Auf der 7. Fachtagung „Prävention von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung“ hat Birgit Rodolphe, Exekutivdirektorin für Abwicklung und Geldwäscheprävention bei der BaFin, die wachsende Bedeutung der risikoorientierten Aufsicht eindrücklich unterstrichen. In ihrer Rede zeichnete sie ein klares Bild davon, wie sich Institute künftig aufstellen müssen – und warum die Risikoanalyse dabei die entscheidende Rolle spielt.
🔎 Risiko als entscheidende Steuerungsgröße
Rodolphe machte deutlich: Die Höhe des individuellen Risikos eines Instituts ist der Kompass für die gesamte Präventionsarchitektur.
Sie bestimmt:
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welche Sorgfaltspflichten einzuhalten sind,
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wie intensiv Kundenbeziehungen überwacht werden müssen,
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wie umfassend interne Kontrollsysteme ausgestaltet sein müssen,
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und wie viel Personal und Technik zur Risikoüberwachung erforderlich sind.
Dabei sei es unerlässlich, die eigenen Risiken nicht statisch, sondern kontinuierlich zu betrachten. Die Risikowelt verändere sich fortlaufend – und mit ihr die Anforderungen.
🌐 Eine Risikolandschaft im ständigen Wandel
Die Exekutivdirektorin verwies darauf, dass sich die Risiken in den vergangenen Jahren deutlich verbreitert hätten. Gründe dafür seien unter anderem:
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ein immer fragmentierterer Zahlungsverkehr, der Transaktionsketten unübersichtlicher macht,
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der Anstieg von Kryptogeschäften, die sowohl neue Chancen als auch erhebliche Missbrauchsrisiken bergen,
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Umgehungskonstruktionen im Umfeld internationaler Sanktionen,
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Geschäftsbeziehungen, die sich in Hochrisikostaaten verlagern,
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sowie komplexe grenzüberschreitende Strukturen, die schwer zu durchleuchten sind.
Angesichts dieser Entwicklungen sei es unerlässlich, dass Institute ihr Risikoprofil nicht nur kennen, sondern aktiv weiterentwickeln und präventive Maßnahmen nachschärfen.
🏦 Institute jeder Größe im Fokus: Risiko ist keine Frage des Umfangs
Rodolphe räumte mit einer häufigen Fehlannahme auf: dass kleine Institute automatisch weniger riskant seien.
Die Aufsicht stelle immer wieder fest, dass:
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auch kleine Häuser bestimmte Hochrisikoprodukte anbieten,
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Kundengruppen mit erhöhtem Gefährdungspotenzial bedienen,
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oder geografische Schwerpunkte haben, die zu hohen Risiken führen.
Daher gelte: Die Größe eines Instituts ist unerheblich – entscheidend ist die Risikostruktur.
Wer hohe Risiken eingeht, muss entsprechend hohe Anforderungen an Prävention und Kontrolle erfüllen.
🧩 Kundenkenntnis als Fundament wirksamer Prävention
Ein Schwerpunkt der Rede lag auf dem Grundsatz „Know Your Customer“ (KYC).
Rodolphe betonte, dass Instituten keinerlei Spielraum bleibe, wenn sie ihre Kunden und deren Geschäftsmodelle nicht wirklich verstehen.
Wirksame Prävention erfordert laut BaFin:
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eine verlässliche Identifikation der Kunden,
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ein tiefes Verständnis ihrer wirtschaftlichen Hintergründe,
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die Fähigkeit, Transaktionen einzuordnen,
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und das Wissen, welche Aktivitäten auffällig oder untypisch sind.
Ein fehlendes Verständnis darüber, wer ein Kunde ist und wie er wirtschaftet, sei schlicht nicht akzeptabel.
Solches Nichtwissen führe nach Rodolphe direkt in eine Situation, in der Institute „blind“ in erhebliche Risiken laufen – ein Zustand, den die BaFin nicht tolerieren werde.
🛠️ Erwartung an die Beaufsichtigten: Dynamik statt Mindeststandard
Rodolphe betonte, dass von Instituten künftig erwartet werde, ihre Geldwäscheprävention nicht nur als Pflicht, sondern als strategisches Instrument zum Schutz des eigenen Geschäftsmodells zu verstehen.
Dazu gehöre:
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die regelmäßige Aktualisierung der Risikoanalyse,
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der Einsatz moderner Technologien wie Transaktionsmonitoring und Mustererkennung,
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ausreichend geschultes Personal,
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sowie die Fähigkeit, frühzeitig auf neue Risiken zu reagieren.
Prävention sei damit kein starres Regelwerk, sondern eine laufende Managementaufgabe.
🧭 Fazit: Risiko bleibt der Taktgeber
Rodolphes Rede macht unmissverständlich klar:
Die risikoorientierte Aufsicht ist nicht nur ein regulatorisches Prinzip, sondern der entscheidende Taktgeber für die Geldwäsche- und Terrorismusprävention in Deutschland.
Institute, die Risiken unterschätzen oder ihre Kunden nicht ausreichend kennen, gefährden nicht nur ihre eigene Stabilität – sie riskieren auch, Teil globaler Geldwäsche- und Terrorismusfinanzierungsstrukturen zu werden.
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