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Insolvenz von Publishers Clearing House: „Lebenslange“ Preisgelder werden nicht mehr ausgezahlt

Leovinus (CC0), Pixabay
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Das traditionsreiche US-Unternehmen Publishers Clearing House (PCH), bekannt für seine legendären „lebenslangen“ Gewinnversprechen und die „Prize Patrol“ mit überdimensionalen Schecks, hat Insolvenz angemeldet. Die Folge: Zahlreiche langjährige Gewinner, denen wöchentliche Zahlungen für den Rest ihres Lebens zugesichert wurden, erhalten ab sofort kein Geld mehr.

Wie aus Gerichtsunterlagen hervorgeht, wurden im Zuge der Übernahme durch die Mobile-Gaming-Firma ARB Interactive sämtliche Verpflichtungen gegenüber Gewinnern, die vor dem 15. Juli 2025 ausgezeichnet wurden, aus dem Kaufvertrag ausgeschlossen. ARB sieht sich daher nicht in der Pflicht, die weiterhin ausstehenden Zahlungen zu leisten.

Existenzängste bei ehemaligen Gewinnern

Besonders betroffen ist unter anderem John Wyllie (61) aus Bellingham, Washington, dem 2012 ein Gewinn von 5.000 US-Dollar pro Woche auf Lebenszeit versprochen wurde. Seitdem hatte er seinen Beruf aufgegeben und lebte von den regelmäßigen Auszahlungen. Nun muss er seine Besitztümer verkaufen – darunter einen Jet-Ski und einen Wohnwagen – und sich auf Jobsuche begeben: „Ich dachte, das läuft mein Leben lang. Jetzt verliere ich wahrscheinlich mein Haus“, sagte er gegenüber CNN.

Ein weiteres betroffenes Ehepaar, Matthew und Tamar Veatch, beide ehemalige Soldaten, gewann denselben Preis im Jahr 2001. Dank ihrer Veteranenrente können sie sich über Wasser halten, doch ihr Lebensstandard wird sich drastisch ändern. „Man verändert das Leben von Menschen – und zerstört es dann wieder“, so Tamar Veatch.

Teil amerikanischer Popkultur

PCH wurde 1953 gegründet und entwickelte sich in den 1970er bis 2000er Jahren zu einem festen Bestandteil der amerikanischen Medienlandschaft. Berühmt wurde vor allem die „Prize Patrol“, die ab 1989 mit Kamerateams und Ballons unangekündigt an der Haustür von Gewinnern auftauchte.

Der Markenname wurde in zahlreichen Fernsehserien wie Seinfeld oder Cheers aufgegriffen, selbst US-Präsident George W. Bush machte 2007 scherzhaft Anspielungen auf das Format.

Dramatischer Umsatzrückgang und Schuldenlast

Die Insolvenz kommt nicht aus dem Nichts: Der Umsatz von PCH ist in den letzten Jahren massiv eingebrochen, von 854 Millionen US-Dollar im Jahr 2017 auf nur noch 182 Millionen im Jahr 2023. Zum Zeitpunkt der Insolvenzanmeldung im April beliefen sich die Verbindlichkeiten auf 50 bis 100 Millionen US-Dollar, bei einem Vermögen von nur 1 bis 10 Millionen US-Dollar.

Rund 26 Millionen US-Dollar wären nach Schätzungen noch an Gewinner auszuzahlen gewesen – eine Summe, die PCH angesichts der Finanzlage nicht mehr bedienen kann. Zehn Gewinner zählen laut Gerichtsdokumenten sogar zu den 20 größten ungesicherten Gläubigern, auch wenn ihre Namen aus Datenschutzgründen geschwärzt wurden.

ARB Interactive will Vertrauen in Marke „wiederherstellen“

Das neue Eigentümerunternehmen ARB Interactive mit Sitz in Miami erklärte in einem Statement, man wolle das Vertrauen in die Marke „Publishers Clearing House“ bewahren – allerdings nur für zukünftige Gewinner. Die Altverträge seien nicht übernommen worden.

Man wolle künftig eine neue Preisstruktur etablieren, die sicherstellt, dass zukünftige Auszahlungen unabhängig vom finanziellen Zustand des Unternehmens garantiert werden. Für die früheren Gewinner dürfte das jedoch ein schwacher Trost sein.

Fazit

Die Insolvenz von Publishers Clearing House beendet nicht nur jahrzehntelange Erfolgsgeschichten und Fernsehmomente, sondern stürzt auch zahlreiche ehemalige Gewinner in finanzielle Unsicherheit. Die einstige Werbeikone, die den „amerikanischen Traum“ verkörperte, endet für viele Betroffene als Albtraum.

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