Startseite Allgemeines Hollywoods dunkle Künste: Die neue Ära der PR-Schlachten
Allgemeines

Hollywoods dunkle Künste: Die neue Ära der PR-Schlachten

12019 (CC0), Pixabay
Teilen

Hollywood-Skandale und öffentliche Fehden sind keine Neuheit – doch während einst Klatschmagazine und Zeitungen die Geschichten verbreiteten, hat sich die Branche heute durch soziale Medien und digitale Manipulationstechniken radikal verändert. Der aktuelle Rechtsstreit zwischen Blake Lively und Justin Baldoni zeigt, wie sich Hollywoods PR-Industrie in eine regelrechte Schattenarmee verwandelt hat, die in der Lage ist, Karrieren zu machen oder zu zerstören.

Von Joan Crawford bis Blake Lively: Hollywood liebt Fehden

Die erbitterte Rivalität zwischen Bette Davis und Joan Crawford füllte in den 1930er und 40er Jahren die Klatschspalten. Davis soll einmal über Crawford gesagt haben: „Sie ist eine Phony, aber ich schätze, das Publikum mag das.“

Heute spielen sich solche Dramen jedoch selten offen ab – umso ungewöhnlicher ist der Fall Lively vs. Baldoni. Die beiden Schauspieler, die gemeinsam den Film It Ends With Us drehten, stehen sich nach gegenseitigen Klagen wegen Rufmord und Machtmissbrauchs feindlich gegenüber. Lively wirft Baldoni eine Schmutzkampagne vor, nachdem sie sexuelle Belästigung am Set angeprangert haben soll. Baldoni hingegen behauptet, Lively habe zusammen mit ihrem Ehemann Ryan Reynolds und ihrer PR-Agentin eine Gegenkampagne gegen ihn gestartet.

Brisant: Aus Chats, die vor Gericht vorgelegt wurden, geht hervor, dass Baldonis PR-Team bereit war, aggressiv gegen Lively vorzugehen. „Du weißt, wir können jeden begraben“, soll PR-Beraterin Melissa Nathan geschrieben haben.

Während sich der Rechtsstreit weiterentwickelt, zeigt sich: In Hollywood geht es nicht nur um Filme, sondern um gnadenlose PR-Kriege im Hintergrund.

Die neue Ära der „Dark Arts“ in Hollywood

Lange galt in Hollywood das Motto: „Was hinter den Kulissen passiert, bleibt hinter den Kulissen.“ Doch mit sozialen Medien ist die Geheimhaltung schwieriger geworden. Fans und Stars haben direkten Kontakt, Skandale lassen sich nicht mehr so leicht im Keim ersticken.

Laut Branchenkennern hat sich die Arbeit von PR-Profis dadurch stark gewandelt:
🔹 Früher lief Krisen-PR über gezielte Leaks an Journalisten oder verdeckte Kampagnen in Klatschmagazinen.
🔹 Heute gibt es digitale Manipulationstaktiken wie „Astroturfing“, bei denen orchestrierte Social-Media-Kampagnen als spontane Meinungsäußerungen erscheinen.

PR-Expertin Carla Speight erklärt: „Es ist, als würde man ein sehr düsteres Schachspiel spielen. Man platziert gezielt Falschinformationen, verteilt Gerüchte und wartet auf die Explosion.“

Das Ziel: Den öffentlichen Diskurs steuern, Karrieren aufbauen – oder zerstören.

Manipulation durch Algorithmen: Die unsichtbare PR-Armee

Eine der gefährlichsten neuen PR-Methoden ist das „Astroturfing“ – eine künstlich erzeugte Welle der Empörung oder Unterstützung. Dabei wird über Bots oder echte, bezahlte Accounts eine Kampagne gestartet, die wie eine spontane Bewegung aussieht.

Einzelne Memes oder manipulierte Tweets reichen oft aus, um eine virale Debatte auszulösen. Das Resultat:
✅ Ein positiver Trend für den eigenen Klienten oder
❌ Eine gezielte Zerstörung der Reputation des Gegners.

Diese Strategie wird nicht nur von Hollywood-Stars genutzt, sondern auch von politischen Akteuren und großen Unternehmen. Und sie ist fast nicht zurückzuverfolgen.

Hollywoods PR-Waffe: Kontrolle durch Medienmacht

Neben Social-Media-Manipulation gibt es eine weitere, sehr traditionelle Methode, um den öffentlichen Diskurs zu steuern: Die Macht über klassische Medien.

🔹 Filmstudios kaufen gezielt Werbeflächen in großen Magazinen und TV-Sendern.
🔹 Stars und Studios liefern Exklusiv-Interviews – aber nur, wenn die Berichterstattung wohlwollend ist.
🔹 Kritische Enthüllungen erscheinen oft nur in externen Medien wie der New York Times, nicht in Hollywood-Medien.

PR-Insider Richard Rushfield erklärt: „Fast nichts, was in der Unterhaltungsbranche berichtet wird, ist zufällig. Jemand hat es platziert – und jemand hat es genehmigt.“

Von Harvey Weinstein bis #MeToo: Wann PR-Kampagnen scheitern

Doch nicht immer gelingt es Hollywoods PR-Maschinerie, Skandale zu vertuschen. Der Fall Harvey Weinstein ist ein Paradebeispiel dafür, wie das System zusammenbrechen kann.

Jahrzehntelang konnte Weinstein mithilfe von
✔ Einschüchterung,
✔ Lobbyismus und
✔ kontrollierter Berichterstattung
seine Verbrechen verschleiern. Doch 2017 brachten investigative Journalisten den Skandal ans Licht – ein Wendepunkt für die gesamte Filmindustrie.

Heute zeigt sich jedoch eine gewisse Ermüdung in der Öffentlichkeit, wenn es um neue Enthüllungen geht. Während der #MeToo-Bewegung lösten Berichte über Machtmissbrauch Wellen der Empörung aus – heute werden solche Geschichten oft zynisch aufgenommen oder als „Schmutzkampagne“ abgetan.

Journalistin Doreen St. Felix schrieb dazu: „Die #MeToo-Ära kann in der heutigen, volatilen Internetlandschaft nicht mehr bestehen. Information ist Desinformation und umgekehrt. Opfer sind Täter und Täter sind Opfer.“

Fazit: PR-Kriege werden härter – und unsichtbarer

Der Fall Blake Lively vs. Justin Baldoni ist ein seltener Blick hinter die Fassade Hollywoods. Während früher vor allem Filmstars im Rampenlicht standen, sind es heute auch die PR-Strategen, Anwälte und Social-Media-Berater, die über Karrieren und Skandale entscheiden.

Durch künstliche Empörungswellen, digitale Manipulation und klassisches Medien-Lobbying wird der Kampf um das öffentliche Imagemmer raffinierter. Doch eines bleibt gleich: Hollywood liebt ein gutes Drama – und das Publikum auch.

Kommentar hinterlassen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Ähnliche Beiträge
Allgemeines

Nach tödlicher Gewalttat: Trump stoppt Green-Card-Lotterie und verschärft Einwanderungskurs

Nach mehreren tödlichen Gewalttaten an renommierten US-Universitäten hat US-Präsident Donald Trump einen...

Allgemeines

Warum die Pille für den Mann noch immer fehlt – und was das über unsere Gesellschaft sagt

Die Antibabypille hat das Leben von Millionen Frauen grundlegend verändert. Sie ermöglichte...

Allgemeines

BaFin ordnet personelle Nachsteuerung bei der VdW Pensionsfonds AG an

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat bei der VdW Pensionsfonds AG einen...

Allgemeines

Analyse: Trumps düstere Weihnachtsansprache – ein riskanter politischer Schachzug

In einem Moment, der traditionell Hoffnung, Zusammenhalt und Zuversicht vermittelt, entschied sich...