Wohnkredit-Richtlinien: Die KIM ist (fast) tot, aber die FMA will ihr irgendwie treu bleiben
Mit dem Auslaufen der KIM-Verordnung Ende Juni hatten viele gehofft, dass der Wohnkreditmarkt in Österreich endlich wieder Luft holen darf. Weniger Vorschriften, mehr Bewegung, mehr Chancen – gerade für junge Familien, für Normalverdiener, für Häuslbauer. Doch wer dachte, die Bürokratie zieht sich zurück, hat die Rechnung ohne die Finanzmarktaufsicht (FMA) gemacht.
Statt einem klaren Schnitt liefert die Behörde nun ein Rundschreiben, das zwar formal „nur eine Empfehlung“ ist – in der Praxis aber die Regeln der alten KIM-Verordnung fortschreibt, als hätte es nie ein Ablaufdatum gegeben. Kritik? Gibt’s genug. Und sie kommt nicht nur von der ÖVP, sondern quer durch Wirtschaft, Banken und Baubranche.
Denn klar ist: Die KIM war von Anfang an ein Reizthema. Wer ein Eigenheim wollte, musste plötzlich mit 20 % Eigenkapital aufmarschieren und durfte monatlich nicht mehr als 40 % seines Nettoeinkommens für die Kreditrate verwenden. Klingt vernünftig? Vielleicht in der Theorie. In der Praxis bedeutete das für viele schlicht: keine Chance auf Eigentum. Kein Wunder, dass Landeshauptleute wie Wilfried Haslauer (ÖVP) nun die FMA auffordern, endlich loszulassen.
Die Behörde aber bleibt trotzig – mit Verweis auf den „Hausverstand“. Wer brav spart, nicht über seine Verhältnisse lebt und bis zur Pension alles abbezahlt hat, bekommt schon seinen Kredit. Klingt nach moralischem Zeigefinger statt Regulierungspolitik.
Dabei zeigt der Markt längst ein anderes Bild: 5,2 Milliarden Euro an neuen Wohnkrediten in den ersten vier Monaten 2025 – zwei Drittel mehr als im Vorjahr. Offenbar hat sich der Markt trotz KIM bewegt. Umso unverständlicher ist es, dass die FMA nun durch die Hintertür weiterregulieren will.
Bankenverbände und Wirtschaftskammer schlagen Alarm: Wer sich nicht an die „Empfehlungen“ hält, riskiert faktisch Nachteile bei Prüfungen. Von echter Entscheidungsfreiheit für Kreditinstitute kann da keine Rede sein. Michael Höllerer von der RLB NÖ-Wien bringt es auf den Punkt: „Wenn die KIM endlich abgeschafft ist, darf sie nicht durch die Hintertür zurückkehren.“
Was bleibt, ist das Bild einer aufsichtsverliebten Behörde, die es nicht lassen kann, auch nach Ablauf ihrer eigenen Regeln weiter mit dem erhobenen Zeigefinger am Wohntraum der Menschen mitzuregeln. Und das ausgerechnet in Zeiten, in denen die Bauwirtschaft ohnehin unter Druck steht.
Die Frage stellt sich: Will man in Österreich Eigentum fördern – oder verhindern? Die Antwort der FMA ist offenbar: Nur mit Genehmigung des Hausverstands.
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