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EU-Kommission startet Kartelluntersuchung – Deutsche Börse und Nasdaq im Visier

mkweb2 (CC0), Pixabay
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Die Europäische Kommission hat ein förmliches Kartellverfahren gegen zwei Schwergewichte der globalen Finanzwelt eingeleitet: die Deutsche Börse AG und die US-amerikanische Nasdaq. Nach Angaben aus Brüssel besteht der Verdacht auf wettbewerbswidrige Absprachen, die tief in das Herz des europäischen Finanzsystems reichen könnten.

Konkret prüft die Kommission, ob die beiden Börsenbetreiber im Handel mit Finanzderivaten – also Verträgen, mit denen Anleger auf Kursbewegungen spekulieren oder Risiken absichern können – Preise abgesprochen oder sensible Marktinformationen ausgetauscht haben. Solche Praktiken würden gegen das EU-Wettbewerbsrecht verstoßen, das Absprachen zwischen Konkurrenten strikt verbietet.

Verdacht auf Preisabsprachen bei Finanzinstrumenten

Im Zentrum der Untersuchung steht die Frage, ob die Deutsche Börse und die Nasdaq durch informelle Absprachen versucht haben, ihre jeweiligen Marktpositionen zu sichern oder Konkurrenten aus dem Handel mit bestimmten Derivaten herauszuhalten. Nach ersten Erkenntnissen könnte es sich um einen koordinierten Informationsaustausch gehandelt haben, bei dem Daten zu Preisen, Marktanteilen oder Strategien geteilt wurden.

Ein Sprecher der Europäischen Kommission erklärte, man werde die „mögliche Beeinträchtigung des Wettbewerbs bei wichtigen Finanzprodukten“ gründlich prüfen. Ziel sei es, sicherzustellen, dass europäische Anleger und Unternehmen faire Marktbedingungen vorfinden.

Deutsche Börse unter Druck – Aktie verliert deutlich

An den Kapitalmärkten sorgte die Nachricht sofort für Nervosität. Die Aktie der Deutschen Börse AG fiel am Vormittag um rund sechs Prozent, nachdem die Untersuchung öffentlich bekannt wurde. Analysten sehen den Kursrückgang als Reaktion auf die Unsicherheit über mögliche Strafen oder regulatorische Maßnahmen, sollte sich der Verdacht bestätigen.

Kartellverstöße können in der EU empfindliche Konsequenzen haben: Die Kommission kann Geldbußen von bis zu zehn Prozent des weltweiten Jahresumsatzes eines Unternehmens verhängen. Bei der Deutschen Börse, deren Umsatz im Milliardenbereich liegt, wären das potenziell Summen in dreistelliger Millionenhöhe.

Nasdaq äußert sich zurückhaltend – Deutsche Börse verweist auf Kooperation

Während sich die Nasdaq zunächst nicht zu den Vorwürfen äußerte, ließ ein Sprecher der Deutschen Börse verlauten, man arbeite „vollumfänglich mit den europäischen Behörden zusammen“ und sei „zuversichtlich, dass sich alle Fragen im Sinne der Transparenz klären lassen“.

In Finanzkreisen wird die Untersuchung allerdings als Signal mit Sprengkraft gewertet: Die Kommission nimmt damit erstmals gezielt die Handelsinfrastrukturen selbst – also die Betreiber der Märkte – ins Visier, nicht nur die teilnehmenden Banken oder Broker.

Mögliche Folgen für den europäischen Derivatemarkt

Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, könnte der Fall weitreichende Folgen für den gesamten europäischen Derivatemarkt haben. Eine Verzerrung des Wettbewerbs in diesem Bereich würde nicht nur professionelle Händler betreffen, sondern auch institutionelle Investoren, Fonds und Versicherer, die auf faire Preisbildung angewiesen sind.

Zugleich dürfte die Untersuchung den Druck auf die Branche erhöhen, ihre Transparenzpflichten und internen Kontrollmechanismen zu verschärfen.

Fazit

Mit der Untersuchung gegen die Deutsche Börse und die Nasdaq setzt die EU-Kommission ein deutliches Zeichen: Selbst die mächtigsten Akteure an den Finanzmärkten stehen nicht über dem Gesetz. Ob sich der Verdacht auf Preisabsprachen und Informationsaustausch bewahrheitet, wird die kommenden Monate zeigen – doch schon jetzt ist klar: Das Vertrauen in die Integrität der Märkte steht auf dem Prüfstand.

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