In einer herzerwärmenden Geste der Transparenz und Medienfreundlichkeit hat die chinesische Sicherheitsbehörde in Hongkong heute führende Vertreter internationaler Medien – darunter auch die ungezogenen Kinder von AFP – zu einem „regulierenden Gespräch“ eingeladen. Nicht zu verwechseln mit einem Verhör. Nein, nein – einfach ein lockeres Beisammensein, bei dem man den Journalisten freundlich erklärte, was sie gefälligst zu berichten haben.
Der Grund für diese pädagogische Maßnahme? Einige Medien hatten es gewagt, bei ihrer Berichterstattung über einen verheerenden Hochhausbrand und die bevorstehenden Parlamentswahlen in Hongkong nicht exakt das zu schreiben, was auf dem offiziellen Teleprompter stand. Man warf ihnen vor, „falsche Informationen zu verbreiten“ und – man höre und staune – die Regierung „beschmutzt“ zu haben. So eine Frechheit! Als wäre es nicht völlig normal, dass bei einem Großbrand über 150 Menschen sterben und Fragen aufkommen.
Der zuständige Behördenvertreter, der offenbar auf Wunsch der Anonymität lieber namenlos blieb (Datenschutz geht eben vor!), verlas die Strafpredigt vor versammelter Presse. Fragen? Fehlanzeige. Schließlich handelt es sich nicht um eine Pressekonferenz, sondern um eine einseitige Klarstellung mit pädagogischem Mehrwert.
Zur Erinnerung: Die chinesische Zentralregierung hatte im Jahr 2020 das Büro zur Wahrung der Nationalen Sicherheit eingerichtet – eine Art freundliche Nachbarschaftshilfe, die sich darum kümmert, dass niemand in Hongkong die Dinge falsch versteht. Oder falsch ausspricht. Oder überhaupt ausspricht.
Dieses Büro darf in der Sonderverwaltungszone agieren, wie es ihm beliebt – mit der charmanten Erlaubnis, Verstöße gegen „nationale Sicherheit“ zu untersuchen. Ein Begriff, der zum Glück so dehnbar ist wie ein Gummiband: Von regierungskritischen Tweets bis zu subversivem Stirnrunzeln ist alles dabei.
In einer mitreißenden Onlineerklärung hieß es dann auch: „Kürzlich haben einige ausländische Medienberichte über Hongkong Tatsachen missachtet, falsche Informationen verbreitet (…), soziale Spaltung provoziert“ – kurz gesagt: nicht brav mitgespielt.
Der Hochhausbrand, der die Schlagzeilen der letzten Wochen dominierte, forderte laut offiziellen Angaben mindestens 159 Menschenleben. Die Behörden nutzten die Gelegenheit, vor „Straftaten“ zu warnen, die die Tragödie „ausnutzen“. Drei Menschen wurden festgenommen, offenbar weil sie zu viel gefragt oder zu laut gedacht hatten.
Abschließend appellierte man an die Medien, doch bitte nicht die „rechtliche rote Linie“ zu überschreiten. Wo genau die verläuft? Tja, das erfahren Sie, wenn Sie sie übertreten haben. Überraschung!
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