Startseite Allgemeines Gefälschtes Testament und Millionen-Erbe: BGH bestätigt Haftstrafe im Fall des „Passauer Millionenerbes“
Allgemeines

Gefälschtes Testament und Millionen-Erbe: BGH bestätigt Haftstrafe im Fall des „Passauer Millionenerbes“

geralt (CC0), Pixabay
Teilen

Das spektakuläre Strafverfahren um das sogenannte „Passauer Millionenerbe“ hat ein endgültiges Ende gefunden. Der Bundesgerichtshof (BGH) hat die Revision der Angeklagten verworfen und damit das Urteil des Landgerichts Passau bestätigt. Die Frau, die versucht hatte, sich ein Millionenvermögen mit gefälschten Testamenten zu erschleichen, muss nun ihre Haftstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten antreten.

Ein Erbe von 20 Millionen Euro – und ein skrupelloser Plan

Im Mittelpunkt des Falls steht der 2021 verstorbene Niels K., ein wohlhabender Mann, dessen Nachlass – einschließlich des literarisch bedeutenden Archivs des Dichters Hans Carossa – auf mindestens 20 Millionen Euro geschätzt wurde. Die Angeklagte hatte den Senior bis zu seinem Tod betreut und nutzte das Vertrauen ihres Pflegebeziehers auf perfide Weise aus.

Kurz nach dessen Tod reichte sie beim Nachlassgericht zwei gefälschte Testamente ein, die sie als Alleinerbin auswiesen. In Wahrheit hatte der Erblasser eine öffentliche Stiftung zu seiner Erbin bestimmt – ein Fakt, den die Frau kannte. Mit Hilfe einer Anwältin versuchte sie dennoch, sich einen Erbschein ausstellen zu lassen, um Zugriff auf das millionenschwere Vermögen zu bekommen.

Als das Gericht Nachweise verlangte, legte die Frau am 16. November 2021 sogar eine eidesstattliche Versicherung ab, in der sie wahrheitswidrig erklärte, es gebe keine weiteren letztwilligen Verfügungen. Diese Falschaussage wurde später zu einem der entscheidenden Punkte ihrer Verurteilung.

Beweise, Widersprüche und ein eindeutiges Gutachten

Das Landgericht Passau sah die Schuld der Angeklagten als erwiesen an – vor allem aufgrund eines graphologischen Gutachtens des Bayerischen Landeskriminalamts, das eindeutig feststellte, dass die Testamente nicht von Niels K. stammten.

Hinzu kamen zahlreiche Widersprüche in ihren Aussagen: Mal habe sie die Dokumente in einem „schwarzen Büchlein“ gefunden, dann wieder auf dem Schreibtisch des Verstorbenen. Diese Ungereimtheiten machten ihre Darstellung endgültig unglaubwürdig.

Vergeblich versuchte die Frau, den Gutachter als befangen darzustellen und die Beweisaufnahme anzufechten. Der BGH sah keine Anhaltspunkte für Verfahrensfehler und bestätigte die Entscheidung der Passauer Richter.

Ein Präzedenzfall gegen Erbschleicherei

Mit dem Beschluss vom 9. September 2025 (Az. 1 StR 299/25) ist das Urteil rechtskräftig. Die Angeklagte wurde wegen Urkundenfälschung, versuchten Betrugs, versuchter mittelbarer Falschbeurkundung und falscher Versicherung an Eides statt schuldig gesprochen.

Juristen sehen in der Entscheidung ein klares Signal gegen Erbschleicherei und Manipulation im Nachlassverfahren. Der Versuch, sich durch gefälschte Dokumente ein Erbe zu sichern, bleibt auch dann schwer strafbar, wenn der Betrug scheitert.

Zwischen Habgier und Kulturraub

Brisant ist der Fall auch deshalb, weil er nicht nur finanzielles, sondern auch kulturelles Erbe betrifft. Das Archiv des Schriftstellers Hans Carossa, Teil des Nachlasses von Niels K., gilt als literarisch wertvoll. Der versuchte Betrug war somit nicht nur ein Angriff auf ein Vermögen, sondern auch auf ein Stück deutscher Kulturgeschichte.

Die einst fürsorgliche Pflegerin, die sich über gefälschte Testamente zur Millionenerbin machen wollte, hat nun ihr Ziel endgültig verfehlt. Statt Reichtum und Ansehen erwartet sie nun – wie der BGH entschieden hat – der Weg in die Strafvollzugsanstalt.

Kommentar hinterlassen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Ähnliche Beiträge
Allgemeines

Nick Reiner wegen Mordes an seinen Eltern Rob und Michele Reiner angeklagt – Anwalt spricht von „verheerender Tragödie“

Nach dem schockierenden Doppelmord an dem bekannten Regisseur Rob Reiner und seiner...

Allgemeines

FBI-Vizedirektor Dan Bongino kündigt Rücktritt an – Rückkehr ins Mediengeschäft erwartet

Dan Bongino, stellvertretender Direktor des FBI, hat seinen Rücktritt für Januar 2026...

Allgemeines

Jeffrey-Epstein-Files: Neue Enthüllungen, alte Fragen – USA veröffentlicht weitere Dokumente

Sechs Jahre nach dem Tod des verurteilten Sexualstraftäters Jeffrey Epstein reißt die...

Allgemeines

FBI veröffentlicht neues Video nach tödlicher Schießerei an US-Eliteuni – Täter weiter flüchtig

Fünf Tage nach der tödlichen Schießerei an der renommierten Brown University in...