Israels Premierminister Benjamin Netanjahu hat angekündigt, den Militäreinsatz im Gazastreifen massiv auszuweiten. Laut Netanjahu habe das Sicherheitskabinett einer Operation zugestimmt, deren Ziel die dauerhafte Kontrolle über das Gebiet sei. Der Plan sieht vor, die Bevölkerung Gazas in den Süden zu verlagern, während israelische Truppen Gebiete besetzen und dort verbleiben sollen.
Die neue Operation trägt den Namen „Gideons Wagen“ und wurde laut einem hochrangigen israelischen Sicherheitsbeamten einstimmig beschlossen. Hintergrund ist der fortdauernde Krieg gegen die Hamas sowie das Ziel, israelische Geiseln zu befreien. Sollte kein Abkommen über eine Freilassung erzielt werden, werde der Einsatz „mit voller Kraft“ beginnen, so der Beamte.
📍 Keine „Hit-and-run“-Taktik mehr
Netanjahu stellte in einer Videobotschaft klar, dass Israel nicht nur punktuell einrücken und sich wieder zurückziehen werde. Vielmehr solle dauerhaft Präsenz gezeigt werden: „Das ist kein Rein-und-Raus-Einsatz“, sagte er. „Reservisten werden mobilisiert, um Gebiete zu halten.“
Auch eine dauerhafte Sicherheitszone rund um den Gazastreifen sei geplant, um Waffenlieferungen an die Hamas zu verhindern.
🎯 Ziel: Geiseln zurückbringen – oder Hamas stürzen?
Israels Militärsprecher, General Effie Defrin, sagte, das „oberste Ziel“ der Operation sei die Rückkehr der Geiseln. Diese Aussage steht im Kontrast zu Netanjahus früherer Erklärung, wonach die Zerschlagung der Hamas das wichtigste Ziel sei. Die Familie vieler Geiseln äußerte sich besorgt über die Eskalation, da sie um das Leben ihrer Angehörigen fürchten.
🕊 Noch Hoffnung auf Waffenstillstand?
Die Offensive werde erst nach dem geplanten Besuch von US-Präsident Donald Trump in der Region beginnen, heißt es aus Regierungskreisen. Das Zeitfenster solle für ein mögliches Geiselabkommen genutzt werden. Trump wird kommende Woche Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Katar besuchen – ein Besuch in Israel ist derzeit nicht vorgesehen.
🇮🇱 Annexionspläne im Raum
Finanzminister Bezalel Smotrich, ein prominenter Vertreter der israelischen Rechten, sagte offen, Israel werde den Gazastreifen „endgültig erobern“ und erwäge auch eine Annexion. Selbst ein Geiselabkommen werde die Truppen nicht zum Rückzug bewegen, so Smotrich.
🚫 Internationale Kritik – humanitäre Lage dramatisch
Die Vereinten Nationen warnten vor einer weiteren Eskalation. UN-Generalsekretär António Guterres sei „alarmiert“ über Israels Pläne, die Bodenoffensive auszuweiten, so ein Sprecher. Bereits jetzt herrsche in Gaza ein akuter Mangel an Lebensmitteln und medizinischer Versorgung. Seit Mitte März wurden nach palästinensischen Angaben über 2.400 Menschen getötet, seit Beginn des Krieges über 52.000.
🚑 Streit um humanitäre Hilfe
Seit neun Wochen lässt Israel keine Hilfsgüter mehr nach Gaza – als Druckmittel gegen die Hamas. Internationale Organisationen werfen Israel vor, Hunger gezielt als Waffe einzusetzen, was als Kriegsverbrechen gilt.
Laut israelischen Medien gab es in der Regierung heftige Auseinandersetzungen über die Wiederaufnahme von Hilfslieferungen. Während einige Minister vehement dagegen sind, betont der Generalstabschef der Armee, Israel sei völkerrechtlich zur Unterstützung der Zivilbevölkerung verpflichtet.
Die USA und Israel verhandeln derzeit über ein neues Hilfskonzept, das Lieferungen unter Umgehung der Hamas ermöglichen soll. Eine private Stiftung soll als Verwalterin der Hilfsgüter fungieren, unterstützt von der UNO und internationalen Organisationen. Hilfswerke haben das Konzept jedoch bereits kritisiert, da es humanitäre Grundprinzipien untergrabe.
Fazit: Israel bereitet eine tiefgreifende militärische Eskalation in Gaza vor – mit dem erklärten Ziel, Gebiete zu erobern und dauerhaft zu halten. Die internationale Gemeinschaft blickt mit Sorge auf die Pläne. Für die palästinensische Zivilbevölkerung könnte die Situation noch dramatischer werden.
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