Am Donnerstag, dem 17. Juli, dem fünften Todestag des US-Bürgerrechtlers und Kongressabgeordneten John Lewis, werden in den gesamten Vereinigten Staaten Proteste unter dem Motto „Good Trouble Lives On“ erwartet. Der Ausdruck geht auf Lewis’ bekannte Aufforderung zurück, für gesellschaftlichen Wandel auch „guten, notwendigen Ärger“ zu machen.
An über 1.600 Orten im ganzen Land – darunter Großstädte wie Chicago, Atlanta, Washington D.C. und St. Louis – werden Zehntausende Demonstrierende erwartet. Die Aktionen richten sich gegen zentrale politische Maßnahmen der Trump-Administration, darunter Eingriffe in Frauenrechte, Kürzungen sozialer Sicherungssysteme, der Umgang mit Migranten und der Einsatz der Nationalgarde gegen Proteste.
Moralischer Kompass des Kongresses
John Lewis war eine Schlüsselfigur der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und wurde oft als das „moralische Gewissen“ des US-Kongresses bezeichnet. Die Veranstalter*innen betonen, dass die Proteste nicht als Trauerakt, sondern als ermutigendes Gedenken gedacht sind – im Geiste von Lewis’ Engagement für Gerechtigkeit und Demokratie.
„Was würde John Lewis uns heute raten?“, fragt Celina Stewart, Vorsitzende der Frauenwahlrechtsorganisation League of Women Voters. „Jede und jeder von uns kann etwas tun – und viele können sogar sehr viel tun.“
Protest trotz Wochentag – mit Familienfokus
Obwohl Protestaktionen traditionell an Wochenenden stattfinden, entschieden sich die Veranstalter bewusst für den 17. Juli – einen Donnerstag – um an Lewis’ Todestag zu erinnern. Viele Veranstaltungen beginnen am späten Nachmittag oder Abend, damit Berufstätige und Familien teilnehmen können. Neben klassischen Demonstrationen sind auch „moralische Versammlungen“, Spendenaktionen, Bürgerbildungsangebote und Wählerregistrierungen geplant.
Barbara Arnwine, Mitorganisatorin der Transformative Justice Coalition, nennt die Proteste „die größte eintägige Aktion für Bürger- und Wahlrechte in allen 50 Bundesstaaten – und weltweit – in der US-Geschichte.“
Bewegung mit lokalem Fokus
Wie bereits bei der landesweiten Aktion „No Kings“ am 14. Juni setzen die Organisator*innen auf dezentrale Mobilisierung: lieber viele kleine Veranstaltungen als ein großes zentrales Event. Das ermögliche lokalen Aktivismus und eine nachhaltigere Vernetzung vor Ort.
Beispielsweise sind in Palm Beach County, Florida – wo sich Trumps Anwesen Mar-a-Lago befindet – fünf Protestaktionen geplant, darunter ein Autokorso und Redebeiträge zu Lewis‘ Vermächtnis.
In Yonkers, New York, haben sich die örtlichen NAACP- und Indivisible-Gruppen zusammengeschlossen, um ein buntes Familienprogramm mit Straßenkreide, Plakatgestaltung und Wähleraufklärung anzubieten. In Annapolis, Maryland, werden zwei Brücken symbolisch überquert – in Anlehnung an Lewis’ historischen Marsch über die Edmund Pettus Bridge in Selma, Alabama.
Trump-Regierung zeigt sich unbeeindruckt
Die Regierung Trump reagierte zurückhaltend. Sprecherin Liz Huston betonte, Präsident Trump erfülle lediglich sein Versprechen, „Amerika wieder großartig zu machen“, und sei von fast 80 Millionen Amerikaner*innen demokratisch legitimiert worden.
Fazit: Die „Good Trouble“-Proteste wollen nicht nur ein Zeichen gegen aktuelle politische Entwicklungen setzen, sondern auch das Vermächtnis eines der wichtigsten Bürgerrechtler der USA lebendig halten – lokal verankert, vielfältig in der Form und geeint in der Botschaft: Für Demokratie, Gerechtigkeit und Mitbestimmung.
Kommentar hinterlassen