Obwohl die Zahl der HIV-Neuinfektionen in den USA insgesamt rückläufig ist, gibt es Bevölkerungsgruppen, die weiterhin besonders stark betroffen sind – allen voran schwarze Frauen im Süden der USA. Ihre Geschichten bleiben jedoch meist unsichtbar, ihre Risiken werden unterschätzt. Eine dieser Frauen ist Masonia Traylor aus Georgia, die mit 23 Jahren völlig überraschend die Diagnose HIV-positiv erhielt – trotz regelmäßiger Tests.
Heute ist Traylor Aktivistin und Gründerin der Organisation Lady BurgAndy Inc., die sich für Frauen und junge Menschen mit HIV einsetzt. Ihr Weg zur Offenheit war lang, geprägt von Einsamkeit, Scham und gesellschaftlicher Stigmatisierung.
Zahlen, die alarmieren
Im Jahr 2023 wurden in den USA über 39.000 neue HIV-Fälle bei Menschen ab 13 Jahren diagnostiziert. Über 50 Prozent dieser Fälle traten im Süden der USA auf – obwohl dort nur ein Drittel der Bevölkerung lebt. Schwarze Frauen machten die Hälfte der HIV-Diagnosen bei Frauen aus, obwohl sie nur 13 % der weiblichen US-Bevölkerung stellen.
Die Kombination aus geschlechtsspezifischer Ungleichheit, ökonomischer Unsicherheit und einem mangelhaften Zugang zu Präventionsangeboten schafft laut der Plattform AIDSVu ein „perfektes Risiko-Szenario“ für HIV.
PrEP kaum verbreitet unter Frauen – besonders im Süden
Medikamente wie PrEP (zur HIV-Prävention) sind verfügbar – aber nicht gleichmäßig verbreitet. Nur 9 % der PrEP-Nutzerinnen in den USA sind Frauen. Schwarze Menschen machen nur 12 % der Nutzerinnen und Nutzer aus, obwohl sie überproportional betroffen sind.
Viele Frauen berichten, dass sie von medizinischem Fachpersonal nie auf HIV getestet wurden – obwohl sie Risikofaktoren aufwiesen. Die Stigmatisierung durch Ärzt:innen, das Umfeld und die eigene Scham sind nach wie vor ein Hindernis.
Stigmatisierung, Unwissenheit, fehlende Infrastruktur
Laut Athena Cross von AIDS United verschärfen sich die Herausforderungen im Süden durch ein schlechtes Gesundheitsnetz, wenig Aufklärung und tief verwurzelte Vorurteile gegenüber HIV – insbesondere in konservativen, religiös geprägten Gegenden. Hinzu kommen geringe medizinische Ressourcen in ländlichen Regionen sowie eine weit verbreitete Anti-LGBTQ+ Haltung.
Rashad Burgess von Gilead Sciences erklärt: „HIV ist kein Virus, das gleich verteilt ist. Es trifft die verletzlichsten Gruppen – und das war vor 40 Jahren so, und ist es heute noch.“
Ein Tabuthema – mit Folgen
Viele Betroffene berichten, dass sie sich allein gelassen fühlen – auch weil HIV bei Schwarzen Frauen in der öffentlichen Wahrnehmung kaum vorkommt. Die sichtbaren Geschichten sind meist Tragödien, nicht aber die vieler Frauen, die mit HIV leben, arbeiten, lieben – und anderen helfen.
Tori Cooper, Aktivistin und selbst betroffen, bringt es auf den Punkt: „Was wir nicht sehen, sind Frauen mit HIV, die gesund und glücklich leben – und ihre Communitys stärken.“
Organisationen wie SisterLove oder das Programm Melanated Movement auf HBCU-Campus (historisch schwarze Universitäten) kämpfen gegen das Stigma – durch Bildung, Community-Arbeit und Empowerment junger Frauen.
Fazit: HIV ist nicht verschwunden – aber behandelbar
Dank moderner Medikamente und früher Diagnose ist HIV heute kein Todesurteil mehr, sondern eine chronische, gut behandelbare Erkrankung. Doch das Wissen darüber ist ungleich verteilt. Traylor will das ändern – mit Aufklärung, öffentlicher Sichtbarkeit und der Botschaft: „Du bist nicht allein.“
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