Nach Jahren der Unsicherheit für Chinas Tech-Unternehmen scheint sich das Blatt zu wenden: Staatschef Xi Jinping hat sich mit führenden Wirtschaftsgrößen, darunter Alibaba-Mitbegründer Jack Ma, in Peking getroffen. Ein starkes Signal, dass die chinesische Regierung ihre harte Regulierungspolitik gegenüber der Privatwirtschaft überdenkt – zumindest, wenn es der Wirtschaft nutzt.
Vom Staatsfeind zum Ehrengast?
Jack Ma, der einst als das Gesicht des chinesischen Wirtschaftswunders galt, war nach seiner offenen Kritik an der Finanzpolitik Pekings 2020 fast vollständig aus der Öffentlichkeit verschwunden. Seine Rede löste die härteste Regulierungskampagne gegen Privatunternehmen in der Geschichte Chinas aus, die nicht nur Alibaba, sondern auch Tech-Riesen wie Tencent, Didi und Meituan traf.
Dass Ma nun auf einer Liste mit anderen Wirtschaftsschwergewichten wie Huawei-Gründer Ren Zhengfei und Xiaomi-CEO Lei Jun auftaucht, könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Regierung die Bedeutung der Privatwirtschaft für die wirtschaftliche Erholung anerkennt.
Wirtschaftliche Notwendigkeit statt plötzlicher Einsicht
Die chinesische Wirtschaft kämpft mit mehreren Herausforderungen: Die erhoffte Post-Covid-Erholung blieb aus, der Immobiliensektor schwächelt, die Konsumlaune ist im Keller, und der Handelsstreit mit den USA wird zunehmend aggressiver geführt. Da überrascht es kaum, dass Xi Jinping nun die Wirtschaftskapitäne ins Boot holen will.
„Mit dem Abschwung der heimischen Wirtschaft und den zunehmenden geopolitischen Spannungen signalisiert die Regierung klar, dass sie auf den Privatsektor angewiesen ist, um Innovation und Wachstum voranzutreiben“, erklärt Angela Huyue Zhang, Juraprofessorin an der University of Southern California.
Ein ähnliches Bild zeichnet Fred Hu, Vorsitzender der Investmentfirma Primavera Capital: „Das Treffen mit den Unternehmern zeigt eine bedeutende Kurskorrektur in Chinas Wirtschaftspolitik.“
Bleibt die Frage: Wie lange dauert der Frieden?
Dass die Regierung auf einmal so geschäftsfreundlich auftritt, bedeutet nicht, dass der Kontrollwahn über Nacht verschwindet. Vielmehr könnte es sich um eine taktische Annäherung handeln – eine Art „Wirtschaftswende auf Probe“. Denn ein stabiles Investitionsklima erfordert nicht nur freundliche Gespräche, sondern verlässliche Rahmenbedingungen.
Chinas Tech-Bosse könnten also mit einem freundlichen Lächeln am Tisch gesessen haben – doch ob sie wirklich wieder ohne Angst investieren, bleibt abzuwarten.
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