Im hochbrisanten Fall Jeffrey Epstein kommt erneut Bewegung: Ein US-Bundesgericht in Florida hat die Freigabe bestimmter Gerichtsunterlagen angeordnet – ein bemerkenswerter Schritt in einem der undurchsichtigsten und umstrittensten Missbrauchsskandale der letzten Jahrzehnte. Die Entscheidung fiel wenige Tage, nachdem US-Präsident Donald Trump unter wachsendem politischem Druck ein Gesetz zur Offenlegung der geheim gehaltenen Ermittlungsakten unterzeichnet hatte.
Konkret geht es um Protokolle einer sogenannten Grand Jury – einem Gremium aus Geschworenen, das in den Vereinigten Staaten auf Grundlage von Beweismitteln entscheidet, ob strafrechtliche Anklage erhoben wird. Die betroffenen Unterlagen stammen aus Bundesverfahren gegen den verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein sowie seine langjährige Komplizin Ghislaine Maxwell, die inzwischen zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt wurde.
US-Bezirksrichter Rodney Smith stellte in seiner Entscheidung klar, dass das neue Gesetz, das eine vollständige Offenlegung verlangt, Vorrang vor bestehenden rechtlichen Schranken habe – insbesondere vor jener Regelung, die üblicherweise die Vertraulichkeit von Grand-Jury-Verfahren schützt. „Der Gesetzgeber hat mit dem neuen Gesetz unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, dass die Öffentlichkeit ein überragendes Interesse an Transparenz in diesem Fall hat“, heißt es in der gerichtlichen Begründung.
Noch im Sommer hatte eine andere Bundesrichterin einen ähnlichen Antrag auf Aktenfreigabe abgelehnt. Nun hat sich das Blatt gewendet: Das US-Justizministerium ist verpflichtet, sämtliche relevanten Dokumente bis spätestens 19. Dezember zu veröffentlichen. Welche Namen, Verbindungen oder Details diese Papiere tatsächlich enthalten, bleibt vorerst offen – doch Beobachter rechnen mit politischen und gesellschaftlichen Erschütterungen.
Epstein war 2019 unter bis heute umstrittenen Umständen in einer Gefängniszelle in New York tot aufgefunden worden. Er hatte ein weitverzweigtes Netzwerk sexueller Ausbeutung junger Mädchen aufgebaut, in dem auch Prominente, Politiker und Unternehmer eine Rolle gespielt haben sollen. Der öffentliche Druck, diese Verbindungen offenzulegen, war in den vergangenen Jahren stetig gewachsen.
Ironischerweise hatte Trump selbst im Wahlkampf stets eine vollständige Offenlegung der Epstein-Akten gefordert – als Präsident blockierte er sie jedoch lange Zeit. Erst unter massivem parlamentarischem Druck lenkte er ein und unterzeichnete das entsprechende Gesetz Ende November.
Mit der nun richterlich angeordneten Veröffentlichung rückt eine Phase der Aufarbeitung näher. Die Hoffnung vieler Missbrauchsopfer, dass nach Jahren des Schweigens und Vertuschens endlich Klarheit herrscht, erhält neuen Auftrieb. Doch ebenso groß ist die Sorge vor dem, was die Dokumente tatsächlich zutage fördern könnten. Denn eines ist klar: Die Geschichte rund um Jeffrey Epstein ist noch lange nicht auserzählt.
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