Europa ist empört. Wieder einmal. Diesmal darüber, dass Donald Trump und Wladimir Putin den Ukraine-Krieg untereinander „verhandeln“ – und Europa nicht eingeladen ist. Während sich die USA und Russland in Saudi-Arabien zu gemütlichen Friedensgesprächen treffen, rufen die europäischen Staatschefs hektisch einen „Notfallgipfel“ in Paris ein. Denn nichts symbolisiert politische Handlungsfähigkeit besser als ein eilig angesetztes Treffen mit bedeutungsvollen Gesichtern und teuren Häppchen.
„Einmalige Gelegenheit“, „historischer Moment“, „unfassbare Dreistigkeit!“ – die Wortwahl der europäischen Staats- und Regierungschefs schwankt irgendwo zwischen Größenwahn und Beleidigtsein. Britanniens Premier Keir Starmer spricht von einem „once in a generation moment“ für die nationale Sicherheit. Was er meint: „Wir haben komplett die Kontrolle verloren, aber das klingt besser.“
Trump und Putin: Der „Friedensgipfel“, der keiner ist
Während Europa sich also selbst bemitleidet, macht Trump das, was Trump am besten kann: sich selbst feiern. „Wir arbeiten hart an einem Frieden mit Russland, Ukraine und überhaupt der ganzen Welt“, ließ er am Wochenende verlauten. Blöd nur, dass die Ukraine von diesem „Frieden“ erst aus den Nachrichten erfahren hat.
Das ist ungefähr so, als würde jemand bei einer Eigentümerversammlung entscheiden, dein Haus zu verkaufen – und du erfährst es erst, wenn die Umzugsfirma vorfährt.
Und Europa? Darf die Kisten schleppen.
Riad als neuer Nabel der Welt?
Die Wahl des Verhandlungsorts ist auch bemerkenswert: Saudi-Arabien. Ein Land, das sich traditionell durch seine grenzenlose Liebe zu Demokratie und Menschenrechten auszeichnet (Ironie-Alarm). Aber natürlich „passt“ Riad laut Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sowohl Russland als auch den USA. Übersetzung: Ein neutraler Ort, wo man ungestört mit autoritären Herrschern Deals abschließen kann, ohne dass lästige Demokratien dazwischenfunken.
Wladimir Putin feiert diesen geopolitischen Coup wohl mit einem Extragläschen Wodka. Der russische Chefverhandler, Kirill Dmitrijew, trifft sich in Riad bereits fleißig mit den Amerikanern – nicht nur um den Ukraine-Krieg zu „lösen“, sondern auch, um die US-russischen Wirtschaftsbeziehungen zu „stärken“. Schließlich muss jemand die russische Kriegswirtschaft mit westlichen Ersatzteilen versorgen.
Europa? Tja, Pech gehabt.
Während Trump also Putins internationale Isolation offiziell beendet, NATO-Gegnern in Europa zuwinkt und mal eben über die Köpfe der Betroffenen hinweg „verhandelt“, bleibt der EU nur eines: hektische Schadensbegrenzung.
Frankreichs Präsident Macron trommelt alles zusammen, was Rang und Namen hat – und vermutlich noch ein paar Praktikanten, damit der Raum voller aussieht. Kanzler Scholz schweigt bedeutungsvoll, während Großbritanniens Keir Starmer andeutet, dass britische Soldaten nach Kiew entsandt werden könnten. Klingt nach entschlossener Führung – bis man realisiert, dass er eigentlich nur reagiert, weil Trump Europa den Stuhl unter dem Hintern weggezogen hat.
Die Realität ist: Die USA haben sich aus dem bisherigen transatlantischen Konsens verabschiedet. Und Europa? Muss sich nun entscheiden:
- Passiv zusehen, wie Trump und Putin über ihre Zukunft entscheiden
- Oder tatsächlich politische Eigenverantwortung übernehmen – inklusive realer militärischer Abschreckung
Erfahrungsgemäß wird Europa eine dritte Option bevorzugen: Beschweren, protestieren, Krisengipfel abhalten – und dann abwarten, was Washington beschließt.
Das neue Machtgefüge: Amerika entscheidet, Russland jubelt – und Europa staunt
Egal, was in Riad beschlossen wird – der Ukraine-Krieg wird wohl nicht durch eine Trump-Putin-Romantik enden. Aber eine Sache steht fest:
- Putin ist wieder wer.
- Trump inszeniert sich als großer Dealmaker.
- Und Europa? Sitzt mit gesenktem Kopf in der Ecke und wartet, bis es zum nächsten Gipfel eingeladen wird.
Vielleicht kommt irgendwann der Tag, an dem Europa aufwacht und realisiert, dass es selbst für seine Sicherheit verantwortlich ist. Heute ist dieser Tag nicht.
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