Intervallfasten zählt zu den populärsten Ernährungstrends der letzten Jahre. Dabei wird die tägliche Nahrungsaufnahme auf ein begrenztes Zeitfenster reduziert – häufig auf acht Stunden – oder es wird an bestimmten Tagen vollständig gefastet. Viele Studien bescheinigen dem Fastenmodell positive Effekte auf Gewicht, Stoffwechsel und Blutwerte. Doch es gibt auch kritische Stimmen, insbesondere im Hinblick auf mögliche Risiken für das Herz-Kreislauf-System. Zudem fehlen bislang belastbare Langzeitdaten.
Fokus auf Stoffwechsel und Prävention
Eine besonders verbreitete Methode ist das sogenannte 16:8-Fasten: 16 Stunden wird nichts gegessen, die restlichen acht Stunden dienen der Nahrungsaufnahme. Andere Varianten basieren auf tageweisem Fasten, etwa nach dem 5:2-Prinzip. Studien legen nahe, dass regelmäßige Essenspausen helfen können, das Körpergewicht zu regulieren, den Blutdruck zu senken und das Risiko für Typ-2-Diabetes zu reduzieren – vorausgesetzt, die Ernährung ist insgesamt ausgewogen.
Auch in der Prävention und Therapie von Stoffwechselerkrankungen wird Intervallfasten zunehmend diskutiert. Untersuchungen deuten darauf hin, dass sich durch gezielte Nahrungsrestriktion Insulinspiegel und Insulinempfindlichkeit verbessern können. Allerdings sollten Betroffene mit bestehenden Erkrankungen eine Fastenumstellung grundsätzlich ärztlich begleiten lassen.
Viele Studien stammen aus der Grundlagenforschung
Ein Großteil der bisher bekannten positiven Effekte stammt aus Tierversuchen, etwa mit Mäusen. Dabei zeigte sich nicht nur eine Verbesserung von Blutfettwerten und Organfunktionen, sondern auch eine Verlangsamung der Zellalterung. Weitere Studien deuten auf eine Förderung der Autophagie – dem körpereigenen Reinigungsprozess von geschädigten Zellen – und der Ketogenese hin, also der vermehrten Bildung von Ketonkörpern, die unter anderem das Immunsystem stärken könnten.
Positive Veränderungen im Mikrobiom
Langzeitbeobachtungen bei Menschen weisen ebenfalls auf günstige Effekte hin. In einer mehrmonatigen Studie wurden unter anderem Verbesserungen der Leber- und Nierenfunktion sowie der kardiovaskulären Fitness dokumentiert. Auch eine veränderte Zusammensetzung des Darmmikrobioms wurde beobachtet – ein Hinweis darauf, dass Intervallfasten komplexe Prozesse im Organismus beeinflusst.
Neue Studie wirft Fragen auf
Eine aktuelle Untersuchung aus den USA und China kommt jedoch zu einem anderen Ergebnis: Demnach könnte eine tägliche Nahrungsaufnahme von weniger als acht Stunden mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen einhergehen. Grundlage der Studie waren Daten aus einer US-weiten Gesundheitsbefragung über einen Zeitraum von 15 Jahren.
Die Ergebnisse werden jedoch kontrovers diskutiert. Kritisiert wird unter anderem, dass die Erhebung auf lediglich zwei Ernährungstage pro Jahr basierte, ohne Kontext zur Motivation der Befragten oder zur Gesamtqualität der Ernährung. Auffällig ist zudem, dass viele der Betroffenen junge Männer, Raucher oder Personen mit eingeschränktem Zugang zu Lebensmitteln waren – was Rückschlüsse auf die Datenlage erschwert.
Fazit: Vielversprechend, aber nicht für alle
Intervallfasten bleibt ein vielversprechender Ansatz zur Gesundheitsförderung, ist aber kein universelles Erfolgsrezept. Positive Effekte scheinen möglich, doch die aktuelle Studienlage ist uneinheitlich und stark vom Studiendesign abhängig. Langfristige Untersuchungen mit kontrollierten Rahmenbedingungen sind notwendig, um verlässliche Aussagen über Risiken und Nutzen treffen zu können.
Wer sich für diese Ernährungsform interessiert, sollte sich gut informieren, auf eine nährstoffreiche Lebensmittelauswahl achten – und im Zweifel ärztlichen Rat einholen. Denn klar ist: Fasten kann entlasten, aber auch überfordern – besonders wenn es ohne Rücksicht auf individuelle Voraussetzungen erfolgt.
Kommentar hinterlassen