Ein gewaltiger atmosphärischer Fluss hat Südkalifornien mit starkem Regen heimgesucht, wodurch Überschwemmungen, Erdrutsche und Chaos in Regionen ausgelöst wurden, die erst kürzlich durch verheerende Waldbrände in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Die Behörden haben Evakuierungsbefehle und Schulschließungen in mehreren betroffenen Gebieten angeordnet.
Gefahr für Brandgebiete: Überschwemmungen und Erdrutsche
Die Unwetter traf die Landkreise Los Angeles, Ventura und Orange besonders hart, ebenso wie Gemeinden entlang der San-Gabriel-Berge im San-Bernardino-Gebiet. In Santa Barbara wurden gefährdete Anwohner bereits am Mittwoch um 15 Uhr aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen.
Der Nationale Wetterdienst (NWS) in Los Angeles warnte am späten Nachmittag, dass der Sturm schnell an Intensität zunahm. Auch nachdem die Regenfälle am Abend nachließen, blieben die Warnungen vor Erdrutschen bestehen. „Auch nach Ende des Regens können noch Schlamm- und Gerölllawinen auftreten. Befolgen Sie weiterhin Straßensperrungen“, hieß es vom Wetterdienst.
Der Pacific Coast Highway, eine wichtige Verkehrsader entlang der Küste, bleibt zwischen Chautauqua Boulevard und Carbon Beach Terrace wegen schwerer Überschwemmungen und Erdrutschen bis auf Weiteres gesperrt, so das kalifornische Verkehrsministerium.
Einsatzkräfte im Dauereinsatz
In Malibu wurde ein Feuerwehrmann der Los Angeles Fire Department während einer Patrouillenfahrt von einem Schlammlawinenstrom erfasst und mit seinem Fahrzeug ins Meer gespült. Er konnte sich jedoch selbst aus dem Wagen befreien und wurde mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus gebracht.
Die Behörden forderten Anwohner eindringlich auf, sich auf mögliche Evakuierungen vorzubereiten, wichtige Dokumente und Medikamente bereitzuhalten und sofort ihre Häuser zu verlassen, wenn eine Anweisung erteilt wird.
„Wenn Ihnen ein Evakuierungsbefehl erteilt wird, befolgen Sie ihn und verlassen Sie die Gegend so schnell wie möglich“, warnte Robert Luna, Sheriff des Los Angeles County, in einer Pressekonferenz. „Bleiben Sie nicht zurück – Ihre Sicherheit geht vor.“
Warum Brandnarben gefährlich sind
Die Brände der letzten Monate haben den Boden in vielen betroffenen Regionen so verändert, dass er Wasser nicht mehr aufnehmen kann – ähnlich wie Regen auf Asphalt, erklärte das kalifornische Amt für Notfalldienste. Der Regen läuft somit oberirdisch ab und erhöht das Risiko von Überschwemmungen, Schlamm- und Gerölllawinen erheblich.
Um die Schäden in den betroffenen Gebieten zu begrenzen, wurden tausende Meter Betonbarrieren aufgestellt, um mögliche Schlammlawinen einzudämmen. Hunderte Einsatzkräfte wurden vorab in Alarmbereitschaft versetzt.
Verheerende Bedingungen: Stromausfälle, Straßensperrungen und Schäden
Mehr als 28.000 Haushalte waren am Donnerstagabend ohne Strom. Straßen wie der berühmte Mulholland Drive in den Santa-Monica-Bergen wurden unpassierbar, nachdem eine Schlammlawine die Fahrbahn mit etwa 20 Zentimetern Schlamm bedeckte. In Oxnard wurden mehrere Mobilheime und Stromleitungen durch heftige Winde beschädigt.
In Ventura County kenterte ein Schlauchboot mit fünf Personen in dem durch Regen angeschwollenen Sespe Creek. Alle Insassen konnten sich glücklicherweise in Sicherheit bringen.
Warnung vor „lebensgefährlichen“ Wellen und gefährlichem Wind
Zusätzlich zu den Regenfällen brachten die Unwetter lebensbedrohliche Wellen von bis zu 12 Metern Höhe an die kalifornische Küste. Der Wetterdienst warnte davor, dass solche Wellen Menschen von Docks oder Stränden ins offene Meer reißen könnten. Gleichzeitig führten starke Winde zu Verzögerungen an Flughäfen wie San Francisco und zu weiteren Risiken, insbesondere für hohe Fahrzeuge.
Nervenanspannung in Gemeinden
In besonders betroffenen Gebieten, wie Altadena und Topanga Canyon, sprachen Anwohner von großer Unsicherheit. Nic Arnzen, ein Gemeinderatsmitglied aus Altadena, das bei den Bränden sein Haus verloren hatte, sagte: „Wir sind der Natur ausgeliefert. Es bleibt nur zu hoffen, dass unsere Vorbereitungen diesmal ausreichen.“
Julie Howell, eine Bewohnerin von Topanga Canyon, die mit ihrem Mann trotz Evakuierungswarnung blieb, erklärte: „Wir wissen, dass wir in einer Region leben, wo Brände und Überschwemmungen möglich sind. Aber manchmal fühlt es sich sicherer an, zu bleiben, als zu gehen.“
Heftiger Schnee in der Sierra Nevada und Nordweststaaten
In den Bergen der Sierra Nevada könnten bis zu zwei Meter Schnee fallen, was zu Straßensperrungen auf wichtigen Verkehrsadern wie der Interstate 80 geführt hat. Gleichzeitig wurden in Oregon, Nevada und Idaho Hunderte Schulen aufgrund von Schneefällen und eisigen Bedingungen geschlossen.
Atmosphärische Flüsse: „Flüsse am Himmel“
Die extremen Regenfälle werden durch sogenannte atmosphärische Flüsse verursacht – schmale Luftströme, die Feuchtigkeit aus den Tropen aufnehmen und sie in andere Regionen transportieren. Solche Phänomene können immense Wassermengen transportieren, was zu Starkregen und Überschwemmungen führt.
Fazit
Während Südkalifornien und andere westliche Staaten mit den unmittelbaren Folgen der Unwetter kämpfen, erinnern die Ereignisse erneut daran, wie stark Naturkatastrophen durch vorangegangene Brände und den Klimawandel verschärft werden. Die Region steht vor der Herausforderung, sowohl akute Schäden zu bewältigen als auch langfristig widerstandsfähigere Schutzmaßnahmen zu entwickeln.
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