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Interview mit Rechtsanwalt Reime: „Finger weg von vermeintlichen Investmentgruppen – Betrüger nutzen WhatsApp gezielt aus

Leovinus (CC0), Pixabay
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Frage: Herr Reime, die BaFin hat aktuell vor mehreren Anbietern gewarnt – unter anderem vor der Plattform Peelhuntaicore, die über WhatsApp-Gruppen wie „Gruppe für Börsengewinne 30“ oder „Ertrag durch Struktur 23“ Anleger anlockt. Wie schätzen Sie solche Angebote ein?

Rechtsanwalt Reime: Diese Gruppen sind in aller Regel nicht seriös. Betrüger nutzen den vertrauten Rahmen sozialer Netzwerke oder Messenger-Dienste, um Anlegern Scheinangebote mit hohen Renditeversprechen zu unterbreiten. Besonders gefährlich ist, dass der Kontakt meist persönlich und freundlich aufgebaut wird – man wird eingeladen, sieht vermeintliche Erfolgsgeschichten und glaubt, Teil einer exklusiven Investmentgemeinschaft zu sein. Doch dahinter stecken oft professionell organisierte Betrugsnetzwerke, die keinerlei Erlaubnis für Finanzgeschäfte haben.

Frage: Die BaFin weist darauf hin, dass Peelhuntaicore keine Genehmigung für Finanzdienstleistungen besitzt und auch nicht mit Peel Hunt Europe verbunden ist. Welche Bedeutung hat diese Erlaubnispflicht für Anleger?

Rechtsanwalt Reime: In Deutschland dürfen Finanz- und Bankdienstleistungen nur von Anbietern erbracht werden, die eine Lizenz der BaFin besitzen. Diese Genehmigung stellt sicher, dass bestimmte Transparenz-, Kapital- und Anlegerschutzstandards eingehalten werden.
Wer ohne Erlaubnis Finanzgeschäfte betreibt, handelt rechtswidrig. Anleger sollten sich daher niemals auf Angebote einlassen, deren Anbieter nicht in der BaFin-Datenbank gelistet sind. Der fehlende Eintrag ist ein klares Warnsignal.

Frage: Viele Betroffene erkennen den Betrug erst, wenn ihr Geld verschwunden ist. Gibt es Möglichkeiten, sich im Vorfeld zu schützen?

Rechtsanwalt Reime: Ja, und der wichtigste Schutz ist Skepsis. Anleger sollten bei jedem Angebot prüfen:

  • Ist der Anbieter in der BaFin-Datenbank oder bei einer anderen europäischen Aufsicht registriert?

  • Werden hohe Renditen ohne Risiko versprochen?

  • Läuft die gesamte Kommunikation über Messenger-Dienste oder Social Media?

  • Wird Druck aufgebaut oder sollen Gelder schnell überwiesen werden?

Wenn nur eine dieser Fragen mit „Ja“ beantwortet werden kann, sollte man sofort Abstand nehmen. Zudem sollten Anleger niemals Apps installieren oder persönliche Daten preisgeben, wenn sie den Anbieter nicht zweifelsfrei verifizieren können.

Frage: Die BaFin hat auch erneut vor der De lening voor iedeeren Group gewarnt, die über verschiedene Websites angeblich Kredite vermittelt. Was ist hier problematisch?

Rechtsanwalt Reime: Auch hier besteht der Verdacht auf unerlaubte Bankgeschäfte. Diese Anbieter werben oft mit schnellen Kreditzusagen ohne Bonitätsprüfung – ein Lockmittel, das viele in finanzieller Not anspricht. Häufig handelt es sich aber um Vorkassebetrug: Man zahlt Gebühren oder Bearbeitungskosten, erhält aber nie einen Kredit. Zudem wechseln die Betreiber regelmäßig ihre Webadressen, um Warnungen zu umgehen. Anleger sollten sich nur an seriöse, zugelassene Kreditinstitute wenden und niemals Vorauszahlungen leisten.

Frage: Was können Geschädigte tun, wenn sie bereits Geld an solche Plattformen überwiesen haben?

Rechtsanwalt Reime: Betroffene sollten sofort handeln:

  1. Zahlungen stoppen und Bank oder Kreditkartenanbieter informieren, um weitere Abbuchungen zu verhindern.

  2. Beweismittel sichern – also Chatverläufe, E-Mails, Zahlungsbelege und Screenshots.

  3. Anzeige bei der Polizei oder der Staatsanwaltschaft erstatten.

  4. Den Fall einer auf Kapitalanlagebetrug spezialisierten Kanzlei übergeben.

Manchmal lässt sich über internationale Zahlungsdienstleister oder Banken noch eine Rückholung von Geldern versuchen. Je schneller reagiert wird, desto höher sind die Chancen.

Frage: Ihr abschließender Rat an Verbraucherinnen und Verbraucher?

Rechtsanwalt Reime: Misstrauen ist der beste Anlegerschutz. Niemand verschenkt Gewinne oder Geheimstrategien über WhatsApp. Wenn ein Angebot zu gut klingt, um wahr zu sein, dann ist es das in der Regel auch. Anleger sollten sich bei jeder Investition über die Zulassung und Seriosität des Anbieters informieren – und im Zweifel lieber den Kontakt zu einem Finanzexperten oder Rechtsanwalt suchen, bevor sie Geld investieren.

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