In einem neuen Fall, der die Zustände in US-Einwanderungshaftanstalten erneut ins Rampenlicht rückt, ist eine 44-jährige Haitianerin nach über zehn Wochen in Gewahrsam der US-Einwanderungsbehörde ICE gestorben. Marie Ange Blaise wurde Mitte Februar am Flughafen von Saint Croix auf den Amerikanischen Jungferninseln aufgegriffen, als sie auf dem Weg nach Charlotte, North Carolina, war. ICE gab an, sie habe kein gültiges Visum gehabt.
Laut einem Bericht von USA TODAY hatte Blaise seit ihrer Festnahme eine belastende Odyssee durch mehrere Haftanstalten hinter sich. Sie wurde zunächst in Puerto Rico festgehalten, später nach Miami ins Krome North Processing Center gebracht. Dort berichteten Mitinhaftierte unter dem Schutz der Anonymität von menschenunwürdigen Zuständen: stundenlang gefesselt in Bussen ohne Toilettenpausen, überfüllte Zellen, mangelnde Hygieneartikel und fehlende medizinische Versorgung.
Anschließend wurde Blaise für sieben Wochen in einem privaten ICE-Haftzentrum in Louisiana untergebracht. Am 5. April erfolgte ihre Verlegung ins Broward Transitional Center in Pompano Beach, Florida. Am 25. April starb sie dort um 20:35 Uhr. Die Todesursache werde derzeit untersucht, teilte ICE mit.
Guerline Jozef, Direktorin der Menschenrechtsorganisation Haitian Bridge Alliance, äußerte sich entsetzt:
„Wir sind überzeugt, dass ihr Tod vermeidbar gewesen wäre.“
Blaises Tod reiht sich ein in eine Serie tragischer Zwischenfälle: Bereits mindestens sechs Menschen sind im laufenden Haushaltsjahr 2025 (seit Oktober 2024) in ICE-Gewahrsam gestorben.
Menschenrechtsorganisationen und Beobachter fordern erneut tiefgreifende Reformen der US-Einwanderungshaft – vor allem bessere medizinische Versorgung, menschenwürdige Unterbringung und transparente Aufklärung bei Todesfällen. Der Fall Marie Ange Blaise macht deutlich: Die Kritik an den Bedingungen in ICE-Haft ist aktueller denn je.
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