Die Geschichte des Friedensnobelpreises ist eng mit der Biografie seines Stifters, des schwedischen Erfinders und Industriellen Alfred Nobel (1833–1896), verknüpft.
Alfred Nobel war Chemiker, Ingenieur und Erfinder – vor allem bekannt als Erfinder des Dynamits. Er verdiente damit ein großes Vermögen, wurde aber auch kritisiert, dass seine Erfindungen für militärische Zwecke missbraucht wurden.
Eine französische Zeitung schrieb fälschlicherweise einen Nachruf auf ihn mit der Überschrift:
„Der Händler des Todes ist tot.“
Dieser Satz erschütterte Nobel. Er soll daraufhin beschlossen haben, einen Teil seines Vermögens für etwas wirklich Positives zu hinterlassen – einen Preis für diejenigen, die der Menschheit den größten Nutzen bringen.
📜 Nobels Testament von 1895
In seinem Testament bestimmte Nobel, dass sein Vermögen in eine Stiftung fließen solle. Aus den Zinserträgen sollten jährlich Preise in fünf Kategorien verliehen werden:
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Physik
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Chemie
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Medizin
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Literatur
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Frieden
Der Friedensnobelpreis sollte, so schrieb Nobel ausdrücklich,
„demjenigen verliehen werden, der am meisten oder am besten zur Brüderlichkeit der Völker, zur Abschaffung oder Verminderung stehender Heere und zur Förderung von Friedenskongressen beigetragen hat.“
Bemerkenswert: Nobel verfügte, dass der Friedenspreis nicht in Schweden, sondern in Norwegen vergeben werden sollte – vermutlich, weil Norwegen damals (noch bis 1905) mit Schweden in einer Union stand, aber ein eigenständiges Parlament hatte, das Nobel als friedensfreundlicher einschätzte.
🕊️ Die ersten Jahre
Der erste Friedensnobelpreis wurde 1901 verliehen – an zwei Männer:
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Henry Dunant, Gründer des Roten Kreuzes
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Frédéric Passy, französischer Pazifist und Gründer der ersten Friedensliga
Damit war der Grundgedanke klar: Der Preis sollte Engagement für Frieden, Humanität und Völkerverständigung ehren.
⚔️ Umstrittene und symbolträchtige Preisträger
Im Laufe der Geschichte sorgten viele Entscheidungen für Diskussionen:
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1917, 1944: Das Internationale Rote Kreuz erhielt den Preis (mehrfach für seine Rolle in Kriegszeiten).
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1953: George C. Marshall (Marshallplan) – für den Wiederaufbau Europas.
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1964: Martin Luther King Jr. – für seinen gewaltfreien Kampf gegen Rassismus.
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1973: Henry Kissinger – für den Vietnam-Friedensvertrag, trotz fortdauernder Kämpfe (besonders umstritten).
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1991: Aung San Suu Kyi – Symbolfigur des gewaltfreien Widerstands in Myanmar.
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2009: Barack Obama – nur wenige Monate nach Amtsantritt, was viele als zu früh empfanden.
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2022: Aktivisten aus Ukraine, Russland und Belarus, die sich gegen den Krieg und für Menschenrechte einsetzen.
🏛️ Organisation
Die Verleihung erfolgt durch das Norwegische Nobelkomitee, das vom norwegischen Parlament (Storting) ernannt wird.
Die Preisvergabe findet jährlich am 10. Dezember in Oslo statt – dem Todestag Alfred Nobels.
Der Preis besteht aus:
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einer Goldmedaille,
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einem Diplom,
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und einem Geldbetrag (aktuell rund 1 Million US-Dollar).
🌍 Bedeutung heute
Der Friedensnobelpreis gilt als die höchste moralische Auszeichnung der Welt – aber auch als Spiegel der Zeit. Er zeigt, wie sich das Verständnis von „Frieden“ gewandelt hat:
von der klassischen Abrüstung über Menschenrechte, Demokratie, Umweltschutz bis hin zu Bildungs- und Klimafragen.
So erhielt etwa Greta Thunberg mehrfach Nominierungen – ein Zeichen dafür, dass Klimaschutz inzwischen als Voraussetzung für Frieden gilt.
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