In den USA tropft es weiter. Nicht aus der Decke, sondern aus den Epstein-Akten. Dieses Mal fielen wieder ein paar neue Fotos aus dem Archiv des verstorbenen Multimillionärs: Donald Trump, Bill Clinton, Steve Bannon, Richard Branson – ein Klassentreffen der Mächtigen, fotografiert im Umfeld eines Mannes, dessen Name heute ungefähr so viel Charme hat wie ein Rauchmelder um drei Uhr morgens.
Die Fotos beweisen – juristisch gesehen – exakt gar nichts. Sie zeigen lediglich, dass sich sehr reiche und sehr einflussreiche Menschen früher gern dort aufhielten, wo sehr reiche und sehr einflussreiche Menschen eben so abhängen. Neu ist das alles nicht. Überraschend war an diesem Freitag etwas ganz anderes: eine Umfrage.
Denn laut Reuters/Ipsos glauben erstaunlich viele Amerikaner, dass Donald Trump zumindest irgendetwas von Epsteins dubiosen Aktivitäten gewusst haben könnte. Oder, frei übersetzt: „Ach komm, der wird doch nicht ahnungslos gewesen sein.“
Nur 18 Prozent der Befragten halten es für „wahrscheinlich“, dass Trump nichts wusste. 60 Prozent sagen dagegen: eher nicht. Selbst bei den Republikanern kratzt das Vertrauen – 39 Prozent glauben, Trump wusste Bescheid, 34 Prozent glauben es nicht. Der Rest sitzt vermutlich vor dem Fernseher und murmelt: „Wir warten mal ab.“
Eine ältere Umfrage setzte noch einen drauf: Fast die Hälfte der Amerikaner hielt es für möglich, dass Trump sogar selbst in Straftaten verwickelt gewesen sein könnte. Nur ein Viertel schloss das kategorisch aus. Der Rest war neutral – was in diesem Kontext ungefähr so klingt wie: „Wir wären nicht schockiert.“
Natürlich – und das wird pflichtbewusst betont – Trump ist nicht angeklagt, nicht verurteilt und bestreitet jede Beteiligung. Aber das hat die öffentliche Fantasie selten aufgehalten. Drei Viertel der Amerikaner halten es zumindest für denkbar, dass der Präsident der Vereinigten Staaten entweder etwas wusste oder lieber nichts wissen wollte. Ein erstaunlicher Vertrauensvorschuss – nach unten.
Das Weiße Haus reagiert routiniert: Demokratische Verschwörung, die Mails beweisen „absolut nichts“, Trump habe mehr für Epsteins Opfer getan als alle anderen zusammen. Punkt. Akte zu. Bitte weitergehen.
Blöd nur: Trump hat selbst einiges dazu beigetragen, dass der Verdacht nicht so recht verschwinden will. Widersprüchliche Aussagen über seine Beziehung zu Epstein, späte Eingeständnisse rund um Ghislaine Maxwell und eine gewisse historische Neigung zu unglücklichen Zitaten – Stichwort „Frauen auf der jüngeren Seite“.
Sogar Epstein selbst schrieb in E-Mails sinngemäß: „Natürlich wusste er von den Mädchen.“ Ob das stimmt? Unklar. Ob es hilfreich ist? Eher nicht.
Nun tickt die Uhr. In weniger als einer Woche sollen weitere Akten veröffentlicht werden. Vielleicht kommt der große Knall. Vielleicht auch nur weitere Fotos, weitere Namen, weiteres Stirnrunzeln.
Fest steht:
Wenn man nichts zu verbergen hat, sollte man vielleicht nicht so aussehen, als hätte man etwas zu verbergen. Und genau darin liegt das politische Problem für Donald Trump – weniger die Beweise, sondern der Eindruck.
Oder wie es viele Amerikaner offenbar denken:
„Schuldig? Keine Ahnung. Aber ganz unschuldig? Hm …“
Und das ist bekanntlich keine besonders komfortable Ausgangslage für einen Präsidenten.
Kommentar hinterlassen