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Ist Europa bereit, sich selbst zu verteidigen? Vier zentrale Fakten zur neuen Sicherheitslage

geralt (CC0), Pixabay
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Die Botschaft aus Washington ist unmissverständlich: Europa muss sich künftig selbst verteidigen.

In nur drei Monaten hat die Trump-Regierung eine jahrzehntelange außenpolitische Tradition der USA auf den Kopf gestellt. Der Rückzug amerikanischer Truppen aus Europa, der Druck auf ein schnelles Ende des Ukraine-Kriegs – notfalls durch Gebietsverluste an Russland – und ein Fokus auf den Pazifikraum verändern Europas Sicherheitsarchitektur grundlegend.

80 Jahre nach dem Sieg über Nazi-Deutschland steht Europa plötzlich wieder allein da.

„Wir haben den Frieden lange für selbstverständlich gehalten“, sagt Roberto Cingolani, Chef des italienischen Rüstungskonzerns Leonardo, im Gespräch mit CNN. „Jetzt wird uns bewusst: Frieden muss verteidigt werden.“

1. Militärische Aufrüstung in Europa: Zu spät?

Nach Jahren stagnierender Verteidigungsausgaben stocken Länder wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien nun ihre Budgets massiv auf. Doch der Modernisierungsbedarf ist groß: Truppenstärke, Ausrüstung und Einsatzbereitschaft befinden sich seit Ende des Kalten Krieges auf einem Tiefpunkt.

Ein Bericht des International Institute for Strategic Studies in London warnt:

„Der hohe Verschleiß im Ukraine-Krieg hat die Mängel der europäischen Armeen schonungslos offengelegt.“

2. Osteuropa rüstet schneller – Polen als Vorreiter

Staaten an der NATO-Ostflanke handeln entschlossener. Polen etwa investiert massiv in die eigene Verteidigung. Für die Trump-Regierung gilt Warschau als Musterbeispiel für Selbstverantwortung – doch Polens Motivation liegt eher in jahrzehntelanger historischer Erfahrung mit Russland als in politischen Gefälligkeiten.

3. Die US-Truppenpräsenz schwindet

Zwar sind derzeit rund 80.000 US-Soldaten in Europa stationiert – ein Zuwachs nach Russlands Invasion der Ukraine. Doch im Vergleich zum Kalten Krieg, als zeitweise fast 500.000 US-Truppen in Europa standen, ist das wenig.

US-Stützpunkte in Deutschland, Italien, Polen, aber auch in Griechenland und der Türkei, bilden das Rückgrat westlicher Abschreckung und globaler Einsatzfähigkeit. Doch Trumps Regierung stellt deren Zukunft infrage. Stattdessen will Washington Militärpräsenz im Indopazifik stärken, insbesondere im Südchinesischen Meer.

4. Europas Atomwaffen – zu wenig für echte Abschreckung

Die nukleare Abschreckung Europas ist stark von den USA abhängig. Zwar besitzen Großbritannien und Frankreich eigene Atomwaffen – doch sie kommen gemeinsam auf nur rund ein Zehntel von Russlands Arsenal. Die nukleare Parität mit Moskau wird allein durch in Europa stationierte US-Atomwaffen gewährleistet.

Während der ersten Kriegsmonate in der Ukraine hatte Russland wiederholt mit einem nuklearen Einsatz gedroht – seither ist das Thema zwar aus den Schlagzeilen verschwunden, doch die Gefahr bleibt.

Fazit: Europas neue Realität

Europa steht an einem sicherheitspolitischen Wendepunkt. Der US-Rückzug zwingt die EU-Staaten zu einer neuen strategischen Eigenverantwortung. Militärische Investitionen nehmen zu, aber der Weg zu einer schlagkräftigen, eigenständigen Verteidigung ist lang.

Die kommenden Jahre werden zeigen, ob Europa die Lücke füllen kann, die Amerika hinterlässt – oder ob die sicherheitspolitische Abhängigkeit von Washington am Ende doch bestehen bleibt.

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