Hollywood reibt sich verwundert die Augen – und das nicht wegen eines neuen Plot-Twists, sondern wegen einer politischen Bombe, die aus Washington eingeschlagen ist. US-Präsident Donald Trump will einen 100-Prozent-Zoll auf im Ausland produzierte Filme einführen – und die Traumfabrik reagiert mit Entsetzen.
„Das würde die gesamte Filmproduktion praktisch zum Stillstand bringen“, kommentierte ein Brancheninsider gegenüber CNN. „Aber realistisch gesehen hat er keine Zuständigkeit dafür – und es wäre viel zu kompliziert umzusetzen.“ Dennoch sind Studio-Bosse und Streaming-Giganten wie Netflix alarmiert: Die Aktienkurse großer Medienunternehmen fielen am Montag spürbar.
„Hollywood wird ausgeraubt“
Trump hatte am Sonntagabend auf seiner Plattform Truth Social erklärt, andere Länder „rauben Amerika seine Filmindustrie aus“. Er sprach von einem massiven Verlust an Produktionskompetenz – vor allem an Länder wie Kanada, Großbritannien oder Frankreich. Sein Lösungsansatz: massive Importzölle auf ausländisch produzierte Filme – selbst wenn sie von US-Unternehmen wie Warner Bros. oder Disney in Auftrag gegeben wurden.
„Wir sollten einen Zoll auf Filme haben, die hier reinkommen“, sagte Trump gegenüber Reportern im Weißen Haus. Dass viele dieser Filme von US-Firmen finanziert werden, die einfach an Drehorten mit besseren Steuerkonditionen arbeiten – geschenkt.
Juristisch fragwürdig, wirtschaftlich explosiv
Ob Trumps Vorschlag überhaupt umsetzbar ist, bleibt mehr als fraglich. Filme gelten juristisch als Dienstleistungen, nicht als Waren – und sind damit grundsätzlich nicht zollpflichtig. Zudem stützt sich Trump auf die Behauptung, ausländische Filmproduktionen seien eine „Bedrohung der nationalen Sicherheit“ – eine These, die Experten als rechtlich kaum haltbar einstufen.
Trotzdem sorgt der Vorstoß für Unruhe. Mehrere Studioverantwortliche haben sich laut CNN direkt an Handelsminister Howard Lutnick gewandt. Dieser schrieb auf X knapp: „Wir kümmern uns drum.“
Im Weißen Haus versucht man derweil, die Wogen zu glätten: Sprecher Kush Desai erklärte, man prüfe „alle Optionen“, um Trumps Vorgabe umzusetzen und dabei „Hollywood wieder groß zu machen“. Lobbyisten der Branche hoffen auf sanftere Maßnahmen – etwa neue Steueranreize statt Strafmaßnahmen.
Europas Filmbranche reagiert fassungslos
Besonders in Europa ist der Schock groß. Von Blockbustern bis zu Independent-Produktionen: Zahlreiche Filme entstehen heute in Ländern wie Großbritannien, Ungarn oder Frankreich – wegen günstiger Drehbedingungen und Förderungen. Das Fachmagazin Variety sprach am Montag von „Fassungslosigkeit in der europäischen Filmbranche“.
Und auch in Hollywood selbst mehren sich die Fragen: „Was passiert mit einem Zweiter-Weltkriegs-Film, der in Frankreich spielen muss?“, fragte ein Produzent. „Was soll mit Emily in Paris passieren – Emily in Nebraska?“
Ein anderer Insider fragte sarkastisch: „Will er uns einfach nur dafür bestrafen, dass wir ihn nicht gewählt haben?“
Realität versus Symbolpolitik
Ob Trumps Plan jemals umgesetzt wird, ist unklar. Wie so oft bei seinen wirtschaftspolitischen Vorstößen steht bislang wenig Substanz, aber viel Symbolik dahinter. Dennoch fürchten viele, dass der bloße Versuch der Umsetzung gravierende Folgen hätte – nicht zuletzt für den $15-Milliarden-Handelsüberschuss, den die US-Filmbranche laut der Motion Picture Association derzeit mit dem Ausland erzielt.
Das Weiße Haus versucht nun, den Präsidenten als jemanden darzustellen, der lediglich „ein Problem zur Sprache bringt“. Nur: Wer Trump kennt, weiß, dass aus einem Tweet schnell Realität werden kann – mit Drehbüchern, die niemand in Hollywood je schreiben wollte.
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