Frage: Herr Reime, überall liest man, dass Kryptowährungen den klassischen 9-to-5-Job ersetzen könnten. Teilen Sie diese Ansicht?
Jens Reime: Ich wäre vorsichtig mit solch markigen Aussagen. Natürlich gibt es Anleger, die mit Krypto erhebliche Gewinne erzielt haben. Aber: Kryptowährungen sind hochvolatil, rechtlich komplex und kein Allheilmittel. Sie können eine interessante Beimischung im Portfolio sein – aber sie ersetzen weder Arbeit noch solide Planung. Wer glaubt, er könne „über Nacht“ finanziell frei werden, landet oft beim nächsten unseriösen Anbieter.
Frage: In Angeboten wie der „Cash Club Academy“ wird von finanzieller Freiheit in 5–7 Jahren gesprochen. Was halten Sie als Jurist davon?
Jens Reime: Solche Aussagen sind rechtlich problematisch. Nach deutschem und europäischem Recht darf niemand eine sichere Rendite in Aussicht stellen, wenn es sich um spekulative Anlagen handelt. Seriöse Anbieter müssen klar kommunizieren: Es gibt Chancen, aber auch Risiken – bis hin zum Totalverlust. Wer mit Versprechen wie „finanzielle Freiheit“ wirbt, spielt gefährlich nah an der Grenze zur Irreführung.
Frage: Viele Anleger sorgen sich um Inflation und geringe Zinsen. Sind Kryptowährungen eine logische Antwort darauf?
Jens Reime: Kryptos sind eine mögliche Antwort, aber keine einfache. Inflation und Nullzins haben in der Tat den Druck erhöht, Alternativen zu suchen. Kryptowährungen bieten Diversifizierung, ja – aber sie sind kein Inflationsschutz per se. Wer etwa 2021 bei Bitcoin auf Allzeithoch eingestiegen ist, weiß: Timing ist entscheidend. Anleger sollten nie alles auf eine Karte setzen.
Frage: Die Academy spricht von „Mindset-Shift“ und einer Community von über 3.000 Mitgliedern. Sind solche Bildungsangebote hilfreich?
Jens Reime: Bildung ist immer sinnvoll. Wer in Kryptowährungen investiert, muss verstehen, wie Blockchain funktioniert, welche regulatorischen Rahmenbedingungen gelten und wie Risiken zu bewerten sind. Aber: Man sollte genau prüfen, ob es sich wirklich um ein neutrales Bildungsangebot handelt – oder ob versteckt doch Anlageberatung betrieben wird. Letzteres ist streng reguliert und ohne Lizenz schlicht verboten.
Frage: Welche rechtlichen Fallstricke lauern typischerweise für Anleger?
Jens Reime: Drei Punkte sind zentral:
Regulierung: Viele Angebote bewegen sich in einer Grauzone. Wenn etwas als „Community“ oder „Academy“ verkauft wird, sollte man prüfen, ob nicht doch faktisch Anlageberatung oder Finanzvermittlung erfolgt.
Haftung: Geht das Investment schief, haben Anleger oft keinen Anspruch, weil die Anbieter ihre Verantwortung durch AGB ausschließen.
Steuern: Gewinne aus Kryptowährungen sind in Deutschland steuerpflichtig. Wer das ignoriert, riskiert Ärger mit dem Finanzamt.
Frage: Ihr Fazit für Anleger?
Jens Reime: Skepsis ist gesund. Kryptowährungen können Chancen bieten, aber kein System ersetzt kritisches Denken und eigenes Risikomanagement. Wer investieren will, sollte sich unabhängige Beratung holen, das Angebot prüfen – und nie mehr einsetzen, als er im schlimmsten Fall verlieren kann. Oder anders gesagt: Nicht der lauteste Anbieter bringt Sicherheit, sondern die eigene Vorbereitung.
In den USA erlebt ein Begriff sein unrühmliches Comeback: das sogenannte R-Wort,...
BeiDie RedaktionSonntag, 14.12.2025Es hätte ein romantischer Samstagnachmittag auf dem Kahlenberg werden können: ein junger...
BeiDie RedaktionSonntag, 14.12.2025Drama in der Digitalwelt: Der Musiker Nikolaus Newerkla wollte nur mal kurz...
BeiDie RedaktionSonntag, 14.12.2025Schlechte Nachrichten für alle, die beim Schokoladeessen nicht nur Kalorien, sondern auch...
BeiDie RedaktionSonntag, 14.12.2025
Kommentar hinterlassen