In der niederländischen Stadt Almere haben Unbekannte offenbar gezielt zehn Bienenstöcke in Brand gesetzt. Bei dem Anschlag im Beatrixpark kamen schätzungsweise rund eine halbe Million Bienen ums Leben. Der betroffene Imker, Harold Stringer, steht nach der Tat unter Schock.
„Es tut weh, unbeschreiblich weh. Ich habe neun Jahre lang mit diesen Bienen gearbeitet – und jetzt ist alles vernichtet“, sagte Stringer gegenüber dem Regionalsender Omroep Flevoland.
Brandanschlag mit Beschleuniger
Laut der Polizei Almere wurden die Bienenstöcke am Dienstagabend in Brand gesteckt. Ermittler gehen davon aus, dass ein Brandbeschleuniger verwendet wurde, um die Kästen, die auf Paletten in einem bewaldeten Teil des Parks standen, in Flammen zu setzen.
Fotos der völlig zerstörten Bienenhäuser wurden von der Polizei in sozialen Medien veröffentlicht. Sie zeigen verkohlte Reste und geschmolzene Wabenrahmen – kaum etwas ist übrig geblieben. Nur wenige Bienen konnten dem Feuer entkommen.
„Es war offensichtlich kein Unfall“, erklärte Stringer. „Man musste den Weg kennen, um dorthin zu gelangen. Wer das getan hat, wusste genau, was er zerstört.“
Die Polizei bittet Zeuginnen und Zeugen, die am Dienstagabend im Bereich des Beatrixparks verdächtige Personen oder Fahrzeuge gesehen haben, sich zu melden.
Eine Tragödie für Mensch und Natur
Der Verlust betrifft nicht nur den Imker persönlich, sondern hat auch ökologische Bedeutung. Ein einziges Bienenvolk kann täglich Tausende Blüten bestäuben – zehn Völker gemeinsam leisteten somit einen wichtigen Beitrag zur Bestäubung der Pflanzenwelt in der Region.
„Das ist nicht nur ein privater Verlust“, sagte die Imkerin Heleen Nieman im niederländischen Radio. „Es betrifft das gesamte ökologische Gleichgewicht in Almere.“
Nieman kündigte an, Stringer unterstützen zu wollen und ihm eines ihrer drei Bienenvölker zu überlassen, um den Neuanfang zu erleichtern.
Hintergrund: Bedrohung der Bienen in den Niederlanden
Nach Angaben der niederländischen Regierung sind mehr als die Hälfte der rund 360 in den Niederlanden vorkommenden Bienenarten gefährdet. Ursachen sind der Verlust natürlicher Lebensräume, intensive Landwirtschaft, Pestizideinsatz und Krankheiten.
Das Umweltministerium fördert deshalb in mehreren Städten, darunter auch Almere, Projekte zur Schaffung von „bienenfreundlichen Zonen“ mit Wildblumenwiesen und ungespritzten Flächen.
Der Brandanschlag trifft diese Bemühungen hart. „Jedes Bienenvolk ist wertvoll – nicht nur für den Honig, sondern für das gesamte Ökosystem“, betonte ein Sprecher des niederländischen Imkerverbands (NBV). „Ein solcher Anschlag ist nicht nur ein Angriff auf einen Imker, sondern auf die Natur selbst.“
Täter noch unbekannt – Polizei setzt auf Hinweise
Die Ermittlungen laufen. Noch gibt es keine Verdächtigen, doch laut Polizei könnte der Brand mit einem gezielten Motiv erfolgt sein. Ob persönliche Gründe oder reine Zerstörungswut dahinterstecken, ist unklar.
„Leider sind Fälle von Vandalismus gegen Bienenstöcke kein Einzelfall“, sagte ein Sprecher der Umweltpolizei. „Doch in dieser Dimension – mit zehn vollständig zerstörten Völkern – ist es ein besonders schwerer und seltener Fall.“
Imker will weitermachen
Trotz der Tragödie will Harold Stringer seine Arbeit nicht aufgeben.
„Ich werde neue Völker anschaffen und wieder hier im Park anfangen“, sagte er. „Die Bienen gehören zu meinem Leben. Ich lasse mich von so etwas nicht vertreiben.“
Die Stadt Almere prüft derzeit, ob sie Stringer beim Wiederaufbau finanziell oder logistisch unterstützen kann. Auch aus der Bevölkerung kommen bereits zahlreiche Hilfsangebote.
Symbol für ein größeres Problem
Der Brandanschlag von Almere steht sinnbildlich für den fragilen Zustand vieler Ökosysteme. Der Verlust von Bienenpopulationen betrifft nicht nur Imker, sondern gefährdet auch Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion weltweit.
Mit Blick auf den aktuellen Fall betonen Experten, dass der Schutz von Bestäubern stärker in den Fokus rücken müsse – nicht nur durch staatliche Programme, sondern auch durch gesellschaftliche Aufmerksamkeit.
„Die Empörung über diesen Vorfall zeigt, dass viele Menschen verstehen: Ohne Bienen gibt es kein Gleichgewicht in der Natur“, so der Ökologe Jan van der Meer von der Universität Wageningen. „Aber wir müssen diesem Verständnis endlich konsequente Maßnahmen folgen lassen.“
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