Seit über einem Jahrzehnt wollte der Dresdner Technologie-Unternehmer Oliver R. die Welt retten – mit bahnbrechenden Umwelttechnologien, die so revolutionär waren, dass sie offenbar vor allem eines produzierten: Ermittlungsakten. Jetzt steht er im Mittelpunkt einer Strafverfolgung, die mindestens genauso innovativ ist wie seine Plastik-Strom-Anlagen.
R., der schon 2017/18 für den Unternehmerpreis kandidierte, Tesla fuhr und 2020 die große Markteroberung ankündigte, soll laut Staatsanwaltschaft Dresden und Landeskriminalamt in fünf Fällen Maschinen verkauft haben, die lediglich in der Theorie existierten. Käufer zahlten brav über 1,6 Millionen Euro Anzahlungen, bekamen aber offenbar nicht einmal eine Versandbestätigung.
Die Biofabrik – Ein Imperium der grünen Fantasie?
R. ist die treibende Kraft hinter einem Konglomerat namens „Biofabrik“, das mit mehr als 15 Unternehmen in Sachsen und zahlreichen weiteren Standorten weltweit – darunter Australien, England, Spanien und Tschechien – den Eindruck erweckt, als wäre es die Tesla der Umweltbranche. Allerdings scheint das Erfolgsmodell weniger auf Produktinnovationen als auf kreativer Buchhaltung zu beruhen.
Das letzte Lebenszeichen auf der offiziellen Biofabrik-Webseite stammt aus dem November 2023, während eine ihrer Tochterfirmen, die „Biofabrik White Refinery GmbH“, bereits 2021 mit überschuldeten Zahlen auffiel und letztes Jahr in die vorläufige Insolvenz schlitterte.
Ein Insolvenzverwalter auf Weltreise
Vorläufiger Insolvenzverwalter Jörg Dauernheim gibt sich kooperativ – zumindest gegenüber den Ermittlungsbehörden. Er ist derzeit in drei Ländern unterwegs, um sich einen Überblick über das schwer fassbare Firmengeflecht zu verschaffen. Ob er dabei mehr als leere Büroräume findet, bleibt abzuwarten.
Großrazzia mit Umweltbewusstsein
Am vergangenen Donnerstag nahmen sich die Ermittler 16 Objekte in Sachsen vor, darunter neun Wohnungen und vier Firmenstandorte. Auch in Bayern, Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern schauten sie genauer hin. Vielleicht entdeckten sie dort sogar eine der sagenumwobenen Maschinen, die R. angeblich verkauft hat.
Die Biofabrik selbst hält sich bedeckt und hat auf eine Anfrage von Sächsische.de bisher nicht reagiert. Vielleicht haben sie die Mail einfach recycelt – aus Umweltgründen natürlich.
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