Die Zahl obdachloser Schüler in den USA ist auf einem historischen Höchststand. Rund 1,4 Millionen Kinder und Jugendliche leben derzeit ohne stabiles Zuhause – in Notunterkünften, Autos, bei Verwandten oder mit mehreren Familien in einer Wohnung. Die Ursachen: eine eskalierende Wohnungskrise, Inflation, stagnierende Löhne und der Wegfall staatlicher Hilfen aus der Pandemiezeit.
T’Roya Jackson, Mutter von fünf Kindern, ist eine von vielen Betroffenen. Nachdem ihre Tochter durch bleihaltige Farbe in der Wohnung krank wurde, verließ sie ihr Zuhause. Seitdem kämpft sie darum, ihre Kinder unterzubringen, zur Schule zu bringen und ihnen trotz beengter Verhältnisse Stabilität zu geben. „Meine Kinder sind kleine Soldaten – sie halten mich aufrecht“, sagt sie.
Der Fall ist kein Einzelfall. Besonders betroffen sind Städte wie New York (154.000 obdachlose Schüler) und Kalifornien, aber auch ländliche Regionen in Iowa, Indiana oder Florida verzeichnen deutliche Anstiege. Experten sprechen von einer versteckten Krise: Über 70 % der betroffenen Kinder leben „doppelt belegt“, also bei anderen Familien – und gelten offiziell nicht einmal als obdachlos.
Lehrkräfte sind oft die einzigen, die diese Kinder identifizieren – ein Kraftakt, denn viele Familien verschweigen ihre Situation aus Angst vor dem Jugendamt. Barbara Duffield von der Organisation SchoolHouse Connection betont: „Die Identifikation ist der erste Schritt zur Hilfe.“
Die Folgen für die Kinder sind gravierend: häufige Schulwechsel, psychische Belastungen, schlechtere Noten und ein erhöhtes Risiko, später selbst dauerhaft obdachlos zu sein. Die Abschlussquote obdachloser Schüler liegt bei nur 68 % – fast 20 % unter dem Durchschnitt.
Zwar gibt es Bundesprogramme wie das McKinney-Vento-Gesetz, das Hilfe bereitstellt, doch die Mittel reichen bei Weitem nicht. Manche Schulbezirke bauen inzwischen eigene Unterkünfte oder stellen sichere Parkplätze für Familien zur Verfügung, die in Autos schlafen.
T’Roya Jackson bleibt hoffnungsvoll: Bald will sie ihren Kindern eine Wohnung zeigen – angeblich die ihrer Tante. Dann will sie sie überraschen: „Ich werde sagen: ‚Sie gehört uns.‘ Das ist mein Plan.
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