Jedes Jahr am 29. September wird weltweit der Internationale Tag gegen Lebensmittelverschwendung begangen – ein Aktionstag, der auf ein massives globales Problem aufmerksam macht: Rund ein Drittel aller produzierten Lebensmittel wird nie verzehrt, sondern landet im Müll. Das sind nach Schätzungen der Vereinten Nationen jährlich mehr als 1,3 Milliarden Tonnen – genug, um mehrere Milliarden Menschen zu ernähren.
Ein globales Problem mit lokalen Ursachen
Lebensmittelverschwendung beginnt lange bevor ein Produkt im Supermarkt oder Kühlschrank landet. Bereits bei der Produktion, Verarbeitung und dem Transport gehen weltweit große Mengen verloren – sei es durch falsche Lagerung, Überproduktion oder zu strenge Handelsnormen. In Industrieländern wie Deutschland entstehen dagegen viele Verluste am Ende der Wertschöpfungskette, also in Supermärkten, Restaurants und Privathaushalten.
Allein in Deutschland werden laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) jährlich rund 11 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Über 6 Millionen Tonnen davon stammen direkt aus privaten Haushalten. Oft sind es Obst, Gemüse und Brot, die in der Tonne landen – häufig, weil sie nicht „perfekt“ aussehen oder weil Verbraucher das Mindesthaltbarkeitsdatum falsch interpretieren.
Mindesthaltbarkeit ist kein Verfallsdatum
Viele Menschen glauben, dass Lebensmittel nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums (MHD) nicht mehr genießbar sind. Doch das MHD sagt lediglich aus, bis wann ein Produkt seine typischen Eigenschaften garantiert behält – es ist kein Verfallsdatum. Joghurts, Nudeln oder Konserven sind oft noch Tage oder Wochen darüber hinaus problemlos essbar.
Verbraucherschützer fordern daher seit Langem eine bessere Aufklärung und eine Reform der Kennzeichnungspflicht, damit Konsumenten bewusster prüfen, ob ein Produkt wirklich ungenießbar ist.
Folgen für Klima, Ressourcen und Soziales
Lebensmittelverschwendung ist nicht nur eine ethische Frage, sondern auch eine ökologische Katastrophe. Laut der Welternährungsorganisation FAO verursacht sie rund 10 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen. Für jedes weggeworfene Kilo Lebensmittel wurden wertvolle Ressourcen wie Wasser, Ackerfläche, Energie und Arbeitskraft verschwendet.
So werden für ein einziges Kilogramm Rindfleisch beispielsweise 15.000 Liter Wasser benötigt. Wird dieses Fleisch später weggeworfen, verpufft nicht nur das Produkt selbst, sondern auch die gesamte Umweltbelastung, die mit seiner Herstellung verbunden war.
Politische Maßnahmen und Initiativen
Die Bundesregierung hat sich mit der Nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung verpflichtet, den Abfall bis 2030 um 50 Prozent zu senken – im Einklang mit den UN-Nachhaltigkeitszielen (SDG 12.3). Dazu sollen Handel, Gastronomie, Industrie und Verbraucher gemeinsam beitragen.
Supermärkte wie Too Good To Go, SirPlus oder The Good Food sowie digitale Plattformen, die überschüssige Waren retten, leisten bereits einen wichtigen Beitrag. Auch Tafeln, Foodsharing-Gruppen und lokale Initiativen verteilen unverkaufte oder überschüssige Lebensmittel weiter.
Doch Experten betonen, dass der entscheidende Hebel im Bewusstsein der Verbraucherinnen und Verbraucher liegt: Wer gezielt einkauft, Reste kreativ verwertet und Lebensmittel richtig lagert, kann seinen eigenen Beitrag leisten.
Tipps gegen Lebensmittelverschwendung im Alltag
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🛒 Planung ist alles: Nur kaufen, was wirklich benötigt wird – am besten mit Einkaufszettel.
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🥫 MHD prüfen, nicht blind entsorgen: Schauen, riechen, schmecken – viele Produkte sind noch genießbar.
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❄️ Richtig lagern: Obst und Gemüse separat, Brot nicht im Kühlschrank, Reste einfrieren statt wegwerfen.
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🍲 Reste kreativ nutzen: Aus übrigem Gemüse Suppen oder Pfannengerichte machen, Brot zu Croutons oder Aufläufen verarbeiten.
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🤝 Teilen statt wegwerfen: Über Foodsharing-Plattformen oder Apps überschüssige Lebensmittel weitergeben.
Ein Appell an alle
Lebensmittel sind wertvoll – ökologisch, ökonomisch und menschlich. Jeder kann dazu beitragen, Verschwendung zu vermeiden. Der Internationale Tag gegen Lebensmittelverschwendung erinnert daran, dass nachhaltiger Konsum mit kleinen Entscheidungen im Alltag beginnt.
Oder wie es ein alter Spruch auf den Punkt bringt:
„Essen ist Leben – wer es wegwirft, wirft Leben weg.“
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