Journalist: Herr Bremer, Sie haben sich die aktuelle Bilanz der FIM Finanz 1 GmbH angesehen. Wie bewerten Sie die finanzielle Situation des Unternehmens aus Anlegersicht?
Thomas Bremer: Ehrlich gesagt, sehe ich hier erhebliche Risiken. Die FIM Finanz 1 GmbH ist fast vollständig fremdfinanziert. Das Eigenkapital beträgt gerade einmal 1,15 Millionen Euro, während die Verbindlichkeiten mit 27,96 Millionen Euro das 24-fache davon ausmachen. Das bedeutet eine extrem niedrige Eigenkapitalquote von 3,9 %, was ein sehr hohes Insolvenzrisiko signalisiert.
Journalist: Was bedeutet das konkret für Anleger, die in die Nachrangdarlehen der Gesellschaft investieren?
Thomas Bremer: Anleger sollten sich bewusst machen, dass sie hier in Nachrangdarlehen investieren. Das heißt, im Insolvenzfall werden zuerst Banken, Lieferanten und andere Gläubiger bedient. Anleger stehen ganz am Ende der Kette und haben ein hohes Risiko, ihr Kapital zu verlieren.
Zudem hängt die gesamte Zahlungsfähigkeit der FIM Finanz 1 GmbH davon ab, dass die verbundenen Unternehmen ihre Darlehen ordnungsgemäß zurückzahlen. Sollte es bei diesen Gesellschaften zu finanziellen Problemen kommen, drohen Zahlungsausfälle, die direkt auf die Anleger durchschlagen könnten.
Journalist: Die FIM Finanz 1 GmbH vergibt Darlehen ausschließlich an Unternehmen der FIM Unternehmensgruppe. Ist das problematisch?
Thomas Bremer: Ja, denn es gibt keine externe Kontrolle oder Marktmechanismus, der sicherstellt, dass diese Darlehen zu fairen Konditionen vergeben werden. Die FIM Finanz 1 GmbH ist komplett von den verbundenen Unternehmen abhängig – es gibt keine Diversifikation. Wenn ein großes Problem in der Unternehmensgruppe auftritt, sind automatisch alle Gelder der Anleger gefährdet.
Journalist: Die liquiden Mittel betragen gerade einmal 57.116 Euro. Wie ist das zu bewerten?
Thomas Bremer: Das ist ein kritisches Alarmsignal. Die Barliquidität liegt bei nur 0,2 % der Verbindlichkeiten, was bedeutet, dass die Gesellschaft praktisch keine finanziellen Reserven hat. Sollte es unerwartete Ausfälle oder Verzögerungen bei den Rückflüssen geben, könnte das Unternehmen schnell in Zahlungsschwierigkeiten geraten.
Journalist: Wie bewerten Sie die Ertragslage? Immerhin hat das Unternehmen Zinserträge von rund 1,99 Millionen Euro erwirtschaftet.
Thomas Bremer: Die Zinserträge sehen auf den ersten Blick positiv aus, aber man muss sich anschauen, wie diese zustande kommen. Sie stammen ausschließlich aus Darlehen an verbundene Unternehmen. Falls diese nicht zahlen können, brechen diese Erträge sofort weg.
Zudem hat die Gesellschaft 1,62 Millionen Euro an Zinsaufwendungen, also fast genauso viel, wie sie durch Zinsen einnimmt. Der operative Umsatz aus dem Geschäftsbetrieb beträgt nur 25.000 Euro, was praktisch nicht nennenswert ist.
Journalist: Ein weiteres Thema sind die engen personellen Verflechtungen in der Unternehmensgruppe. Sehen Sie hier ein Problem?
Thomas Bremer: Absolut. Der Geschäftsführer der FIM Finanz 1 GmbH ist gleichzeitig Geschäftsführer der Muttergesellschaft und anderer verbundenen Unternehmen. Das birgt erhebliche Interessenkonflikte. Es gibt keine unabhängige Instanz, die kontrolliert, ob die Darlehen fair vergeben werden oder ob Anlegergelder womöglich genutzt werden, um andere Konzernbereiche zu stützen.
Journalist: Welche konkreten Risiken sehen Sie für Anleger, die hier investieren wollen?
Thomas Bremer: Die größten Risiken sind:
- Insolvenzrisiko – Extrem niedrige Eigenkapitalquote, hohe Verschuldung
- Liquiditätsrisiko – Kaum verfügbare Mittel für Notfälle
- Abhängigkeit von verbundenen Unternehmen – Kein diversifiziertes Geschäftsmodell
- Nachrangdarlehen – Anleger werden im Ernstfall als Letzte bedient
- Mangelnde Transparenz und Interessenkonflikte
Journalist: Was würden Sie Anlegern raten, die überlegen, in die FIM Finanz 1 GmbH zu investieren?
Thomas Bremer: Anleger sollten sehr vorsichtig sein und sich bewusst machen, dass dies kein sicheres Investment ist. Wer investiert, setzt sein Kapital einem hohen Ausfallrisiko aus. Ich würde dringend empfehlen, alternative Anlagemöglichkeiten mit besserer Kapitalstruktur, höherer Eigenkapitalquote und unabhängiger Kontrolle zu prüfen.
Journalist: Herr Bremer, vielen Dank für das Gespräch!
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