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Hass am Rütli-Campus: Ermittlungen nach Drohbriefen gegen Lehrer-Ehemann

Darkmoon_Art (CC0), Pixabay
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Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt wegen homophober Belästigungen gegen Schüler der bekannten Rütli-Schule, heute Rütli-Campus. Ziel der Anfeindungen: der Ehemann eines schwulen Lehrers, der an der Schule unterrichtet. Über Monate wurde der Mann mit nächtlichen Anrufen und beleidigenden Schreiben schikaniert.

Zunächst waren es stumme Anrufe mitten in der Nacht, später fanden sich Hassbotschaften mit schwulenfeindlichem Inhalt im Briefkasten des Ehepaares. In einem Fall handelte es sich offenbar um gezielte Nachstellungen und massive Beleidigungen. „Ich habe Angst, dass sich das Ganze wiederholt“, sagte der Betroffene dem Tagesspiegel. Gemeinsam mit seinem Partner habe er die Polizei eingeschaltet.

Staatsanwaltschaft ermittelt – Schüler im Fokus

Wie ein Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft bestätigte, laufen zwei Verfahren: eines gegen einen namentlich bekannten Schüler, das andere gegen Unbekannt. Während das erste Verfahren bereits abgeschlossen ist, wird im zweiten noch nach weiteren Tatverdächtigen gesucht – mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der Schülerschaft der Schule. Ob ein queerfeindliches Motiv vorliegt, wurde bislang nicht bestätigt.

Symbolhafte Schule, wieder unter Druck

Die Rütli-Schule war bereits 2006 bundesweit in den Fokus geraten, als Lehrkräfte in einem dramatischen Brandbrief auf katastrophale Zustände aufmerksam machten. Gewalt, Respektlosigkeit und Disziplinlosigkeit bestimmten damals den Schulalltag. In der Folge wurde die Schule reformiert und unter dem Namen Campus Rütli als Modellprojekt neu aufgestellt. Der aktuelle Vorfall wirft jedoch einen Schatten auf die erzielten Fortschritte.

Vergleichbare Fälle in Berlin

Der Fall erinnert an einen ähnlichen Vorfall an der Carl-Bolle-Grundschule in Berlin-Moabit. Auch dort wurde ein schwuler Lehrer über Monate von Schülerinnen und Schülern gemobbt. Besonders erschreckend: Homophobe Beleidigungen wurden mit religiösem Eifer begründet. Der Lehrer Oziel Inácio-Stech wandte sich an die Öffentlichkeit, um auf das wachsende Problem fehlender Solidarität mit queeren Menschen in der Schule aufmerksam zu machen.

Bildungsverwaltung schweigt – Schulgemeinschaft in der Pflicht

Sowohl die Bildungsverwaltung als auch die Schulleitung des Rütli-Campus haben sich bislang nicht öffentlich zu dem Vorfall geäußert. Dabei stellt sich für viele Beobachter längst die Frage, ob Schulen ausreichend aufgestellt sind, um Lehrkräfte und deren Angehörige vor homophober Gewalt zu schützen – und ob sich das pädagogische Klima tatsächlich nachhaltig verbessert hat.

Fazit: Der Fall am Rütli-Campus zeigt erneut, dass Queerfeindlichkeit an Schulen kein Einzelfall ist. Die Ermittlungen laufen, doch schon jetzt ist klar: Es braucht mehr als neue Konzepte – es braucht Mut zur Haltung, Schutz für Betroffene und eine Schulkultur, die Ausgrenzung konsequent ächtet.

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