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Florida plant Verbot von Fluorid im Trinkwasser – Experten warnen vor Rückschritt im öffentlichen Gesundheitswesen

Mollyroselee (CC0), Pixabay
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Trotz jahrzehntelanger wissenschaftlicher Erkenntnisse über die Vorteile von Fluorid für die Zahngesundheit plant Florida als zweiter US-Bundesstaat nach Utah ein Verbot von Fluorid in öffentlichen Wassersystemen. Der republikanisch dominierte Landtag verabschiedete das sogenannte „Florida Farm Bill“ mit 88 zu 27 Stimmen – ein Gesetz, das nicht explizit Fluorid erwähnt, aber die Definition von „Wasserzusätzen“ so ändert, dass Fluorid künftig ausgeschlossen wäre.

Was steckt hinter dem Verbot?

Offiziell geht es im Gesetz um weitreichende Maßnahmen in der Agrar- und Verbraucherpolitik, doch ein entscheidender Passus definiert „Wasserqualitätszusätze“ nur noch als Stoffe, die nachweislich zur Entfernung von Schadstoffen oder zur Einhaltung gesetzlicher Trinkwassernormen beitragen. Fluorid, das präventiv zur Kariesvermeidung eingesetzt wird, fällt nicht unter diese Definition. Damit könnten lokale Wasserversorger gezwungen sein, die Fluoridierung einzustellen.

Befürworter des Gesetzes argumentieren mit individueller Entscheidungsfreiheit. „Es geht nicht um Fluorid – es geht um Ihre Freiheit“, sagte der republikanische Abgeordnete Danny Alvarez. Gegner sehen hingegen ein gefährliches Signal an die öffentliche Gesundheit.

Was ist Fluorid – und warum ist es wichtig?

Fluorid ist ein natürlich vorkommendes Mineral, das in Wasser, Erde und Lebensmitteln vorkommt. Seit über 80 Jahren wird es in den USA dem Trinkwasser in genau dosierter Menge (0,7 mg/L) zugesetzt. Studien – unter anderem des CDC (Centers for Disease Control and Prevention) – belegen, dass dies das Auftreten von Karies bei Kindern um 40–70 % und Zahnverlust bei Erwachsenen um bis zu 60 % reduziert hat.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die American Dental Association und das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung zählen Fluoridierung zu den bedeutendsten Errungenschaften der öffentlichen Gesundheitsvorsorge.

Die Gegenargumente – wissenschaftlich haltbar?

Kritiker wie Floridas Gesundheitsminister Dr. Joseph Ladapo oder US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. verweisen auf mögliche Risiken, darunter sinkende Intelligenzquotienten bei Kindern, Schilddrüsenerkrankungen oder ADHS. Diese Thesen stützen sich meist auf Einzelstudien aus Ländern mit teils deutlich höheren Fluoridwerten (über 1,5 mg/L). In den USA liegt der Grenzwert jedoch bei 0,7 mg/L – und laut internationalen Reviews existieren für diese Dosis keine belastbaren Hinweise auf neurologische oder gesundheitliche Schäden.

Die American Dental Association wies jüngst erneut darauf hin, dass über 3.000 Studien weltweit die Sicherheit und Wirksamkeit der Wasserfluoridierung bestätigen. Ihr Präsident Brett Kessler nannte die aktuellen Aussagen „gefährliche Fehlinformation“.

Was droht bei einem Verbot?

Sollte das Gesetz final verabschiedet werden, drohen erhebliche Folgen: vor allem Kinder aus ärmeren Haushalten, die sich keine regelmäßige Zahnpflege oder fluoridhaltige Zahncremes leisten können, wären stark betroffen. Es wäre ein Rückschritt zu einem höheren Kariesrisiko, das sich langfristig auch volkswirtschaftlich negativ auswirkt.

Zudem befürchten Gesundheitsexperten eine Welle weiterer Fluoridierungsstopps in anderen Bundesstaaten, befeuert durch politischen Populismus und Desinformation. Schon jetzt sind zahlreiche Wasserwerke unter öffentlichem Druck, Fluorid abzusetzen.

Fazit

Was als gesetzliche Randnotiz im „Florida Farm Bill“ daherkommt, könnte sich zu einem Präzedenzfall mit gravierenden gesundheitlichen Folgen entwickeln. Die Entscheidung über Fluorid im Trinkwasser ist nicht nur eine technische – sie ist ein Lackmustest für evidenzbasierte Gesundheitspolitik im Zeitalter wachsender Skepsis gegenüber Wissenschaft.

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