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Farbedelsteine als Kapitalanlage?

Nika_Akin (CC0), Pixabay
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Warum sich Diamanten und Farbedelsteine nicht als Altersvorsorge für Kleinanleger eignen

Immer wieder tauchen Angebote auf, die mit dem Kauf von Farbedelsteinen oder Diamanten als vermeintlich „sicherer“ Kapitalanlage werben. Hochglanzprospekte und Internetseiten versprechen Wertsteigerung, Inflationsschutz und eine stabile Alternative zu klassischen Geldanlagen. Doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich: Für Kleinanleger sind Edelsteine denkbar ungeeignet – und erst recht keine Option für die Altersvorsorge.

1. Edelsteine sind kein liquider Markt

Während Gold- oder Silbermünzen jederzeit bei Banken, Edelmetallhändlern oder über Online-Plattformen verkauft werden können, sieht es bei Farbedelsteinen und Diamanten ganz anders aus. Es existiert kein offizieller Börsenhandel, keine transparenten Preistabellen und kaum seriöse Abnahmestellen.

Wer einen Stein wieder verkaufen möchte, stößt schnell auf Probleme:

  • Kaum Käufer für Einzelsteine außerhalb des Fachhandels

  • Hohe Handelsspannen: Die Differenz zwischen An- und Verkaufspreis ist erheblich

  • Subjektive Preisfindung: Der Wert hängt von Gutachten, Qualität, Größe und Seltenheit ab – Laien können dies kaum einschätzen

Mit anderen Worten: Der schnelle Verkauf im Bedarfsfall ist nahezu ausgeschlossen. Genau dieser Punkt macht Edelsteine als „Notgroschen“ oder Altersvorsorge unbrauchbar.

2. Das Problem der Bewertung

Während der Gold- oder Silberpreis international täglich notiert wird und so eine klare Orientierung bietet, ist die Preisbildung bei Farbedelsteinen höchst intransparent. Zwei Steine, die für den Laien identisch wirken, können völlig unterschiedliche Werte haben.

Die Bewertung hängt ab von:

  • Farbe und Reinheit

  • Schliff und Gewicht

  • Seltenheit der Varietät

  • Nachfrage in Nischenmärkten

Gerade Kleinanleger sind hier im Nachteil: Sie sind auf teure Zertifikate angewiesen und können dennoch kaum beurteilen, ob sie tatsächlich einen fairen Preis bezahlen.

3. „Bundles“ und Sammelanlagen – kein Schutz vor Risiken

Manche Anbieter werben damit, dass man sich an Edelstein-Bundles beteiligen könne, also einer Sammlung verschiedener Steine, die als Paket gekauft werden. Die Argumentation: Das Risiko sei dadurch gestreut. Doch auch hier gilt:

  • Die Probleme mit Liquidität und Verkauf bleiben bestehen

  • Die Kosten für Verwaltung, Zwischenhändler und Gutachten fressen mögliche Gewinne auf

  • Am Ende hat der Anleger nur schwer verkäufliche Einzelsteine oder Bruchteile davon – ohne Garantie auf Wertsteigerung

Eine Risikostreuung innerhalb eines ohnehin illiquiden Marktes ist keine Lösung.

4. Gold und Silber: Die bessere Alternative unter den Sachwerten

Anders als bei Edelsteinen existiert für Gold und Silber ein international anerkannter, liquider Markt. Beide Edelmetalle sind seit Jahrhunderten als Zahlungsmittel und Wertaufbewahrungsmittel etabliert. Vorteile sind:

  • Börsennotierte Preise: Transparent und täglich einsehbar

  • Hohe Liquidität: Jederzeit bei Banken und Händlern verkäuflich

  • Etablierte Anlageformen: Münzen, Barren, ETFs oder Sparpläne

Wer in Sachwerte investieren möchte, ist mit Gold und Silber weitaus besser beraten als mit Diamanten oder Farbedelsteinen.

5. Fazit: Kein Investment für Kleinanleger

Es mag sein, dass einzelne Investoren mit Diamanten oder Farbedelsteinen Gewinne erzielen können – etwa durch Fachwissen, langjährige Erfahrung und Zugang zu exklusiven Märkten. Doch für Kleinanleger gilt:

  • Hohe Risiken

  • Kaum Liquidität

  • Fehlende Transparenz

  • Keine Eignung als Altersvorsorge

Wer auf Sicherheit und Werterhalt setzt, sollte bei klassischen Edelmetallen wie Gold und Silber bleiben. Farbedelsteine mögen schön anzusehen sein – doch als Kapitalanlage sind sie für Privatanleger ein riskantes Abenteuer.

2 Kommentare

  • Ich hab vor gut fünf Jahren den Fehler gemacht, 20.000 € in Farbedelsteine zu investieren. Damals klang alles plausibel: Hochglanzprospekte, schöne Versprechen von Wertsteigerung, Inflationsschutz und sichere Altersvorsorge. Heute stehe ich da und halte ein paar Steine in der Hand, die zwar glitzern, aber praktisch unverkäuflich sind.

    Das große Problem: Es gibt für lose Farbedelsteine keinen echten Markt. Anders als bei Gold oder Silber existieren keine offiziellen Preise, keine Börsennotierung, keine Banken oder Händler, die dir die Dinger jederzeit abnehmen. Ich hab es probiert: Juweliere zahlen praktisch nichts, manche winken gleich komplett ab. Und wenn einer überhaupt ein Angebot macht, dann liegt das weit, wirklich weit unter dem Preis, den ich damals gezahlt habe. Von Wertsteigerung also keine Spur – im Gegenteil, es ist ein Fass ohne Boden.

    Der Unterschied zu Schmucksteinen ist riesig: Beim Schmuckstück zahlst du beim Juwelier für Handwerk, Design und Marke. Der Stein ist da nur ein kleiner Teil vom Gesamtpreis. Lose Steine sind für Juweliere uninteressant – sie verdienen ihr Geld mit fertigen Ringen, Ketten und Ohrsteckern, nicht mit dem Ankauf von Steinen, die irgendwo als „Anlage“ verkauft wurden.

    Ich merke jetzt, wie naiv das Ganze war: Für Anleger ohne tiefes Fachwissen ist der Markt völlig intransparent. Zwei Steine, die für einen Laien gleich aussehen, können preislich Welten auseinanderliegen. Und am Ende entscheidet der Händler, was er dir zahlt – und der zahlt natürlich so wenig wie möglich.

    Mein Fazit nach fünf Jahren: Farbedelsteine sind keine Kapitalanlage, sondern eine teure Illusion. Wer das trotzdem glaubt, fällt genau auf diese Verkaufsmasche rein, die auf den schönen Bildern in den Prospekten basiert. Ich persönlich suche händeringend jemanden, der mir meine Steine überhaupt abnimmt – wohlwissend, dass ich einen großen Teil meines Geldes abschreiben muss.

    Darum mein Rat an alle, die mit dem Gedanken spielen: Finger weg. Wer Glitzer will, soll Schmuck kaufen. Wer eine Anlage sucht, ist mit Gold oder Silber um Welten besser bedient.

  • Ein sehr gut recherchierte Artikel. Verbraucherschutzbeginn dort, wo dem unbedachten Kunden auf der Suche einer guten Altersvorsorge, die Augen geöffnet werden. Daher: Finger weg von jeglicher Art dieser Produktart, wenn man im Alter von seinem mühselig Geld ernten möchte.

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