Veröffentlicht am 11. November 2025 auf diebewertung.de
diebewertung.de:
Herr Rechtsanwalt Blazek, die BaFin hat heute gleich mehrere Warnungen herausgegeben – unter anderem zu KI-ZEP, vermoegensvermittler.com, ZIEXC, Fondsavenue und Nexberg. Was fällt Ihnen bei dieser Häufung auf?
Daniel Blazek:
Es zeigt, dass der Markt für vermeintliche Online-Handelsplattformen und Finanzdienstleister mittlerweile völlig außer Kontrolle geraten ist. Viele dieser Angebote sind professionell gestaltet, verwenden täuschend echte Logos und behaupten, von bekannten Behörden wie der FCA oder BaFin überwacht zu werden – was schlicht gelogen ist. Die Täter agieren international, oft mit ständig wechselnden Domains und Namen. Das Ziel ist immer dasselbe: Anleger zu Einzahlungen zu bewegen, die sie nie wiedersehen.
diebewertung.de:
Konkret nennt die BaFin in ihrer heutigen Meldung unter anderem WhatsApp- und Telegram-Gruppen, über die Anleger in dubiose Plattformen gelockt werden. Wie gefährlich ist das?
Blazek:
Extrem gefährlich. Diese Chatgruppen sind die neue Spielwiese der Betrüger. Sie geben sich als Investment-Communities aus, angeblich mit erfahrenen Tradern oder künstlicher Intelligenz, die „garantierte Gewinne“ verspricht. In Wahrheit steckt dahinter oft ein Callcenter in Osteuropa oder Asien. Die Täter wissen genau, wie sie Vertrauen aufbauen – über persönliche Nachrichten, vermeintliche Erfahrungsberichte und gefälschte Screenshots von „Erfolgen“. Wer einmal investiert hat, wird meist in eine Spirale aus Nachschusspflichten, angeblichen Steuern oder „Verifikationsgebühren“ hineingezogen.
diebewertung.de:
Was sollten betroffene Anleger tun, wenn sie auf solche Plattformen hereingefallen sind?
Blazek:
Zunächst: Keine weiteren Zahlungen leisten und alle Kontakte sofort abbrechen. Dann Beweise sichern – also Chatverläufe, Überweisungsbelege, E-Mails, Screenshots der Plattform. Diese Unterlagen sind entscheidend, um den Schaden später nachvollziehen und rechtlich bewerten zu können. Anschließend sollte man Strafanzeige erstatten – idealerweise direkt bei der Staatsanwaltschaft oder beim Bundeskriminalamt, nicht nur bei der örtlichen Polizei. Parallel kann man prüfen lassen, ob Rückbuchungen oder sogenannte Chargebacks möglich sind, insbesondere bei Kreditkartenzahlungen.
diebewertung.de:
Oft hören wir von Betroffenen, sie hätten nach der BaFin-Warnung plötzlich Anrufe von „Recovery Agents“ bekommen, die angeblich helfen wollen, das Geld zurückzuholen. Was halten Sie davon?
Blazek:
Das ist leider die zweite Betrugswelle – die sogenannten „Second-Scam“-Anbieter. Sie geben sich als Anwälte, Ermittler oder sogar als Mitarbeiter von Behörden aus und verlangen erneut Geld – diesmal für angebliche Rückforderungen oder Verfahren. Auch das ist Betrug. Kein seriöser Anwalt, keine Behörde ruft von sich aus an und verspricht, verlorenes Geld zurückzuholen.
diebewertung.de:
Einige Plattformen wie vermoegensvermittler.com oder Fondsavenue behaupten, sie seien lizenziert oder mit bekannten Finanzinstituten verbunden. Wie können Anleger das selbst prüfen?
Blazek:
Die BaFin bietet eine Unternehmensdatenbank, in der jedes erlaubnispflichtige Institut mit Lizenz gelistet ist. Steht ein Anbieter dort nicht, ist höchste Vorsicht geboten. Zudem sollte man prüfen, ob Domain und Impressum seriös sind – eine fehlende Adresse, Fantasienamen oder Schreibfehler sind Warnsignale. Und: Selbst wenn ein Name bekannt klingt, kann es sich um einen Identitätsdiebstahl handeln. Kriminelle kopieren gezielt echte Firmenprofile, um Seriosität vorzutäuschen.
diebewertung.de:
Wie realistisch ist es, dass geschädigte Anleger ihr Geld jemals wiedersehen?
Blazek:
Ehrlich gesagt: Die Chancen sind gering, aber nicht gleich null. In einigen Fällen konnten durch schnelle internationale Zusammenarbeit Konten eingefroren werden. Doch das gelingt nur, wenn man früh reagiert und professionelle Hilfe einschaltet. Je länger man wartet, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Geld über Kryptobörsen, Strohmänner und Offshore-Konten verschwindet.
diebewertung.de:
Was raten Sie abschließend allen, die derzeit Online-Investments planen?
Blazek:
Misstrauen ist der beste Anlegerschutz. Niemals aufgrund von Social-Media-Kontakten investieren. Keine Zahlungen an unbekannte Plattformen leisten, keine Fernwartungssoftware wie „AnyDesk“ installieren, und bei unrealistischen Gewinnversprechen sofort Abstand nehmen. Und wer unsicher ist: Lieber einmal zu viel einen Fachanwalt oder die BaFin-Datenbank konsultieren als einmal zu wenig – das kann viel Geld sparen.
diebewertung.de:
Vielen Dank, Herr Rechtsanwalt Blazek.
Fazit der Redaktion:
Die heutigen BaFin-Warnungen zeigen erneut, wie raffiniert Betrüger vorgehen – zunehmend mit Hilfe sozialer Medien und künstlicher Intelligenz. Anleger sollten solche Angebote grundsätzlich misstrauisch prüfen und sich bei jedem Verdacht an Fachanwälte wie Daniel Blazek oder die BaFin wenden.
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