Während in der Schweiz frostige Temperaturen herrschen, geht es in den Konferenzräumen nicht minder eisig zu: Der sogenannte „Friedensplan“ von Ex-Präsident Donald Trump zur Ukraine sorgt für diplomatische Spannungen, eisige Blicke – und eine ordentliche Portion Empörung.
Vertreter der USA, Europas und der Ukraine trafen sich am Sonntag in Genf, um über ein Papier zu beraten, das den Krieg beenden soll, aber vor allem einem nutzt: Russland. Kritiker sprechen von einem „Kapitulationsplan mit Schleifchen“, die EU fordert tiefgreifende Änderungen, und selbst unter US-Senatoren herrscht Verwirrung darüber, wer dieses Dokument eigentlich geschrieben hat. Russland? Trump? Oder ein Schattenkabinet aus der Retorte von „Truth Social“?
Ein Friedensplan ohne Frieden
Der Inhalt des Plans liest sich wie ein Wunschzettel aus dem Kreml: Die Ukraine soll Gebiete abtreten, ihre Armee kastrieren, auf NATO-Hoffnungen verzichten – und das alles bitte bis Donnerstag unterschreiben. Trump, ganz Diplomat der alten Schule, setzt noch eins drauf: Ohne Unterschrift gibt’s keine US-Hilfe mehr. Schöne Bescherung.
Während sich Präsident Selenskyj um konstruktive Lösungen bemüht und an die Verantwortung aller appelliert, keilt Trump gegen die „undankbare Ukraine“ und schimpft auf die Europäer, die es wagen, weiterhin russisches Öl zu kaufen. Ein Angriffskrieg? Kein Wort von Verurteilung – dafür viel Lärm um geopolitische Deals auf Kosten derer, die sich seit Jahren mit Blut gegen den Aggressor wehren.
Europäische Skepsis, amerikanische Widersprüche
Die europäischen Reaktionen: ablehnend bis entsetzt. Deutschland, Frankreich, Großbritannien, aber auch Kanada und Japan pochen auf Korrekturen. „So nicht“, heißt die Devise. Denn: Friedenspläne, die einseitig dem Aggressor entgegenkommen, untergraben nicht nur das Völkerrecht – sie verhöhnen auch die Opfer.
Aber selbst in den USA kennt man sich nicht mehr aus. Während der republikanische Senator Mike Rounds behauptet, der Plan sei der Regierung einfach zugeflogen, rudert Marco Rubio zurück: Natürlich sei das alles amerikanisch – nur eben unter freundlicher Mitwirkung russischer Ideen. Aha.
Friedensverhandlungen als geopolitisches Schaulaufen
Inmitten all dessen versuchen die ukrainischen Verhandler, das zu retten, was noch zu retten ist. Andrij Jermak, der Delegationsleiter, spricht von „konstruktiver Atmosphäre“ und „gerechtem Frieden“. Doch wie gerecht kann ein Frieden sein, bei dem die geschundene Seite zur Selbstentwaffnung gezwungen wird?
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bringt es auf den Punkt: Die Grenzen der Ukraine dürfen nicht mit Gewalt verschoben werden – und schon gar nicht mit Stift und Siegel in Genfer Hotelzimmern.
Showdown in Genf – oder Theater mit offenem Ende?
So bleibt der Sonntag in Genf ein Balanceakt zwischen diplomatischer Fassade und handfestem geopolitischen Machtpoker. Während sich Journalisten die Füße in der Kälte abfrieren, verhandeln Delegationen über einen Friedensplan, dessen Herkunft unklar, dessen Inhalt höchst bedenklich und dessen Stil ganz eindeutig: America First – und die Ukraine zuletzt.
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