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Geteilt vereint? Mehrheit der Deutschen glaubt nicht mehr an echte Einheit

_daskameraauge_ (CC0), Pixabay
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35 Jahre nach der offiziellen Wiedervereinigung wächst in der deutschen Bevölkerung offenbar der Zweifel daran, dass aus Ost und West wirklich „ein Volk“ geworden ist. Eine aktuelle forsa-Umfrage bringt eine Entwicklung ans Licht, die viele lange verdrängt haben: Die Mehrheit der Deutschen empfindet noch immer eine Trennung – mental, strukturell und emotional.

Nur noch 35 Prozent der Befragten sind laut Umfrage der Meinung, dass Ost- und Westdeutschland inzwischen zu einem gemeinsamen Volk zusammengewachsen seien. Das ist ein dramatischer Rückgang: Noch im Jahr 2018 – also vor nur sechs Jahren – teilten immerhin 51 Prozent diese optimistische Einschätzung.

Zwei Drittel sehen weiterhin Trennendes

Heute jedoch sagen fast zwei Drittel (rund 65 Prozent), dass Unterschiede und Spannungen zwischen Ost und West nach wie vor überwiegen. Besonders auffällig: In den neuen Bundesländern, also im Osten Deutschlands, fällt die Einschätzung noch kritischer aus. Dort empfinden deutlich mehr Menschen das Verhältnis zwischen Ost und West als unversöhnt oder unausgeglichen.

Das Gefühl der Entfremdung scheint also nicht nur bestehen zu bleiben – es nimmt sogar zu.

Die Gründe: Ungleichheiten, Erfahrungen, Wahrnehmungen

Die Ursachen für diese anhaltende Spaltung sind vielschichtig. Sie reichen von sozioökonomischen Unterschieden über ungleiche Repräsentation in Führungspositionen bis hin zu kulturellen Selbstbildern.

Viele Ostdeutsche fühlen sich auch Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung nicht auf Augenhöhe wahrgenommen. In der öffentlichen Debatte dominieren westdeutsche Perspektiven, die Prägung durch die DDR wird oft entwertet oder ignoriert.

Auch der wirtschaftliche Aufbau Ost war zwar erfolgreich – aber nicht für alle: In vielen Regionen gingen nach der Wende nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch Identitäten verloren. Wer den eigenen Lebensweg nach 1990 als Abstieg erlebt hat, trägt diese Erfahrung oft bis heute mit sich.

Wendejahr 2025? Eine Erinnerung mit Dissonanz

Dass diese Diskussion gerade im Jahr 2025 – also 35 Jahre nach der Deutschen Einheit – wieder an Fahrt gewinnt, ist kein Zufall. Politisch, gesellschaftlich und emotional steht Deutschland vor einem Erinnerungsjahr, das mehr Fragen als Antworten aufwirft.

Wie sehr ist Deutschland heute wirklich geeint?
Wie stark wirken Ost und West noch nach – im Alltag, in der Politik, in der Wahrnehmung von Gerechtigkeit?

Die Umfrageantworten legen nahe: Viele Menschen erleben die Einheit als formale Hülle – aber nicht als gelebte Realität.

Was bedeutet das für die Zukunft?

Die sinkende Zahl an Menschen, die an ein Zusammenwachsen glauben, sollte Alarmzeichen und Handlungsauftrag zugleich sein. Eine gesamtdeutsche Identität entsteht nicht automatisch durch Zeitablauf oder politische Beschlüsse. Sie muss aktiv gestaltet werden – durch Austausch, Anerkennung und strukturelle Gleichwertigkeit.

Ein ehrlicher Umgang mit Unterschieden, aber auch mit gemeinsamen Erfahrungen, könnte helfen, neue Brücken zu schlagen. Denn die Erkenntnis, dass noch nicht alles zusammengewachsen ist, muss nicht das Ende, sondern der Anfang eines neuen Dialogs sein.

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