Die angesehene Harvard University steht derzeit im Zentrum eines politischen Machtkampfes mit der Trump-Regierung. Nachdem die Universität sich weigerte, eine umfassende Liste von Forderungen aus dem Weißen Haus zu erfüllen – darunter Vorgaben zur Lehre, Personalpolitik und Verwaltung – ließ Präsident Donald Trump rund 2,2 Milliarden US-Dollar an Bundesmitteln für Harvard einfrieren.
„Kein Staat – unabhängig von der Parteizugehörigkeit – sollte privaten Universitäten vorschreiben, was sie lehren dürfen“, schrieb Harvard-Präsident Alan Garber in einem offenen Brief.
Trump reagierte darauf scharf auf sozialen Medien:
„Harvard ist ein Witz, lehrt Hass und Dummheit und sollte kein Bundesgeld mehr erhalten.“
Hintergrund: Proteste, Antisemitismus-Vorwürfe und politische Kontrolle
Der Konflikt steht im Zusammenhang mit pro-palästinensischen Protesten auf US-Campussen seit dem Gaza-Krieg 2023. Einige jüdische Studierende berichteten von Belästigung und Unsicherheitsgefühlen. Andere wiederum protestierten gegen die israelische Militäraktion und die US-Unterstützung dafür.
Die Trump-Regierung hatte zuvor bereits Columbia University unter Druck gesetzt – nach der Kürzung von 400 Millionen US-Dollar an Bundesmitteln lenkte Columbia ein. Auch Harvard nahm gewisse Änderungen vor: Das Zentrum für Nahoststudien wurde personell neu aufgestellt, ein interdisziplinäres Friedensprogramm ausgesetzt, und zwei Antisemitismus-Klagen jüdischer Studierender wurden durch Vergleich beigelegt – ohne Schuldeingeständnis.
Doch als das Weiße Haus eine detaillierte Liste mit Richtlinien für Personal, Lehrinhalte und Campus-Governance vorlegte, zog Harvard eine klare Linie.
Öffentliche Unterstützung – und finanzielle Risiken
Die Entscheidung wird von vielen Studierenden, Alumni und Prominenten begrüßt. Barack Obama, selbst Harvard-Absolvent, nannte Trumps Vorgehen „unbeholfen“ und lobte die Universität als „Vorbild für andere Hochschulen“.
Studentin und Aktivistin Sa’maia Evans sagte der BBC:
„Harvard handelt nur dann, wenn es zur Rechenschaft gezogen wird. Doch jetzt wissen sie, dass die Öffentlichkeit genau hinschaut.“
Trotz eines beeindruckenden Stiftungsvermögens von 53,2 Milliarden Dollar – größer als das BIP mancher Länder – könnte Harvard die fehlenden Mittel nicht einfach kompensieren, warnen Expert*innen. Laut Steven Bloom vom American Council on Education sind 70 % der Gelder zweckgebunden. Der jährliche Haushalt der Universität liegt bei etwa 6,4 Milliarden Dollar, davon stammen 16 % aus Bundesmitteln, u. a. für Forschungsprojekte mit gesamtgesellschaftlichem Nutzen.
„Um 2 Milliarden auszugleichen, müsste Harvard seine Stiftung um 40 Milliarden erhöhen“, so Bloom. „Das Geld wächst nicht auf Bäumen.“
Weitere Drohungen – Steuerstatus in Gefahr
Trump deutete zuletzt an, auch Harvards steuerbefreiten Status anzugreifen – ein Privileg, das es Universitäten erlaubt, keine Steuern auf Immobilien und Kapitalerträge zu zahlen. Laut Bloomberg sparte Harvard allein 2023 dadurch rund 158 Millionen Dollar an Grundsteuer.
„Harvard kann man nicht mehr als anständige Bildungsinstitution bezeichnen“, erklärte Trump am Mittwoch.
Wie lange hält Harvard durch?
Viele Studierende fragen sich, wie lange die Universität diesem politischen Druck standhalten kann. Matthew Tobin, Vertreter im Studierendenrat, zweifelt an der Aufrichtigkeit der Regierung:
„Das ist ein Angriff in schlechter Absicht. Es geht nicht um Schutz jüdischer Studierender oder freie Meinungsäußerung – Trump will Kontrolle darüber, was an Hochschulen gelehrt und gedacht wird.“
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