Die humanitäre Lage im Gazastreifen spitzt sich dramatisch zu. Aufgrund der anhaltenden totalen Blockade Israels fehlen Nahrungsmittel, Wasser und medizinische Versorgung. Während die israelische Regierung die Einstellung von Hilfslieferungen als Druckmittel gegen Hamas rechtfertigt, kämpfen die Menschen vor Ort ums Überleben.
Kinder gehen hungrig schlafen
An einer Essensausgabestelle in Nord-Gaza drängelt sich der sechsjährige Ismail Abu Odeh nach vorne und ruft: „Gib mir was!“. Als er endlich eine Schale Linsensuppe bekommt, wird sie ihm im Gedränge aus der Hand geschlagen. Weinend kehrt er zu seiner Familie zurück.
Am nächsten Tag kommt keine Lieferung von Wasser oder Lebensmitteln im Vertriebenenlager an, in dem Ismail lebt. Wieder bleiben die Schüsseln und Flaschen leer – und wieder weint Ismail.
Hunger wird zur Normalität
Die BBC sprach mit Menschen im Gazastreifen, die schildern, wie schwer es ist, überhaupt eine Mahlzeit am Tag zu finden. Viele Suppenküchen mussten wegen Lieferengpässen schließen. Die wenigen geöffneten Küchen kämpfen täglich ums Überleben, wie ein Küchenleiter berichtet: „Wir arbeiten von Tag zu Tag.“
Ein anderer Freiwilliger erzählte, dass die Küche, in der er arbeitete, vor zehn Tagen schließen musste:
„Es ist ein katastrophales Gefühl.“
Kreative Überlebensstrategien
Menschen wie Adham al-Batrawi, die einst in wohlhabenden Gegenden wie al-Zahra lebten, sind jetzt auf einfallsreiche Überlebensstrategien angewiesen:
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Überkochte Pasta wird zu einem Teig geknetet und über dem Feuer zu einer Art Fladenbrot gebacken.
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Eine Mahlzeit pro Tag reicht kaum aus, um den Energiebedarf zu decken.
„Wir haben Kochtechniken entwickelt, von denen wir nie dachten, dass wir sie brauchen würden,“ sagt Adham über WhatsApp.
Verzweifelte Mütter
Die Krankenschwester Rewaa Mohsen aus Deir al-Balah versucht, ihre zwei kleinen Töchter mit dem Wenigen, was sie hat, zu versorgen. „Schwindel und Schwäche sind ständige Begleiter“, beschreibt eine junge Frau aus Nord-Gaza die Situation.
Rewaa erzählt, dass sie während eines Waffenstillstands Windeln gehortet hat – diese reichen aber nur noch für einen Monat. Trotz der täglichen Bombardements versucht sie, ihre Kinder mit Malbüchern und Spielzeug abzulenken.
Als ein israelischer Luftangriff ein nahegelegenes Gebäude trifft, kehrt Rewaa in ihr zerstörtes Zuhause zurück. „Gott sei Dank bin ich noch am Leben mit meinen Mädchen,“ sagt sie.
Überlastete Krankenhäuser
Die medizinische Versorgung in Gaza steht vor dem Kollaps:
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Mangel an Medikamenten: Schmerzmittel und Verbandsmaterial gehen aus.
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Krankenhäuser unter Beschuss: Das Europäische Krankenhaus in Khan Younis wurde kürzlich getroffen und ist nicht mehr in Betrieb.
Randa Saied, eine Krankenschwester, beschreibt den Moment des Angriffs:
„Es war ein Moment der reinen Angst und Hilflosigkeit.“
Die Patienten und Mitarbeiter wurden ins nahegelegene Nasser-Krankenhaus verlegt. Doch auch dort fehlen die nötigsten medizinischen Materialien.
Israels Begründung und die Realität
Die israelische Regierung argumentiert, es gebe „keinen Mangel an Nahrung in Gaza“ – die „echte Krise“ sei, dass Hamas Hilfsgüter plündere und weiterverkaufe. Die Blockade wird als Druckmittel dargestellt, um die Freilassung von Geiseln zu erzwingen.
Kritik von Menschenrechtsorganisationen
Die Vereinten Nationen warnen, dass Gaza kurz vor einer Hungersnot steht. Ein neues Hilfssystem soll nun private Unternehmen einbeziehen, was jedoch von den UN als „Instrumentalisierung von Hilfe“ kritisiert wird.
„Meine Kinder gehen hungrig schlafen“
Ismails Vater berichtet verzweifelt:
„Manchmal sitze ich und weine wie ein kleines Kind, wenn ich es nicht schaffe, für sie Essen zu besorgen.“
Viele Familien teilen ähnliche Geschichten: Hunger, Not und die Angst vor der nächsten Bombardierung bestimmen ihren Alltag.
Fazit: Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit
Die Situation im Gazastreifen wird immer prekärer. Die Menschen kämpfen täglich darum, ihre Familien zu ernähren und sich vor den Bombenangriffen zu schützen. Die internationale Gemeinschaft steht vor der Herausforderung, den humanitären Kollaps in Gaza zu verhindern, während die politischen Fronten verhärtet bleiben.
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