Der Silberpreis hat ein neues historisches Rekordniveau erreicht. In der Nacht überschritt der Preis für eine Feinunze erstmals die Marke von 75 US-Dollar und stieg zeitweise auf 75,15 Dollar (rund 63,76 Euro). Gleichzeitig markierte auch Gold ein neues Allzeithoch: Der Preis für eine Feinunze kletterte auf 4.531 US-Dollar. Damit erleben die Edelmetallmärkte einen der stärksten Anstiege seit Jahrzehnten.
Edelmetalle profitieren von Krisenstimmung
Analysten führen den außergewöhnlichen Preissprung vor allem auf anhaltende wirtschaftliche und geopolitische Unsicherheiten zurück. In Zeiten politischer Spannungen, hoher Staatsverschuldung und wachsender Zweifel an der Stabilität klassischer Finanzmärkte gelten Edelmetalle traditionell als sicherer Hafen. Anleger suchen Schutz vor Inflation, Währungsrisiken und Marktturbulenzen – und finden ihn zunehmend in Gold und Silber.
Seit Jahresbeginn ist der Goldpreis um fast 70 Prozent gestiegen, Silber legte sogar um mehr als 150 Prozent zu. Ein derart starker Jahresanstieg wurde zuletzt im Jahr 1979 beobachtet, als ebenfalls wirtschaftliche Unsicherheit, Inflation und geopolitische Konflikte die Märkte prägten.
Silber: Vom „armen Gold“ zum strategischen Metall
Anders als Gold profitiert Silber nicht nur von seiner Rolle als Wertaufbewahrungsmittel, sondern auch von seiner enormen industriellen Bedeutung. Silber ist ein unverzichtbarer Rohstoff für moderne Technologien – insbesondere für die Herstellung von Halbleiterchips, die in Anwendungen der künstlichen Intelligenz eingesetzt werden. Weltweit wachsende Rechenzentren, KI-Modelle und digitale Infrastrukturen treiben die Nachfrage zusätzlich an.
Diese doppelte Funktion als Anlage- und Industriemetall verstärkt den Preisdruck. Während Anleger Silber als Absicherung kaufen, konkurriert die Industrie um begrenzte physische Mengen. Experten sprechen zunehmend von strukturellen Angebotsengpässen, die den Markt dauerhaft beeinflussen könnten.
Vertrauensverlust in US-Finanzsystem verstärkt Trend
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die politische Entwicklung in den USA. Seit der Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus und seinen wiederholten öffentlichen Attacken auf die US-Notenbank ist das Vertrauen vieler Investoren in staatliche US-Finanztitel und den US-Dollar gesunken. Die jüngste Haushaltssperre, der sogenannte „Shutdown“, hat diese Unsicherheit weiter verschärft.
Staatsanleihen und der Dollar verlieren in diesem Umfeld an Attraktivität. Stattdessen wenden sich Anleger verstärkt alternativen Anlageklassen zu – insbesondere Edelmetallen, aber auch Kryptowährungen wie Bitcoin. Diese werden zunehmend als Absicherung gegen politische Eingriffe und fiskalische Instabilität betrachtet.
Historische Dimension des Preisanstiegs
Marktbeobachter betonen die historische Dimension der aktuellen Entwicklung. Dass sowohl Gold als auch Silber innerhalb eines Jahres derart stark zulegen, gilt als seltenes Ereignis. Die Kombination aus geopolitischen Spannungen, technologischem Nachfrageboom und Vertrauensverlust in klassische Währungen schafft ein Umfeld, das Edelmetallen außergewöhnlichen Rückenwind verleiht.
Ob die Rally anhält, hängt nach Einschätzung von Experten maßgeblich davon ab, wie sich die globale Wirtschaftslage, die Geldpolitik der Notenbanken und die politische Stabilität insbesondere in den USA entwickeln. Klar ist jedoch: Silber hat seinen Ruf als Nischeninvestment abgelegt und ist zu einem strategischen Schlüsselmetall der neuen Wirtschaftsordnung aufgestiegen.
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