Der größte Eisberg der Welt, bekannt als A23a, ist vor der abgelegenen britischen Insel Südgeorgien auf Grund gelaufen. Das gigantische Stück Eis, etwa doppelt so groß wie Groß-London, liegt nun vor der Südwestküste der Insel fest und beginnt langsam zu zerbrechen.
Während Fischer befürchten, dass die riesigen Eismassen ihre Arbeit erschweren könnten, sehen Wissenschaftler darin eine potenzielle Bereicherung für das Ökosystem. Die im Eis eingeschlossenen Nährstoffe könnten nach dem Schmelzen das marine Leben ankurbeln – wie eine „Nährstoffbombe im Ozean“, erklärt Prof. Nadine Johnston von der British Antarctic Survey.
Eine lange Reise und ein dramatisches Ende
A23a hat eine bemerkenswerte Reise hinter sich. Der Mega-Eisberg brach bereits 1986 vom Filchner-Ronne-Schelfeis in der Antarktis ab und steckte jahrzehntelang in einem Meereswirbel fest. Erst im Dezember 2024 konnte er sich befreien und begann seine langsame Reise nach Norden.
Durch die berüchtigte „Eisberg-Allee“ driftete er Richtung wärmere Gewässer, wobei er überraschend lange stabil blieb. In Februar 2025 erreichte er eine Geschwindigkeit von etwa 30 km pro Tag, bevor er nun etwa 80 km vor Südgeorgien auf Grund lief.
Der Eisberg ist mittlerweile auf eine Fläche von 3.234 km² geschrumpft – dennoch bleibt er ein massiver Gigant mit beeindruckenden 300 Metern Höhe.
Auswirkungen auf Tiere und Fischerei
Die neue Position des Eisbergs könnte einige Macaroni-Pinguine beeinträchtigen, die in dem Gebiet nach Nahrung suchen. Durch das Schmelzen des Süßwassereises kann sich die Zusammensetzung des Meerwassers verändern, was den Bestand an Krill, einer Hauptnahrungsquelle der Pinguine, beeinflussen könnte.
Auch die Fischerei könnte in den kommenden Monaten vor Herausforderungen stehen. Fischer fürchten, dass Eisstücke Schifffahrtsrouten blockieren oder den Zugang zu Fanggebieten erschweren.
„Das wird die größte Menge an Eis sein, mit der wir je in einer Fischereisaison zu tun hatten“, sagt Andrew Newman von der Fischerei-Firma Argos Froyanes. Dennoch sei man gut vorbereitet.
Zerstörung und neues Leben
Obwohl A23a Teile des Meeresbodens zerstören kann, bietet sein Schmelzwasser gleichzeitig neuen Lebensraum. Tiefsee-Ökosysteme erhalten durch die freigesetzten Nährstoffe einen kräftigen Schub.
Prof. Huw Griffiths, der sich an Bord des Forschungsschiffs Sir David Attenborough befindet, beschreibt es so:
„Wo etwas zerstört wird, entsteht an anderer Stelle neues Leben.“
Ein Anzeichen für diesen Effekt könnte in den kommenden Wochen sichtbar werden: grüne Phytoplankton-Blüten, die den Eisberg wie eine leuchtende Aura umgeben und sogar auf Satellitenbildern erkennbar sein könnten.
Klimawandel und die Zukunft der Eisberge
Während A23a ein natürliches Phänomen ist, warnt die Wissenschaft davor, dass die Zahl solcher Mega-Eisberge aufgrund der Erwärmung der Antarktis zunehmen könnte.
„Ohne Eis hätten wir nicht diese einzigartigen Ökosysteme, die einige der produktivsten der Welt sind“, erklärt Griffiths. Doch mit steigenden Temperaturen brechen immer mehr Eisberge von der Antarktis ab – und schmelzen schneller.
Die Geschichte von A23a zeigt, wie eng Naturkatastrophen und neue ökologische Chancen miteinander verbunden sein können. Während der Eisriese langsam zerfällt, hinterlässt er eine Spur aus Gefahren, aber auch aus neuem Leben.
Kommentar hinterlassen