Mit einem massiven Aufgebot ist die Polizei in Hannover in der Nacht zum Sonntag gegen Kriminalität im Steintorviertel vorgegangen – einem der meistbesuchten Ausgehviertel Niedersachsens und zugleich seit Jahren ein Brennpunkt für Straftaten. Hunderte Beamtinnen und Beamte kontrollierten Bars, Clubs, Bordelle und die einschlägigen Straßen rund um das Rotlichtmilieu.
Die Dimensionen des Einsatzes waren unübersehbar: Mehr als 150 Personen mussten sich ausweisen, 60 Menschen und ein Dutzend Fahrzeuge wurden durchsucht. Dabei fanden die Ermittler verbotene Schlagstöcke, Messer sowie Reizgas – mitten in einer Zone, in der das Mitführen von Waffen umfassend verboten ist. Fünf Personen mussten den Bereich nach Platzverweisen sofort verlassen. Insgesamt wurden 20 Straf- und Ordnungsverfahren eingeleitet, darunter mehrere wegen illegalen Glücksspiels.
Türsteher im Fokus – Schattenwirtschaft statt Sicherheit
Im Zentrum der Ermittlungen steht die Türsteher-Szene. Nach Erkenntnissen der Polizei arbeiten zahlreiche Sicherheitskräfte inoffiziell und sollen sich mit Barzahlungen an Behörden vorbei finanzieren. Gleichzeitig geraten sie immer wieder selbst in Konflikte oder sollen Gewalt eskalieren lassen, statt sie zu verhindern.
„Wir dulden keine Parallelstrukturen, erst recht nicht an einem Ort, an dem tausende Menschen jedes Wochenende feiern“, erklärte Hannovers Polizeivizepräsident Stefan Sengel vor Ort. „Sicherheitskräfte tragen Verantwortung. Wer stattdessen Drohkulissen aufbaut und kriminelle Interessen verfolgt, hat in diesem Geschäft nichts zu suchen.“
Waffenfunde im Umfeld von Türstehern gelten den Ermittlern zufolge längst nicht als Ausnahme – ein alarmierender Befund.
Hotspot mit hartnäckigen Problemen
Das Steintor gilt trotz rückläufiger Fallzahlen weiter als polizeilich „verrufener Ort“: Regelmäßig kommt es zu Körperverletzungen, Drogenkriminalität, Prostitution im Graubereich und Auseinandersetzungen im Partyverkehr. Besonders in den Nächten von Freitag bis Sonntag zieht das Viertel ein durchmischtes Publikum aus ganz Niedersachsen an – und damit auch Täter.
Als Reaktion werden die Regeln verschärft: Das Waffenverbot, bislang zeitlich begrenzt, soll künftig rund um die Uhr gelten – und voraussichtlich auch gängige Pfeffersprays umfassen. Die Polizei kündigt weitere Schwerpunktkontrollen an.
Der Einsatz am Wochenende soll dabei nicht das Ende, sondern den Anfang einer neuen Kontrollstrategie markieren. „Die Menschen sollen feiern können“, so Sengel, „aber niemand soll sich hier überlegen fühlen – außer dem Gesetz.“
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