Am 17. Januar 2025 musste ein Ryanair-Flug von London nach Vilnius seinen Landeanflug in letzter Minute abbrechen. Grund war eine unerklärliche Störung des GPS-Signals, das für die Navigation des Flugzeugs essenziell ist. Die Maschine wurde gezwungen, rund 400 Kilometer nach Warschau umzuleiten. Behörden in Litauen bestätigten später, dass es sich um gezielte GPS-Interferenzen handelte – kein Einzelfall. In den letzten drei Monaten wurden mehr als 800 ähnliche Vorfälle im baltischen Luftraum registriert. Auch Estland und Finnland berichten über vermehrte GPS-Störungen und vermuten Russland hinter diesen Angriffen, was Moskau jedoch bestreitet.
GPS-Störungen – eine wachsende Bedrohung
GPS (Global Positioning System) ist nicht nur für die Luftfahrt unverzichtbar. Es bildet die Grundlage für zahlreiche moderne Systeme, darunter Finanztransaktionen, Energieversorgung und Telekommunikation. Experten warnen, dass eine massive GPS-Störung wirtschaftliche Schäden in Milliardenhöhe verursachen könnte. Die britische Regierung sieht das Risiko als so gravierend an, dass es auf ihrer nationalen Gefahrenliste steht.
Neue Technologie soll GPS ablösen
Britische Wissenschaftler arbeiten deshalb an einer alternativen Navigationslösung, die unabhängig von Satellitensignalen funktioniert. Ziel ist die Entwicklung hochpräziser, tragbarer Atomuhren, die auf der Erde genutzt werden können, ohne anfällig für Störungen zu sein.
Atomuhren sind für GPS unerlässlich, da sie Signale mit extremer Genauigkeit senden und dadurch Positionsbestimmungen ermöglichen. Die Forscher am National Physical Laboratory (NPL) in London arbeiten nun an sogenannten optischen Atomuhren, die 100-mal genauer sind als herkömmliche Cäsium-Atomuhren.
Der Plan der britischen Regierung sieht vor, bis 2030 ein sicheres, GPS-unabhängiges Zeitsystem in Großbritannien einzurichten, das Finanz- und Kommunikationsnetze direkt mit den hochpräzisen Uhren verbindet. Langfristig könnte die Technologie sogar in Smartphones integriert werden.
Erste Tests vielversprechend
Im Mai 2024 wurde die Technologie erstmals in einem Flugzeug getestet – ein weltweit einzigartiger Versuch, der öffentlich bekannt gemacht wurde. Dabei trug die Maschine eine Atom-Uhr, die ohne Satellitensignale auskam. Erste Ergebnisse zeigen, dass das System funktionierte.
Doch die Wissenschaftler stehen vor großen Herausforderungen: Die aktuelle Technik ist noch zu groß und teuer für den alltäglichen Gebrauch. Derzeit kostet eine solche tragbare Atomuhr rund 100.000 Pfund. Das Ziel der Forscher ist es, die Systeme so zu miniaturisieren, dass sie in Schiffe, Flugzeuge und später auch in Smartphones integriert werden können.
Militärische Bedeutung steigt
Auch das britische Militär beobachtet die Entwicklung mit großem Interesse. In der Ukraine wurden bereits britische Truppen von GPS-Störungen betroffen. Militärstrategen sehen die neue Navigationstechnologie daher als möglichen entscheidenden Vorteil für zukünftige Konflikte.
Ob die „Time Lords“ – wie die britischen Zeitforscher scherzhaft genannt werden – die GPS-Alternative rechtzeitig entwickeln können, bleibt abzuwarten. Doch eines ist klar: In einer Welt, in der GPS immer häufiger gestört wird, ist eine zuverlässige Alternative dringend nötig.
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