Die letzte Sitzung des Deutschen Bundestages war auch die letzte Sitzung für so manches vertraute Gesicht was man die letzten 20 Jahre so kannte z.B.
Generalsekretär, Fraktionschef, Parteivorsitzender, Arbeitsminister: Mit dem 73-jährigen Franz Müntefering verlässt einer der prominentesten Sozialdemokraten das Parlament. Die eigene Partei hatte es mit ihm nicht immer leicht. Seine Entscheidung für die Rente mit 67 ist bis heute umstritten. Berühmt-berüchtigt war Müntefering für seine Drei-Wort-Sätze wie „Opposition ist Mist“. Viel Respekt brachte ihm 2007 die Entscheidung ein, als Minister zurückzutreten, um seine kranke Frau zu pflegen. Zum Abschied aus dem Kabinett der Großen Koalition bekam der Fußballfan von Kanzlerin Angela Merkel einen „rot-schwarzen“ Ball geschenkt. Dem Bundestag gehörte Müntefering seit 1975 an.
Wolfgang Gerhard
Seit 1994 im Bundestag, bestimmte Wolfgang Gerhardt erst in der Partei und dann auch in der Fraktion über viele Jahre die Richtung der FDP. 2001 und 2006 folgte ihm Guido Westerwelle in beiden Ämtern nach. Nicht wenige Beobachter sprachen damals von einer Entmachtung Gerhardts. Seit 2006 ist der 69-Jährige Vorstandsvorsitzender der liberalen „Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit“. Gerhardt war Mitglied der FDP-Grundsatzkommission. Der Erziehungswissenschaftler promovierte in Marburg über die Bildungspolitik der FDP.
Wolfgang Thierse
Nach der Wende gab Wolfgang Thierse der ostdeutschen SPD ein Gesicht. Seit 1990 gehörte der 69-Jährige dem Bundestag an. Von 1998 bis 2005 war Thierse Bundestagspräsident, danach Vizepräsident und leitete in dieser Funktion die Sitzungen, zuletzt auch die mit fast 16 Stunden längste der endenden Legislaturperiode. Thierse eckte immer wieder mit öffentlichen Äußerungen an. So beklagte er sich in scharfem Ton über die zunehmende Anzahl von Schwaben in Berlin, plant aber für diesen Sommer Ferien im „Ländle“.
Heidemarie Wieczorek-Zeul
Haarfarbe und Haltung brachten Heidemarie Wieczorek-Zeul den Beinamen „Rote Heidi“ ein. Nach 26 Jahren verlässt die ehemalige Juso-Vorsitzende den Bundestag. Wieczorek-Zeul galt als kämpferische Vertreterin des linken SPD-Flügels. Zwischen 1998 und 2009 war sie Entwicklungshilfeministerin und damit länger im Amt als alle anderen Ressortchefs vor und nach ihr. Erfolglos war Wieczorek-Zeul, als sie 1993 für das Amt des SPD-Bundesvorsitz kandidierte. In der Urabstimmung der Mitglieder unterlag sie gegen Rudolf Scharping und Gerhard Schröder.
Michael Glos
1976 wurde Michael Glos als damals jüngster CSU-Politiker in den Bundestag gewählt. Der heute 68-Jährige machte sich vor allem als CSU-Landesgruppenchef einen Namen. 2005 gab er (widerwillig) diesen Posten auf und wechselte als Wirtschaftsminister in das Kabinett der Großen Koalition. Dort kam er aber nie richtig an. 2009 trat Glos angeblich aus Altersgründen zurück und wurde von seinem Parteifreund Karl-Theodor zu Guttenberg abgelöst.
Ilse Aigner
Ilse Aigner, die 48-jährige Verbraucherschutzministerin macht einen ungewöhnlichen Karriereschritt: Nach vier Legislaturperioden tritt sie nicht mehr für den Bundestag an, sondern kandidiert stattdessen für den bayerischen Landtag. Die Vorsitzende des CSU-Bezirks Oberbayern gilt als potenzielle Nachfolgerin von Ministerpräsident Horst Seehofer, den sie auch in ihrem Ministeramt beerbte. Aigner ist staatlich geprüfte Technikerin für Elektrotechnik und arbeitete bis 1994 bei der Eurocopter Group in der Entwicklung von Systemelektrik für Hubschrauber.
Ruprecht Polenz
Seit 1994 saß Ruprecht Polenz im Bundestag. In den vergangenen Jahren machte sich der 67-jährige Jurist vor allem als Außenpolitiker einen Namen. Seit 2005 saß er dem Auswärtigen Ausschuss vor. Seine Parteikarriere in der CDU währte hingegen nur kurz. Von April bis November 2000 bekleidete er das Amt des Generalsekretärs der Christdemokraten. Polenz will sich nun ganz seinem Amt als Chef des ZDF-Fernsehrates widmen. Als Bundestagsabgeordneter gehörte Polenz zu den Politikern, die aktiv Twitter und Facebook nutzen.
Hans Ulrich Klose
Mit 76 Jahren verabschiedet sich Hans-Ulrich Klose nach einer wechselvollen Karriere aus dem Parlament: 1981 gab er das Amt des Hamburger Bürgermeisters ab. Zwei Jahre später zog er erstmals in den Bundestag ein, wo er von 1991 bis 1994 die sozialdemokratische Fraktion führte. Klose galt als profilierter Außenpolitiker, der auch vom politischen Gegner geschätzt wurde. Zuletzt fungierte der SPD-Politiker unter einer schwarz-gelben Regierung als Koordinator für die deutsch-amerikanischen Beziehungen.
Kerstin Müller
1994 wurde die 50-Jährige Kerstin Müller zum ersten Mal in den Bundestag gewählt. Vier Jahre später übernahm sie den grünen Fraktionsvorsitz, um dann wieder vier Jahre später ins Auswärtige Amt zu wechseln. Der damalige Außenminister Joschka Fischer ernannte die Parteifreundin zur Staatsministerin. Müller ist Mitglied des Kuratoriums von „Aktion Deutschland Hilft“, dem Bündnis der Hilfsorganisationen. Sie sitzt im Stiftungsrat der „Stiftung Wissenschaft und Politik“ und im Gesamtpräsidium der „Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik“. Sie übernimmt künftig das Israel-Büro der Heinrich-Böll-Stiftung.
Luc Jochimsen
Die parteilose Fernsehjournalistin Luc Jochimsen, die für die Linke im Bundestag saß, verlässt das Parlament nach zwei Legislatuperioden. Von sich reden machte sie 2010 durch ihre Kandidatur für das Bundespräsidentanamt. Erst als sie ihre Kandidatur nach dem zweiten Wahlgang zurückgezogen hatte, war der Weg für die Wahl von Christian Wulff zum Nachfolger von Horst Köhler frei.
Deutschland sagt DANKE
Quelle:ARD
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