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Indien: Frau verliert Millionen durch „digitale Festnahme“ – Opfer kämpft um Antworten

WeDevlops_com (CC0), Pixabay
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In Indien sorgt ein besonders perfider Betrugstrick für Schlagzeilen: die sogenannte „digitale Festnahme“. Dabei geben sich Kriminelle am Telefon oder per Videoanruf als Polizei- oder Zollbeamte aus, bedrohen ihre Opfer und zwingen sie unter Druck zu hohen Geldüberweisungen.

Der Fall Anjali

Eine Betroffene ist „Anjali“ (Name geändert) aus Gurugram, einem Vorort von Neu-Delhi. Im September 2023 erhielt sie einen Anruf von einem angeblichen Kurierunternehmen. Man behauptete, der Zoll in Mumbai habe ein Paket mit Drogen abgefangen, das sie nach Peking geschickt habe.

Kurz darauf meldeten sich die Betrüger per Skype-Videocall – diesmal als vermeintliche Polizisten. Sie hielten ihr vor, sie müsse ins Gefängnis und sogar ihrem Sohn drohe Gefahr, falls sie nicht kooperiere. Über fünf Tage hinweg hielten die Täter die Frau quasi „unter Arrest“: 24 Stunden am Tag überwachten sie sie per Kamera, setzten sie mit Drohungen massiv unter Druck und zwangen sie, ihre gesamten Ersparnisse aufzulösen.

Insgesamt verlor Anjali 58,5 Millionen Rupien – umgerechnet rund 663.000 US-Dollar. „Danach hat mein Gehirn einfach aufgehört zu funktionieren. Ich war wie gelähmt“, schildert sie.

Ein wachsendes Phänomen

Der Fall ist kein Einzelfall. Nach Regierungsangaben haben Inderinnen und Inder in den vergangenen Jahren Millionenbeträge an solche Banden verloren. Zwischen 2022 und 2024 hat sich die Zahl der gemeldeten Fälle fast verdreifacht – auf zuletzt 123.000.

Die Masche ist so verbreitet, dass die Regierung inzwischen ganzseitige Zeitungsanzeigen, Radiospots, TV-Kampagnen und sogar eine Warnung von Premierminister Narendra Modi gestartet hat. Allein 2024 wurden nach offiziellen Angaben rund 4.000 Skype-IDs und mehr als 83.000 WhatsApp-Konten, die mit den Betrugsfällen in Verbindung stehen, gesperrt.

Kampf um Gerechtigkeit

Für Anjali hat das Drama auch nach einem Jahr kein Ende. Ihr Vermögen ist verschwunden, ihre Existenz erschüttert. Sie verbringt ihre Tage damit, zwischen Polizeistationen und Gerichten zu pendeln, Petitionen einzureichen und sogar an den Premierminister zu schreiben – bisher ohne Erfolg.

„Ich will nicht nur mein Geld zurück. Ich will Antworten“, sagt sie. Wie viele Opfer hofft sie darauf, dass Banken, Ermittlungsbehörden und Regierung stärker eingreifen, um Betrüger zur Rechenschaft zu ziehen und Menschen besser vor solchen digitalen Fallen zu schützen.

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