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EU-Zeitumstellung: Der Running Gag, der einfach nicht aufhört

grunzibaer (CC0), Pixabay
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Es ist wieder soweit – das alljährliche Ritual der kollektiven Verwirrung hat Europa fest im Griff.
Jetzt werden die Uhren eine Stunde zurückgestellt, und ganz Europa fragt sich erneut: „Warum machen wir das eigentlich noch mal?“

Die Antwort: Weil wir es können.
Oder besser gesagt: Weil die EU es nicht lassen kann, sich seit 2018 über diese eine Stunde zu streiten.


Seit sechs Jahren im Zeitloch – Brüssel sucht die verlorene Stunde

Was als kleine technische Maßnahme begann, ist mittlerweile der Running Gag der Europäischen Union.
Bei jeder Pressekonferenz in Brüssel stellt irgendjemand die Frage:

„Wie steht’s denn mit der Abschaffung der Zeitumstellung?“

Und jedes Mal antwortet ein Sprecher der EU-Kommission trocken:

„Es war Zeit.“

Danach folgt die jährlich wortgleiche Erklärung, dass „der Ball jetzt bei den Mitgliedsstaaten liege“ – also ungefähr da, wo auch alle anderen ungelösten EU-Projekte liegen: neben der Steuerreform und der einheitlichen Ladebuchse für Toaster.


Die große Umfrage von 2018 – Deutschland klickt, Europa gähnt

2018 durften die Bürgerinnen und Bürger in einer EU-weiten Onlineumfrage abstimmen, ob sie die Zeitumstellung behalten wollen.
Das Ergebnis war eindeutig: 84 Prozent sagten „Weg damit!“
aber 80 Prozent dieser Stimmen kamen aus Deutschland.

Kurz gesagt: Die Deutschen waren dagegen, die anderen wussten nicht, dass es die Umfrage überhaupt gab.

Daraufhin beschloss das EU-Parlament 2019 heldenhaft, die Zeitumstellung bis 2021 abzuschaffen.
Das war vor vier Jahren.
Seitdem hat man sich erfolgreich darauf geeinigt, sich nicht zu einigen.


Spanien verliert die Geduld – und ein bisschen die Fassung

Der spanische Premier Pedro Sánchez hat mittlerweile genug von der europäischen Zeitschleife.

„Offen gesagt, sehe ich darin keinen Sinn mehr“,
sagte er in einem Video auf X.

Er meinte wohl die Zeitumstellung – manche glauben aber, er sprach über die EU im Allgemeinen.

Sánchez will, dass ab 2026 Schluss ist mit der Uhrendreherei. Ein ambitioniertes Ziel – immerhin arbeitet die EU noch an der Umsetzung von Beschlüssen aus 2008.


Finnland: „Es ist höchste Zeit!“ – aber sowieso immer dunkel

Auch aus Finnland kommen Rufe nach Veränderung.
Die EU-Abgeordnete Anna-Maja Henriksson schrieb an die Kommission, es sei „höchste Zeit“, die Zeitumstellung zu beenden.

In Finnland ist das leicht zu fordern – dort ist es im Sommer 23 Stunden hell und im Winter 23 Stunden dunkel.
Die Uhrzeit ist also eher ein theoretisches Konzept.


Österreich sagt: Sommerzeit forever

Österreich dagegen will lieber ewig Sommerzeit.
Wahrscheinlich, weil man das Wort „Sommer“ einfach schöner findet als „Normalzeit“.

Laut Umfragen 2018 ist die Bevölkerung ebenfalls dafür.
Allerdings war das auch die Umfrage, bei der 12 Prozent dachten, sie stimmen über den Eurovision Song Contest ab.


Energiesparen? Eher nicht.

Ursprünglich sollte die Zeitumstellung ja helfen, Energie zu sparen.
Doch laut Studien spart man damit ungefähr so viel Strom, wie man braucht, um die Uhr am Backofen umzustellen.

Dafür leidet laut einer Forsa-Umfrage jeder dritte Deutsche unter der Umstellung.
Die restlichen zwei Drittel leiden einfach allgemein.

Fazit: Europa, stell dich nicht so an

Solange sich die Mitgliedsstaaten nicht einigen, bleibt alles beim Alten –
oder eben beim Neuen, das zweimal im Jahr alt wird.

Im März wird dann wieder gefragt:

„Wie steht’s um die Abschaffung der Zeitumstellung?“

Und die Kommission wird antworten:

„Wir arbeiten dran. Die gute Nachricht: Sie dürfen wieder eine Stunde weniger schlafen.“

Europa – das ist eben ein Ort, wo die Zeit nie stillsteht,
aber auch nie wirklich weitergeht. 🕰️🇪🇺

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