Nach dem turbulenten Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sind die Aktien europäischer Rüstungsunternehmen am Montag sprunghaft gestiegen. Anleger erwarten nun massive Investitionen in die Verteidigung Europas, da die transatlantischen Beziehungen zunehmend unsicher erscheinen.
Stärkster Kursanstieg seit Jahren
Der STOXX Europe Total Market Aerospace & Defense Index verzeichnete am Montag bis zum frühen Nachmittag einen Anstieg von fast 7,9 % – der größte Tageszuwachs seit fünf Jahren. Seit Jahresbeginn ist der Index bereits um über 30 % gestiegen.
Besonders profitierten einzelne Rüstungsfirmen:
- Die Aktie des deutschen Rheinmetall legte um 12,9 % zu.
- Der britische Rüstungskonzern BAE Systems stieg um 14,3 %.
- Der italienische Hersteller Leonardo gewann 12,1 % an Wert.
Hintergrund dieser Kursrallye ist die wachsende Sorge, dass sich die USA als bisherige Schutzmacht Europas zurückziehen könnten.
Wachsende Unsicherheit nach Trump-Selenskyj-Treffen
Beim Treffen im Weißen Haus hatte Trump Selenskyj vor laufenden Kameras scharf kritisiert und ihm vorgeworfen, keinen Frieden mit Russland anzustreben. Eine klare Sicherheitsgarantie für die Ukraine verweigerte Trump erneut.
Dies verstärkte die Befürchtungen europäischer Regierungen, dass sich die USA aus ihrer traditionellen Rolle als Garant der europäischen Sicherheit zurückziehen könnten. Ein Umdenken in der Verteidigungspolitik Europas scheint unausweichlich.
Von der Leyen fordert „dringende“ Aufrüstung Europas
Beim Ukraine-Gipfel in London am Sonntag betonte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen die Notwendigkeit einer drastischen Erhöhung der Verteidigungsausgaben.
„Nach einer langen Zeit der Unterinvestition ist es jetzt von größter Bedeutung, die Verteidigungsausgaben für eine längere Zeit zu erhöhen.“
Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach sich für eine deutliche Aufstockung aus. Während die EU-Länder 2024 rund 1,9 % ihres BIP für Verteidigung aufwendeten, fordert Macron eine Erhöhung auf 3 bis 3,5 %. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg sieht den idealen Wert sogar bei über 3 % des BIP.
Fazit: Europa rüstet sich für eine ungewisse Zukunft
Laut Analysten von Berenberg müssen sich die europäischen NATO-Staaten darauf einstellen, mehr in ihre eigene Sicherheit zu investieren. Der Chefökonom der Bank, Holger Schmieding, betont:
„Europa kann noch darauf hoffen, dass die USA es verteidigen – aber es kann sich nicht mehr zu 100 % darauf verlassen.“
Die aktuellen Entwicklungen zeigen: Europa steht vor einer sicherheitspolitischen Wende, die nicht nur militärische, sondern auch wirtschaftliche Auswirkungen hat. Die Rüstungsindustrie gehört dabei zu den ersten Profiteuren.
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