Im aktuellen Popcorn-Blockbuster vorm Supreme Court spielt der Star: Cox Communications. Die größte private Internetfirma der USA wurde von der Musikindustrie verklagt, weil sie angeblich nicht energisch genug gegen 60.000 Kunden vorging, die munter Musik getauscht haben – also das, was man früher „Mixtapes“ nannte und heute mit Milliardenklagen beantwortet.
Eine Jury sprach Sony und Co. 2019 satte 1 Milliarde Dollar Schadensersatz zu. Cox fand das irgendwie unfair und bat den Supreme Court, diesen lästigen Betrag doch bitte nochmal zu überdenken. Immerhin hätte man ja nicht aktiv geholfen, sondern nur nicht aufgepasst. Also quasi wie ein Türsteher, der zwar sieht, wie jemand ein Auto kurzschließt, aber eben gerade eine raucht.
Die Argumentation von Cox: Wenn wir für alles haften, was Kunden über unsere Leitung machen, müssen wir bald jedes WLAN in Militärkasernen, Krankenhäusern und Hotels kappen, sobald irgendein Teenie Metallica lädt. Willkommen im digitalen Mittelalter!
Auch das US-Justizministerium, die ACLU und sogar Elon Musks X springen Cox bei. Ein Kind klickt versehentlich auf „Free Drake MP3“? Zack – ganze Familie offline. Ein Patient streamt im Krankenhaus den „Sound of Silence“ illegal? WLAN aus – und zwar für alle, auch auf der Intensivstation.
Die Musikindustrie hingegen findet dieses Endzeitgeheul etwas… überzogen. Cox hätte, so Sony, auch einfach mal irgendwas machen können. Nutzer verwarnen? Accounts drosseln? Stattdessen hieß es intern laut geleaktem Cox-Mailverkehr einfach: „F the DMCA!!!“ – also sinngemäß: Komm, lass mal laufen, Hauptsache das Netz brummt.
Für die Musikindustrie geht’s ums Prinzip – und um ein paar Milliarden Dollar jährlich. Die sagen: Wir haben geredet, gewarnt, gebeten. Und dann, naja, halt geklagt. Wer seine rechtlichen Pflichten bewusst ignoriert, kann halt nicht auf Verständnis hoffen – oder wie Cox es nennt: Geschäftsmodell.
Ob das höchste Gericht der USA nun entscheidet, dass Internetanbieter künftig als digitale Polizisten herumschnüffeln müssen – oder ob Filesharing heimlich das neue Grundrecht wird – bleibt spannend. Bis dahin: MP3 leise drehen, VPN einschalten, und bitte nicht erwischen lassen.
Kommentar hinterlassen