pixabay
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Der Konflikt um die sogenannte „Sarajevo-Safari“ bekommt eine dramatische neue Dimension: Der kroatische Investigativjournalist Domagoj Margetić hat bei der Staatsanwaltschaft in Mailand Strafanzeige gegen den serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić eingereicht. Er wirft ihm eine mögliche Beteiligung an einem der grausamsten, bislang kaum aufgearbeiteten Kapitel des Bosnienkriegs vor.

Worum geht es in der „Sarajevo-Safari“?

Während der Belagerung Sarajevos in den 1990er Jahren sollen Scharfschützen aus Italien und anderen Ländern wie auf einem makabren „Tourismus-Angebot“ gegen Bezahlung auf unbewaffnete Zivilisten geschossen haben – darunter Frauen und Kinder. Zeugenaussagen und Medienberichte sprechen von einer Art „Jagd auf Menschen“, organisiert durch ultranationalistische serbische Einheiten.

Diese Vorwürfe gehören zu den verstörendsten Aspekten des Bosnienkriegs. Nun könnte erstmals ein amtierendes Staatsoberhaupt mit ihnen in Verbindung gebracht werden.

Vorwürfe gegen Vučić: Anwesenheit an einem Scharfschützen-Stützpunkt?

Margetić veröffentlichte vor kurzem Material in sozialen Netzwerken, das belegen soll, dass Vučić – damals ein junger Freiwilliger – an einem der militärischen Stützpunkte in Sarajevo anwesend gewesen sei. Von diesen Stellungen aus sollen ausländische „Scharfschützentouristen“ gemeinsam mit serbischen Paramilitärs auf Zivilpersonen gezielt haben.

Offiziell weist Vučić bisher alle Vorwürfe zurück. Doch der Druck wächst, da die Mailänder Staatsanwaltschaft laut italienischen Medien bereits Ermittlungen aufgenommen hat.

Wie kam es zu den Ermittlungen? Ein italienischer Autor brachte den Stein ins Rollen

Der italienische Schriftsteller Ezio Gavazzeni reichte kürzlich eine Strafanzeige ein, die die italienische Justiz aktivierte. Seine Schilderungen zeichnen ein schockierendes Bild:

  • Die Sniper-Touristen seien wohlhabende Waffennarren, teils mit rechtsradikalen Ansichten gewesen.

  • Die gesamte Reise sei als Jagdausflug getarnt worden.

  • Die Anreise erfolgte per Flug mit einer „serbischen Fluggesellschaft“ nach Belgrad.

  • Dort seien sie von Kontakten abgeholt und per Hubschrauber zu Schießpositionen gebracht worden.

Nach Einschätzung italienischer Ermittler soll ein solcher „Ausflug“ 80.000 bis 100.000 Euro gekostet haben. Der Preis für das Schießen auf Kinder sei sogar noch höher gewesen – ein Detail, das tiefen Abscheu hervorruft.

Ein düsteres Kapitel des Bosnienkriegs rückt wieder ins Licht

Die Belagerung Sarajevos (1992–1996) gilt als eine der blutigsten Episoden des Krieges. Rund 11.000 Menschen starben, Tausende wurden verletzt oder dauerhaft traumatisiert. Viele Gräueltaten sind bis heute nicht vollständig aufgeklärt.

Die „Sarajevo-Safari“ – lange als Gerücht oder Kriegsmythos betrachtet – wird nun Stück für Stück juristisch untersucht. Je mehr Zeugen sich melden, desto klarer wird das Ausmaß einer möglichen systematischen Barbarei, bei der Menschenleben zur Ware wurden.

Was bedeutet die Anzeige für Vučić?

Auch wenn ein amtierender Präsident rechtlich schwer angreifbar ist, kann ein internationales Ermittlungsverfahren erheblichen politischen Schaden anrichten. Die Vorwürfe stehen im Raum:

  • War Vučić Zeuge der Vorgänge?

  • War er möglicherweise beteiligt oder hat sie gedeckt?

  • Oder wurde seine Präsenz lediglich politisch instrumentalisiert?

Die italienischen Ermittlungen stehen noch am Anfang – doch die mediale und politische Sprengkraft ist enorm.

Fazit

Die Anzeige gegen Vučić bringt einen der dunkelsten Vorwürfe des Bosnienkriegs zurück in die europäische Öffentlichkeit. Was damals in Sarajevo geschah, könnte jahrzehntelang systematisch vertuscht worden sein. Nun stehen erstmals hochrangige politische Akteure im Zentrum möglicher Ermittlungen.

Die kommenden Wochen dürften entscheiden, ob aus den erschütternden Vorwürfen ein internationales Verfahren wird – oder ein politischer Sturm, der Europa noch lange beschäftigt.

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