Die Vorstellung, schuldenfrei in den Ruhestand zu gehen, scheint in den USA langsam der Vergangenheit anzugehören. Eine aktuelle Analyse der Finanzplattform LendingTree zeigt, dass 97 % der Amerikaner im Rentenalter noch Schulden haben – abgesehen von Hypotheken.
Die erschreckenden Zahlen
Laut der Studie liegt die durchschnittliche Schuldenlast von Senioren zwischen 66 und 71 Jahren bei 11.349 US-Dollar. Dabei sind Kreditkartenschulden die häufigste Form der Verbindlichkeiten (93 % der Rentner haben eine Kreditkartenschuld), gefolgt von Autokrediten (37 %), privaten Krediten (19 %) und – überraschenderweise – Studentendarlehen (8 %).
🔹 „Es gibt eine beunruhigend hohe Anzahl von Menschen im Rentenalter, die erhebliche Schulden tragen,“ sagt Matt Schulz, leitender Kreditanalyst bei LendingTree.
Das Problem: Die meisten Rentner leben von einem festen Einkommen, während Inflation und hohe Zinssätze die Schuldenlast zusätzlich verstärken.
Autokredite: Eine große Belastung für Rentner
Kreditkartenschulden sind zwar am weitesten verbreitet, doch Autokredite machen den größten Anteil an den Schulden aus.
💰 Die durchschnittliche monatliche Zahlung für ein neues Auto beträgt mittlerweile über 700 US-Dollar.
🔹 „Autos sind extrem teuer geworden, und da sie über lange Zeiträume und zu hohen Zinssätzen finanziert werden, ist das für Rentner mit festem Einkommen besonders problematisch,“ so Schulz.
In diesen Städten sind die Schulden am höchsten
Besonders hoch sind die Schulden von Senioren in Florida und Texas. Laut der LendingTree-Analyse sind dies die Top 10 Städte mit der höchsten durchschnittlichen Schuldenlast im Ruhestand:
- San Antonio, Texas – 18.107 $
- Jacksonville, Florida – 17.811 $
- Dallas, Texas – 16.985 $
- Houston, Texas – 16.101 $
- Orlando, Florida – 15.945 $
- Riverside, Kalifornien – 15.727 $
- New Orleans, Louisiana – 15.108 $
- Austin, Texas – 15.046 $
- Miami, Florida – 14.397 $
- Memphis, Tennessee – 14.204 $
Die geringsten Schulden haben Senioren in: Salt Lake City (6.717 $), San Jose (6.731 $), Portland (6.782 $), Milwaukee (6.931 $) und St. Louis (7.466 $).
Eine besorgniserregende Entwicklung
Laut der Spending in Retirement Survey 2024 haben mittlerweile mehr als zwei Drittel der Rentner Kreditkartenschulden. Die durchschnittlichen Zinssätze liegen bei 21,5 %, was eine Schuldenfalle bedeutet.
🔹 „Besonders gefährlich ist hochverzinste Kreditkartenschuld, da sie leicht außer Kontrolle geraten kann,“ warnt Catherine Collinson, CEO des Transamerica Institute for Retirement Studies.
Auch andere Berichte zeigen: Die Verschuldung unter Senioren nimmt drastisch zu. Laut der Federal Reserve hatten 1989 nur 21 % der Haushalte über 75 Jahren Schulden – heute sind es 53 %.
Warum sind so viele Senioren verschuldet?
💳 Kreditkarten-Boom: Jüngere Babyboomer wuchsen in einer Zeit auf, in der Kreditkarten immer verbreiteter wurden.
🏠 Refinanzierungen: Viele Senioren haben ihre Häuser in Niedrigzinsphasen refinanziert und sich neue Schulden aufgeladen.
📈 Inflation und steigende Zinsen: Die finanziellen Rahmenbedingungen haben sich verschlechtert, während die Einkommen von Rentnern meist gleich bleiben.
🔹 „Früher war es selbstverständlich, schuldenfrei in Rente zu gehen. Diese Mentalität hat sich verändert,“ erklärt Collinson.
Die Folgen: Harte Einschnitte im Alltag
Viele Rentner müssen schwierige Entscheidungen treffen:
❌ Medikamente auslassen
❌ Mahlzeiten reduzieren
❌ Notwendige Anschaffungen verschieben
„Wir hören immer häufiger, dass Senioren Schulden mit lebenswichtigen Ausgaben abwägen müssen,“ sagt Ebony White, Direktorin beim National Council on Aging.
Tipps für verschuldete Senioren
✔ Prioritäten setzen: Kreditkartenschulden mit hohen Zinsen zuerst abbezahlen.
✔ Zinsen senken: Mit Kreditgebern verhandeln oder eine 0 %-Zins-Kreditkarte nutzen.
✔ Lebenshaltungskosten überdenken: Ist das zweite Auto noch nötig? Lässt sich das Haus verkleinern?
✔ Finanzielle Hilfe suchen: Beratung durch einen Finanzexperten in Anspruch nehmen.
📌 Fazit: Schulden im Alter sind längst kein Einzelfall mehr – sie sind zur Regel geworden. Wer nicht frühzeitig vorsorgt, könnte im Ruhestand vor finanziellen Herausforderungen stehen.
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