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Interview: „Das ist klassischer Identitätsmissbrauch – Anleger müssen extrem wachsam sein“

Tomasz_Mikolajczyk (CC0), Pixabay
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Frage: Herr Blazek, die BaFin warnt vor WhatsApp-Gruppen, die angeblich von MFS Investment Management betrieben werden. Wie ordnen Sie diesen Fall ein?

Blazek: Das ist ein typischer Identitätsmissbrauch. Betrüger nutzen den guten Namen eines renommierten Finanzhauses, in diesem Fall MFS, und geben sich mit Fake-Profilen als deren Mitarbeiter aus. Anleger wiegen sich in Sicherheit, weil sie glauben, mit einem regulierten Institut zu tun zu haben. In Wahrheit haben sie es mit Kriminellen zu tun, die keinerlei Erlaubnis der BaFin besitzen.


Frage: Welche Masche steckt dahinter?

Blazek: Das Muster ist immer ähnlich: Über Social Media werden Menschen in WhatsApp-Gruppen gelockt. Dort tritt ein vermeintlicher Experte auf, baut Vertrauen auf, verteilt Tipps und simuliert Professionalität. Dann kommt die App oder Handelsplattform – in diesem Fall „MFSDMA“. Anfangs gibt es vielleicht sogar kleine Testauszahlungen, um Seriosität zu suggerieren. Doch sobald die Anleger größere Beträge investieren, wird es schwierig oder unmöglich, das Geld wiederzubekommen.


Frage: Besonders perfide scheint, dass Anleger für Auszahlungen angeblicher Gewinne noch „Performance-Gebühren“ zahlen sollen.

Blazek: Ja, das ist eine bekannte Eskalationsstufe. Man verspricht hohe Gewinne, aber die Auszahlung wird an immer neue Bedingungen geknüpft: Steuern, Gebühren, Versicherungen. Wer einmal in der Falle sitzt, zahlt oft mehrfach nach – in der Hoffnung, wenigstens einen Teil seines Einsatzes zurückzubekommen. Am Ende ist alles verloren.


Frage: Was raten Sie Anlegern, die solche Angebote sehen?

Blazek: Ganz klar: Sofort Abstand nehmen! Kein seriöser Anbieter wirbt über WhatsApp-Gruppen. Schon gar nicht mit angeblich exklusiven Aktien- oder Krypto-Tipps. Außerdem: Immer prüfen, ob ein Unternehmen bei der BaFin registriert ist. Das geht kostenlos in der Unternehmensdatenbank. Und: Keine Zahlungen ins Ausland oder in Kryptowährungen leisten, wenn die Herkunft des Angebots nicht glasklar und reguliert ist.


Frage: Und was tun, wenn man schon Geld überwiesen hat?

Blazek: Dann sollte man sofort handeln: Zahlungen stoppen, die Bank oder den Krypto-Anbieter informieren und versuchen, Rückbuchungen anzustoßen. Außerdem unbedingt Strafanzeige erstatten. Und – das ist wichtig – alle Unterlagen sichern: Chats, E-Mails, Überweisungsbelege. Damit haben Ermittler und Anwälte eine Chance, den Schaden zumindest teilweise einzugrenzen.


Frage: Zum Schluss: Was zeigt dieser Fall über die aktuelle Betrugslage am Finanzmarkt?

Blazek: Dass die Täter immer professioneller werden. Sie arbeiten mit echten Namen, täuschend echten Webseiten und Fake-Apps. Anleger müssen verstehen: Nur weil irgendwo „Investment Management“ draufsteht und ein angeblicher Top-Manager spricht, ist das noch lange kein Beweis für Seriosität. Vertrauen ist gut, Kontrolle bei der BaFin ist besser.

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