Die Grünen wollen sich offenbar neu erfinden – oder zumindest so tun, als würden sie’s versuchen. In einem internen Strategiepapier der Fraktionschefs Katharina Dröge und Britta Haßelmann, das als Diskussionsgrundlage für die Klausur der Fraktionsspitze in der kommenden Woche dient, wird mit ungewohnt selbstkritischem Ton zugegeben: Das Image einer abgehobenen Elitepartei klebt wie veganes Kaugummi an der Schuhsohle.
„Wir müssen wieder mehr über die Alltagsprobleme der Menschen sprechen“, heißt es da. Oder in Wahlkampfdeutsch: Weg vom Heizhammer, hin zum Haken an der Supermarktkasse. Die Grünen-Fraktionsführung will sich künftig weniger als Oberlehrer und mehr als Nachbarn von nebenan geben – mit Ohr für den Busfahrplan, nicht nur für Biodiesel im Himalaja.
Das Papier liest sich wie ein Versuch, Schadensbegrenzung nach zwei Jahren Ampel-Kollisionen zu betreiben. Zwischen Wärmewende, Genderdebatte und Tempo-30-Zonen sei zu oft übersehen worden, was die Menschen in ihrem Alltag wirklich umtreibe – sprich: ob am Monatsende noch was auf dem Konto ist oder der Kinderarzttermin erst in sechs Monaten frei wird.
Dröge und Haßelmann räumen ein, dass sich das Bild einer „alltagsfernen Elitepartei“ verfestigt habe – und das offenbar nicht nur bei Wählern mit Dieselkombi und Eigenheim in der Uckermark, sondern auch in urbanen Milieus mit wachsender Miete und schwindender Geduld.
Was daraus nun folgt? Mehr Bekenntnisse zur Realität. Weniger grüne Blasen-Politik. Vielleicht sogar der Versuch, die Partei wieder als Kümmerer für Alltagssorgen zu positionieren. Oder wenigstens so zu tun.
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