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Europas Internet

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Herzlichen Glückwunsch – Sie hängen an der Cloud. Und die hängt wiederum an ein paar Rechenzentren irgendwo zwischen Seattle, Texas und „Bitte warten, Ihr Update wird installiert“. Europa ist stolz digital – aber leider digital abhängig, wie ein Teenager am WLAN der Eltern.

Wenn einer der großen Götter aus dem Silicon Valley kurz niest, stehen hierzulande Flughäfen, Krankenhäuser und der Online-Shop für Öko-Gummistiefel still. Und wenn die politische Stimmung zwischen Europa und den USA weiter so freundlich bleibt wie eine Scheidung im Streit, könnte man theoretisch sogar einen ganzen Kontinent „abschalten“.

Willkommen im Zeitalter der Digital-Souveränität – oder wie man in Brüssel sagt: Ups.

Cloud: Der Käfig, in den wir freiwillig hineingelaufen sind

Cloud-Dienste sind wahnsinnig praktisch. Programme direkt im Browser, keine Installationen, keine Updates… dafür automatisch steigende Preise, automatische Abhängigkeit und automatischer Kontrollverlust.

Am Anfang klang es wie ein Schnäppchen: „Wir übernehmen alles für Sie!“
Jetzt ist es eher: „Wir übernehmen alles für Sie – und Sie kommen hier nie wieder raus.“

Ein Umstieg?
Technisch möglich, praktisch so realistisch wie ein Einhorn im Straßenverkehr.

Wenn ein Anbieter hustet, bekommt Europa Fieber

Ein kleiner Ausfall hier, ein kurzgeschlossenes Serverzentrum da – und schon sitzt der halbe Kontinent da wie früher beim Stromausfall:
„Hat jemand Kerzen? Und einen Füller?“

Die Technik fällt selten aus, die Politik dafür umso gern.

Inzwischen wird in Europa ernsthaft gefragt:
„Was passiert eigentlich, wenn die USA mal richtig sauer werden?“

Tja. Dann könnte es dunkel werden – nicht im Wohnzimmer, aber im Internet. Und wir würden alle erfahren, wie es damals war, als man Dokumente noch lokal speicherte.

Theoretische Szenarien? Ach, wie beruhigend

Es hat ja schon Beispiele gegeben, in denen Einzelpersonen plötzlich keinen Zugriff mehr auf ihre Konten, E-Mails oder digitalen Existenzreste hatten – einfach, weil es politisch gerade gut gepasst hat.

Das wirft die charmante Frage auf:
Was, wenn so ein Knopfdruck plötzlich ein ganzes Europa betrifft?

Ein Experte beruhigt: „Sehr unwahrscheinlich.“
Ah ja. Dasselbe hat man über Pandemien, Finanzkrisen und schiefgegangene Frisuren auch gesagt.

Digitale Unabhängigkeit – in 300 einfachen Schritten

Europa will „digital souverän“ werden. Ganz bestimmt. Irgendwann.
Leider ist das ein „iterativer Prozess“.
Das ist die elegante Art zu sagen:
„Wir fangen mal an, und vielleicht sind wir 2070 fertig.“

Zur Motivation wird gern an Airbus erinnert:
„Wir haben ja auch ein Flugzeug gebaut, das fliegen kann.“
Stimmt. Nur braucht man für ein Office-Programm nicht ganz so viel Aerodynamik.

US-Rechenzentren in Europa: Daten geografisch hier, Zugriff rechtlich dort

Auch wenn hierzulande stolz mit europäischen Serverstandorten geworben wird – der Zugriff hängt am US-Recht.

Kein Limit, keine Grenzen, keine Hemmungen.
Einfach global durchgreifen wie beim Rabatt im Online-Shop.

Doch Europa hat Pläne:

  • eine eigene Cloud (Version 173.0, Hoffnung aktiv)

  • eigene KI (sofern sie nicht von US-Startups aufgekauft wird)

  • weniger Abhängigkeit (irgendwann, vielleicht, mal schauen)

Und sogar das Militär nutzt jetzt keine proprietäre Software mehr, sondern Open Source.
Das ist ungefähr so, als würde man sagen:
„Wir lösen uns von Fast Food“ – und gleichzeitig vor McDonald’s parken.


Fazit: Europa ist digital souverän – theoretisch, vielleicht, irgendwann

Aktuell hängt Europas Internet an einem seidenen Faden, der durch den Atlantik führt und bei schlechtem Wetter politisch reißen könnte.

Bis eine echte europäische Lösung existiert, bleibt nur die Hoffnung, dass niemand in den USA aus Versehen den falschen Knopf drückt. Oder absichtlich.

Falls es doch passiert, sehen wir uns alle wieder – beim Faxgerät.

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